Ein starker Gegenwind bewirkt eine niedrigere Anfluggeschwindigkeit. Ist ein starker Gegenwind in Bodennähe jedoch geringer, weil sich der Wind abbremst?
Sodass ein Verkehrsflugzeug plötzlich durchsacken könnte, weil durch die geringere Windgeschwindigkeit die Eigengeschwindigkeit des Flugzeugs zu gering ist um den Auftrieb zu erhalten?
3 Antworten
Das Phänomen kann vorkommen und ist entsprechend gefährlich. Es ist aber sehr selten.
Verkehrsflugzeuge messen das mit Radar und warnen die Piloten (Windshear).
Airbus nutzt hierfür eine Mechanik die sich "Ground Speed Mini Function" nennt. Grundsätzlich reduziert das Flugzeug immer auf eine Geschwindigkeit von Vref+10 für die jeweilige Klappenstufe um einen gewissen Sicherheitsabstand zu den Low Energy Protections zu haben. Mit der auswahl der "letzten" Klappenstufe (Conf 3 oder Full) berücksichtigt der Flieger allerdings die Groundspeed des Fliegers, anstelle des Indicated Airspeed. Das bedeutet, dass der Flieger den in der Approach-Page eingetragenen Bodenwind nutzt und daraus die Vapp (also die Endanfluggeschwindigkeit) berechnet. Diese wird dann als Ziel für den Groundspeed bei Touchdown genutzt. Beim A320 also etwas zwischen 140 und 120 Knoten. Sollte ein Flugzeug jetzt in 2000 Fuß höhe jedoch deutlich andere Winde haben(stärker oder aus einer anderen Richtung), wird als Zielgeschwindigkeit entsprechend erhöht, das der Flieger trotzdem den gleichen Groundspeed fliegt. Nimmt wärend des Sinkflugs dann die Windgeschwindigkeit ab, reduziert sich entsprechend die IAS, aber der Groundspeed bleibt trotzdem gleich.
Natürlich gilt das problem mit Winshear Warnungen weiterhin, also sowohl ein Predictive Windshear als auch ein tatsächlicher Shear führt zu einem Go Around, durch diese höheren Margen der GS Mini Function sollte es aber trotzdem nicht zu drastischem Höhen oder Kontrollverlust kommen
Die Windverhältnisse in der „bodennahen Reibungsschicht“ sind immer kritisch, ebenso wie Scherwinde. Im Extremfall kann die Geschwindigkeit im Luftstrom plötzlich zu gering sein, sodass die Gefahr eines Strömungsabrisses besteht. Deshalb würde ich bei einem Landeanflug mit einem Fixed Wing immer die obere Grenze der zulässigen Landegeschwindigkeit wählen (wenn die Länge der Landebahn das zulässt).
Dieses Problem kennt der Pilot eines Rotary Wings (mein Betätigungsfeld) nicht in dem Ausmaß
Ja, das hat natürlich etwas mit der Massen zu tun, die in den Triebwerken beschleunigt werden müssen.
Allerdings hinkt der Vergleich etwas, denn moderne Drehflügler haben keinen (während dem Hochfahren) entkoppelten Hauptrotor mehr. Das heißt, die Turbinen müssen beim Anlassen den schweren Hauptrotor mitbeschleunigen.
Anders ist das, wenn ich in einem (simulierten) Notverfahren im Flug die Triebwerke auf Leerlauf nehme. Stelle ich fest, dass das Notverfahren kritisch verläuft, knalle ich die Leistungshebel in Sekundenbruchteilen von Idle auf Flight, denn da dreht der Rotor schon voll, und ich muss kein Abscheren der Antriebswellen befürchten. Die Triebwerke sind dann innerhalb von 2-3 Sekunden voll belastbar.
"Allerdings hinkt der Vergleich etwas, denn moderne Drehflügler haben keinen (während dem Hochfahren) entkoppelten Hauptrotor mehr. Das heißt, die Turbinen müssen beim Anlassen den schweren Hauptrotor mitbeschleunigen."
Ich musste das zwei Mal lesen, denn ist das nicht ein Rückschritt in die Helikopter-Steinzeit? Warum macht man das? Dafür braucht doch immens Energie beim Triebwerk anlassen?
Ich kenne von früher noch den seligen Bell UH-1D Huey, wenn ich mich recht erinnere musste damals der Hauptrotor mit der Turbine mitbeschleunigt werden
Das ist kein Rückschritt. Ich erspare mir dadurch eine Kupplung. Beim normalen Hochfahren sind Rotor und Triebwerke in etwa 30 Srkunden belastbar.
Bei Hubschraubern mit Kupplung fährst du erst die Triebwerke hoch, danach erfolgt erst das Beschleunigen des Rotors.
Wenn ich beim Militär mit meinem Kampfhubschrauber schnell weg muss, dann schaffe ich das nach dem Einsteigen in 30 Sekunden, und ich bin weg.
Ein Hubschrauber mit Kupplung braucht 2 Minuten.
Richtig, schon auf der Huey lief der Rotor sofort mit. Allerdings dauerte das Hochfahren trotzdem etwa 4 Minuten, weil der Hauptrotor eine immense Masse hatte.
Genau in diese Richtung ging meine Frage, analog zur energiearmen Grenzschicht an einem Flugzeugrumpf/Flügel. Militärjets haben ja dafür die splitter plates an den Lufteinläufen, damit diese energiearme Grenzschicht nicht in den Verdichter gerät
Während die Fan-Triebwerke moderner Verkehrsflugzeuge dafür bis zu 12 Sekunden brauchen?