Echte historische Romane - oder Alternative Geschichte "Was wäre passiert, wenn" - was lest Ihr lieber?

8 Antworten

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Wenn der Autor es versteht einen Spannungsbogen aufzubauen und der Inhalt der Geschichte eine Handlung hat, deren Inhalt logisch gut durchdacht ist, dann kann auch eine Geschichte in einer Parallelwelt spannend zu lesen sein.

Ein historischer Roman mit offentsichtlichen inhaltlichen geschichtlichen Fehlern würde mir weniger gefallen. Der Autor sollte sich da schon an den historischen Gegebenheiten möglichst halten oder die Änderungen in irgendeiner Form kannzeichnen.

Dazu ein paar Beispiele zum verdeutlichen:

Umberto Ecco "Der Name der Rose": Sehr wortgewandt mit exzellent aufgebauten Spannungsbogen. Die Orte und Personen des Geschehens sind fiktiv, dennoch hätte sich die Geschichte so in Europa im Mittelalter zutragen können.

Gillian Bradshaw "Der Leuchtturm von Alexandria": Sehr spannend aufgebaut mit einem Spannungsbogen, der zwischendurch immer wieder überrascht. Die Hauptpersonen und ihre Geschichte sind fiktiv. Die Hintergrundinformationen scheinen zu stimmen. Der Handlungsstrang ist in sich logisch.

Kenn Follet "Die Jahrhundert-Saga": Sehr spannende fiktive Familiengeschichte, welche in 4 Bänden vom Beginn bis zum Ende des 20. Jahrhunderts spielt und deren Hintergrundinformationen sehr viel an Wissen aus der Zeit enthält, was sonst kaum bekannt ist. Beim lesen vielen mir immer wieder Dinge auf, die ich selbst erlebt hatte ohne sie wirklich zu begreifen und erst dank der Informationen in diesen Roman dann verstanden habe.

James A. Michener "Mazurka": Was ich zum Autor scheibe gilt auch für die anderen Romane von ihm. Eine fiktive Familie und ihre Erlebnisse wird mit viel Hintergrundwissen auch zu traditionellen Verhaltensweisen des Volkes, in dem der jeweilige Roman spielt erzählt. Dabei beruhen die Einzelheiten der Familienerlebnisse auf Fakten, welche tatsächlich passiert sind. James A. Michener schafft es, viele Einzelheiten von Ereignissen, welche historische Personen erlebt haben, zu einer in sich geschlossenen Geschichte zu vereinen. Dabei gibt er das Denken von Menschen aus der Zeit des jeweiligen Landes realistisch wieder, sodass man nach dem Lesen seiner historischen Länderromane viel besser versteht, warum in welchen Land etwas passieren konnte. Bei meinen Reisen durch Polen habe ich einiges gesehen und erlebt, was mich an den Roman "Mazurka" erinnerte. Sehr beeindruckt war ich auch von seinem Roman "Karawanen der Nacht", der spielt in Afghanistan von 1946 und wurde von James A. Michener 1963 geschrieben. Es ist eins seiner kleineren Werke, doch nach dem lesen konnte ich vieles, was danach in Afghanistan passierte besser verstehen.

Boleslaw Prus "Der Pharao": Zweibändige Biographie vor etwa hundert Jahren geschrieben über den Pharao Ramses XIII. am Ende der 20. Dynastie. Damas war es ein Erfolgsroman der sogar verfilmt wurde https://de.wikipedia.org/wiki/Pharao_(Film) Der Roman spielt in den letzten Tagen der 20. Dynastie, über deren tatsächliche Ereignisse es keine Primärquelle gibt. Es ist nicht einmal gesichert, ob Ramses XIII. regiert hat. Es gibt nur geringe Anzeichen für seine Regierung. Die Geschichte ist in sich spannend und erstaunlich "modern" inhaltlich geschrieben, wenn man bedenkt, wann der Schriftsteller lebte und den Roman verfasste. Vieles im Roman erinnert an den Pharao Echnaton der 18. Dynastie und durch die Verlegung seines Romans in eine spätere Zeit und eines anderen -eventuell erfundenen- Pharaos war der Autor freier in seiner Erzählung. Der Roman ist stimmig aufgebaut und hat eine allgemeine Botschaft über menschliches Verhalten und allgemeine Problematiken. Historische Fakten sind jedoch extrem fantasievoll ergänzt und verändert worden, sodass ich es besser finde, wenn durch einen Nachtrag beschrieben würde, was den historischen Erkenntnissen zufolge stimmt und was der Fantasie die Autors entsprungen ist.


Neugier4711  27.05.2024, 18:00

Vielen lieben Dank für den Stern.

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Historische Romane sind absolut nicht meins. Ich habe einen Geschichtslehrer geheiratet, ich kann nicht mal Dokus schauen, ohne dass kommentiert wird... XD

Worlds of if finde ich dagegen recht spannend, wenn es gut gemacht ist. Timeline, die Unsterblichen, die Zeitmaschine. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, dessen Alltag sich um alternative Szenarien rankt.

Woher ich das weiß:Hobby – Leseratte von Anfang an (SF+Fantasy)

Wenn es um historische Ereignisse geht, bitte nix Fiktives.

Man will ja auch was lernen beim Lesen.

Wenn jemand einen historischen Roman plant, muss der Autor sich klar darüber sein, dass er auch dafür tatsächliche Historie verwenden muss.

Es sei denn er plant einen reinen Fiktionsroman. Das ist dann künstlerische Freiheit. Damit kann dann jeder umgehen, der solche Romane lesen möchte.

Aber da hat er mich dann als potentiellen Leser verloren, denn wenn es um eine historische Story geht, möchte ich aus dem betreffenden Jahrzehnt/Jahrtausend auch echte Fakten erfahren. Alles andere ist für mich langweilig und lenkt mich dann definitiv von der eigentlichen Lektüre ab.

Ich finde alternative Geschichte nicht besonders interessant, historische Romane hingegen sehr, wenn sie realistisch und gut gemacht sind.

Ein historischer Roman sollte sich schon an den geschichtlichen Gegebenheiten orientieren und Fakten halten. Dabei kann er natürlich fiktive, aber mögliche Charaktere und Ereignisse erzählen, eine eigene Perspektive hinsichtlich der gesellschaftlichen Verhältnisse einnehmen.

Von Frauen ausgeübte starke Rollen entsprechen mitunter evtl. ebenfalls eigenem Wunschdenken, stehen aber durchaus in Einklang mit dem geschichtlichen Verlauf.

Alles andere verliert für mich sehr schnell seinen Sinn und gerät mehr oder weniger zu besserer Fantasy. Geschichtlich stattgefundene Ereignisse waren ja immer auch Weichenstellungen, teilweise sogar vielleicht längerfristig und insgesamt gesehen alternativlos.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung