"Die kürzesten Wörter, nämlich ja und nein, erfordern das meiste Nachdenken." Pythagoras von Samos, griechischer Philosoph und Mathematiker? Warum ist das so?

7 Antworten

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Beides sind absolute Formulierungen, die keine Variablen zulassen.

Wahrheit

Wenn eine Frage aufkommt, wie "Ist die Erde eine Scheibe?" muss man zunächst eine Menge Dinge bedenken, um eine logische, begründbare Antwort zu finden.

Immerhin muss der Befragte damit rechnen, dass er aufgefordert wird, seine Überzeugung zu erklären, wenn er eine derart absolute Aussage trifft.

  • Was spricht für und gegen die Aussage?
  • Welche Zusammenhänge sind bekannt?
  • Gibt es Widersprüche zu bewiesenen Sachverhalten?

Erst wenn man alle Faktoren gegeneinander abgewogen hat, kann man guten Gewissens ein abschließendes Urteil fällen.

Es ist einfach, instinktiv "Nein" zu sagen, wenn etwas nicht gefällt, oder spontan "Ja", wenn etwas zusagt - aber dann hält die Begründung einer Prüfung oft nicht stand.

Sozialer Kontext

Im sozialen Miteinander sind Zustimmung und Ablehnung zwei wichtige Faktoren. Es ist wichtig, die soziale Harmonie zu wahren, damit es keine Spannungen gibt.

Wer also seine Meinung zu absolut (Ja/Nein) äußert, kann damit andere Menschen vor den Kopf stoßen und so Probleme im Sozialgefüge verursachen.

Auch Verpflichtungen geht man durch absolute Aussagen ein, da man ein bestimmtes Verhalten verspricht, bzw. ablehnt ("Kommst du zur Feier?")

Gewicht

Außerdem wird eine absolute Aussage in der Regel als verbindlich angesehen - der Andere vertraut auf das gegebene Wort und sieht es als eine Art Garantie an.

Die Antwort auf Fragen wie etwa "Ist die Eisschicht dick genug?" kann über Leben und Tod entscheiden und sollte daher nicht leichtfertig gegeben werden.

Sonstiges

In vielen Fällen ist es also angenehmer, eine indifferente Aussage zu machen, mit der man sich nicht festlegt und somit der gestellten Verantwortung entgeht.

"Vielleicht", "eventuell", "möglicherweise" - diese Formulierungen machen das Leben einerseits reibungsloser, andererseits sind sie unverbindlich und nicht belastbar.

Es bedarf also Mut und Verstand, wenn man eine absolute Aussage trifft und bereit ist, zu dieser Behauptung zu stehen.

Vorschnell dahin gesagt sind "Ja" und "Nein" dagegen wenig wert.

Enzylexikon  02.03.2018, 18:14

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Hallo Arnstaedter,

nachdenken muss man tatsächlich sowohl bei Zusagen oder Absagen. Es fällt oft leichter, diese Aussagen zu umkleiden wie z. B. Das geht leider nicht, weil...

Ein bedingungsloses Ja oder Nein erfordert daher Denkarbeit, auf was man sich einlässt bei Zusagen oder welche Nachteile entstehen könnten bei einer Absage.

Dagegen sind aber Fragen, die mit Ja oder Nein zu beantworten sind wesentlich einfacher zu formulieren.

Arnstaedter 
Fragesteller
 01.03.2018, 16:48

Diese "Ja"-Nein"-Fragen sind aber verpönt. Diese Form der zu 50% vorgegebenen Antworten meinte Pyhagoras auf keinen Fall :-)

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IQSofia  01.03.2018, 16:52

Aber sind es nicht gerade diese verpönten Fragen, die uns in die Bredouille bringen, mit Ja oder Nein zu antworten? Vielleicht hat er nur vergessen, das zu erwähnen... grins.

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Warum?

Weil Ja und Nein a b s o l u t e Aussagen sind: Sie sind

- nicht dehnbar

- nicht (ver-)drehbar

- nicht (fehl-)interpretierbar

- unmissverständlich

- kein Hintertürchen offen lassend.

Und: Der Antworter muss sich festlegen, kann nicht ausweichen, sich kein Hintertürchen offen lassen.

Da will eine Aussage gründlich überlegt sein.

Was meinst Du, warum Politiker einen langen Vortrag halten, wenn sie eine Frage beantworten sollen, die man mit einem klaren Ja oder Nein beantworten kann. Antworten sie mit Ja oder Nein, kann man sie darauf festnageln, weshalb sie genau überlegen müssten, ob sie die Frage mit Ja oder Nein beantworten bzw. welche Konsequenzen sich aus so einer klaren Antwort ergeben. Also reden sie lieber um den heissen Brei herum, in der Hoffnung, sie können mit ihrem Gerede alle beeindrucken, und winden sich so aus der Sache geschickt heraus.

Arnstaedter 
Fragesteller
 01.03.2018, 23:05

Und wer sich nicht beeindrucken lässt, der wird politikverdrossen!

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Wir Menschen denken gerne in zwei Kategorien. Schwarz - Weiß, Ja - Nein, Gut - Böse, Dumm - Intelligent.

Blöderweise ist die Realität viel komplizierter. Oftmals gibt es keine klaren Antworten. In sehr vielen Fällen gibt es ein Kontinuum das heißt alle möglichen Graustufen. In vielen Fällen reicht noch nicht einmals das aus um die Realtität zu beschreiben. Man sollte vorsichtig sein, wenn man diese Wörter benutzt.

Ich weiß nicht ob Pythagoras wirklich das gemeint hat, oder ob er nur über die Mathematik spricht. Auch dort sind solche Fragen oft schwer zu beantworten.