Denkt Nitzsche das es einen freien Willen gibt oder nicht?

5 Antworten

Moin,

eine Antwort auf deine Frage ist in der zeitgenössischen philosophischen Analyse bis heute strittig und wird unterschiedlich ausgelegt.

Dabei steht in der Nitzsche-Rezeption auch nicht seine Auffassung zu einem "Freien Willen" im Vordergrund, sondern seine Auffassung zum menschlichen Willen als "Willen zur Macht".

Dabei wird sowohl der Begriff "Wille" als auch der Begriff "Macht" unterschiedlich aus der bunten Sammlung vieler sonstiger seiner Äußerungen interpretiert, um plausibel zu machen "was er gemeint haben könnte". - Z.B.: a) bedeutet "Macht" ggf. sozial und politisch hierarchische Verfügungsgewalt oder doch eher b) Selbstbestimmtheit als "Verfügungsmacht" über den eigenen Lebensweg im Sinne von Freiheit von sozialen und politischen Zwangsstrukturen? Bedeutet "Wille" hierbei ein Grundstreben, ähnlich z.B. wie "Lebenswille" mit freier Entscheidung in der Nutzung spontaner Möglichkeiten, oder doch eher eine Ausrichtung des eigenen Handelns an konditionierte Prozesse / Ziele der Selbstverwirklichung im Sinne von a)?

Diese Fragen führen aber eher auf die Ebene einer psychologischen Analyse des Begriffs "Wille".

Hierbei ließe sich aus meiner Sicht eine philsophische Analyse dergestalt darstellen, dass Wille und Freiheit nicht im Widerspruch zueinander stehe, da jede Umsetzung einer Idee in Handeln letztlich Wille voraussetzt.

Die Frage, wie frei oder gelenkt dieser Wille ist, ließe sich letztlich nur im Rahmen der Systemtheorie beantworten.

Hier hat Heinz von Förster - verstorbener Kybernetikpapst (KI) am MIT in Massachusetts - bereits darauf hingewiesen, dass die "Freiheitsgrade" eines Systems, also die Fähigkeit und das Ausmaß selbstgenerierte Entscheidungsoptionen zu produzieren anstelle von Prozessvarianten den Unterschied zwischen >Trivialen Maschinen, Kybernetischen Systemen (Maschinen) 1. und 2. Ordnung und Leben (Offenen Systemen).

Und hier kann man, bezogen auf den Menschen sagen,- natürlich kann man Menschen durch Erziehung zu trivialen Maschinen konditionieren. Das wäre aber ein pathologischer Zustand und ändert an der systemischen Qualität von "Leben" als grundsätzlich Offenem - also sich selbst formatierendem System nichts.

Du siehst: deine Frage musst du nochmal unterteilen:

a) willst du wissen, wie Nitzsche selbst Freiheit und Wille miteinander verbunden hat, oder

b) willst du wissen, ob der Mensch in seinem Wollen prinzipiell frei ist weil sein Denken prinzipiell frei ist

Bei Ansatz a) ist im Übrigen auch noch zu bedenken, dass viele seiner Niederschriften während der Nachlassverwaltung durch seine Schwester von dieser z.T. gravierend aus eigenem Ermessen verändert (verfälscht) wurden, so dass, neben seiner ohnehin oft fragmentarischen Denkweise auch dieser Punkt einen Zugang zu Nitzsche erheblich erschwert.

Bei Ansatz b) käme man wahrscheinlich weiter. ;-)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium - Lebenspraxis - Verbindung von beiden
das sich das „freie“ nicht auf den Willen sondern das Handeln bezieht.

Genauso ist es. Die Entscheidung darüber was du willst liegt immer bei dir, kannst du ständig wechseln auch ohne zwingenden Grund aus reiner Laune herau und auch wenn die Zielsetzung unmöglich ist - und das geschieht auch zu hauf.

Daß "Wille" sich nur im Rahmen der Gegebenheiten und der (auch unrealistischen) Vorstellungen gestalten kann ist ja keine Einengung, im Nichts gibt es eben Nichts , auch kein Wille, egal ob frei oder nicht.

Die Diskussion über den freien Willen geht auf die vermeintliche Erkenntnis zurück, dass der nicht möglich sei, weil man beobachtet haben wollte, dass sich, bevor Probanden eine Antwort auf eine gestellte Frage geben konnten, bereits eine Entscheidung im Hirn abzeichnete anhand der graphisch festgehaltenen Messung der Aktivitäten in der Großhirnrinde. Dass in der Großhirnrinde lediglich das Langzeitgedächtnis angesiedelt ist, dort aber keine Entscheidungen fallen können, hat man dabei völlig übersehen. Nicht unsere Nervenzellen entscheiden o. denken, das müssen wir selber tun im Bewusstseinsstrom ...

Nietzsche konnte von einer solchen Diskussion um den freien Willen noch nichts wissen und deshalb spielt der freie Wille im 19. Jahrhundert in dem Sinne noch keine Rolle.

Ein italienischer Herausgeber von Nietzsches Gesamtwerk schrieb übrigens 1982 sinngemäß, dass der Wille zur Macht, der Wille zur Wahrheit sei ...

Ich glaube dass der freie Wille nichts mit wollen zu tun hat.

Es ist eher ein freies Bewusstsein.

Weisheit, Vernunft und Liebe.

Natürlich gibt es den freien Willen, um das zu erkennen muss man nicht Nietzsche lesen. Täglich macht man davon gebrauch, sei es bei kleinen, wie auch bei grossen Entscheidungen.