das Leben nach dem Ende der Sklaverei? (Amerikanischer Bürgerkrieg)?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Naja, es kommt drauf an. Für viele war es vermutlich tendentiell eher der Weg von einer Sklaverei in die nächste.

Denn ja, die Sklaven waren jetzt frei... doch damit war für Teile der Abolitionisten ihr Werk auch getan. Es gab nicht unbedingt eine Eingliederung in die Gesellschaft und auch wenn man ggf. wollte, dass die Sklaven befreit wurden, sahen sich viele dennoch als überlegen und die ehemaligen Sklaven ggf. auch nur als etwas, was man 'zivilisieren' müsste. Die Benachteiligung Dunkelhäutiger Menschen wurde durch das Ende des Krieges und die Präsidentschaft von Präsident Andrew Johnson, der seinerseits soweit ich weiß sehr mit den Südstaaten und der Sklaverei sympathisierte, nicht besser und die zog sich noch die nächsten 100 Jahre ganz elementar durch die amerikanische Gesellschaft bzw. hält ja auch noch bis heute an, wenn auch wesentlich weniger großflächig, als damals.

In diesem Sinne: Was bleibt dir denn, wenn du plötzlich frei bist und keine Vorbildung etc. hast. Gerade für die Alten Menschen, die ihr Leben lang nur Sklaverei gekannt hatten und ggf. durchaus ihren Frieden mit diesem Leben gefunden hatten, waren überfordert und vermutlich nicht in der Lage sich auf das neue Leben einzustellen, doch auch die Jungen hatten mit Problemen zu kämpfen.

Es gab alternative Arbeitgeber... doch im Endeffekt endete man als ungebildete Kraft in den allermeisten Fällen wohl wieder in der Landwirtschaft oder eben in den zahlreichen Fabriken des Nordens, die im damaligen Zeitraum soweit ich weiß ohnehin ein reichliches Angebot an Arbeitskräften hatten durch die Einwanderungswellen aus Europa, wie z.B. aus Irland oder auch als dem heutigen Deutschland.
In diesem Sinne... wenn es in die Fabrik ging, dann hatte man im Endeffekt dasselbe wie die ehemalige Sklaverei mit Ausnahme des Umstandes, dass man sich überhaupt nicht um die Arbeiter kümmerte, weil diese, im Gegensatz zu den Zeiten der Sklaverei, in denen man ja Eigentum des Herren war und in der Regel kümmert man sich um sein Eigentum, denn es hat Geld gekostet, übermäßig zur Verfügung standen. In der Industrialisierung und der damit verbundenen Lohnsklaverei war der Mensch im Endeffekt austausch- und schnell ersetzbar. Wurdest du für einen Tag krank konntest du schauen wo du bliebst und musstest am nächsten oder Übernächsten Tag ggf. gar nicht mehr in der Fabrik antanzen. Und ob deine Familie damit dem Hungertod ausgeliefert wird... wen kümmerts.

Insofern... die Schicksale waren, wie gesagt, unterschiedlich, doch für die allermeisten blieb entweder die Rückkehr auf die Plantagen (wo ihre ehemaligen Besitzer teilweise keine Ahnung hatten, wie man die zusätzlichen Münder noch durchfüttern sollte, vor allem wenn die Plantage und gesammelte Baumwollernte sowas wie Shermans MArsch zum Meer zum Opfer gefallen war) oder eben in die Fabriken oder teilweise auch wieder in Dienstbotenposten, sofern man ggf. irgendwie nachweisen oder glaubhaft machen konnte, dass man entsprechende Positionen auch im Süden ausgeübt hatte und sich entsprechend damit auskannte.

Trauriges Ende vom Lied: Für die meisten hat sich die Situation nicht verbessert und sie wurden eben aus ihrem gewöhnten Umfeld und Leben gerissen, was natürlich auch psychische Folgen gehabt haben wird. Ich meine ich hätte mal einen Artikel gelesen, laut dem die Sklaven auf den Plantagen nicht besser, aber auch nicht schlechter dran waren, was z.B. medizinische Versorgung anging, als vergleichbare Arbeiter in den Fabriken des Nordens.

Doch eine wirkliche Gleichberechtigung oder ein Ausbau der Rechte Farbiger bzw. ein Abbau der Diskriminierung, die ihnen entgegenschlug... bis dahin war es 1865 noch ein SEHR weiter Weg.
Was sie bekommen und gewonnen haben war ihre Freiheit... doch Freiheit ist eben etwas sehr ideelles und hilft nichts, wenn man die Familie nicht ernähren kann.

HeinrichLuff  10.07.2021, 21:54

Sehr differenziert geantwortet.

Hoffentlich haben es alle sorgfältig gelesen.

Was mir ein wenig fehlte, war der fehlende Eigenantrieb - für den man keinen Schulabschluss benötigt.

0
HeinrichLuff  11.07.2021, 14:57
@Dahika

Das steckt in einem drinne.

Ist übrigens teilweise unabhängig von Rassen etc.

Nimm Geschwister in unserem Lande.

Der eine hat viel Eigenantrieb, der andere ist eher vom Stamme Nymm.

Kenne ich aus der eigenen Verwandtschaft und Familie.

0

nicht gut. BEscheiden! Sie waren zwar "frei" , aber waren der Armut und dem Elend ausgesetzt. Bis auf die sehr wenigen, die sich bilden konnten.

Der Rassismus war ja nicht weg. Nach der Sklavenbefreiung wurde der Kukluxclan gegründet. Rassentrennung etc.. gab es immer noch bis weit in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein. Im Grunde bis heute sogar. Ich wette, dass manche Golfclubs farbige Leute nicht zulassen. (auch keine Juden, nebenbei gesagt).

Die Oscargewinnerin Hettie Mac Daniels - vom Winde verweht - wurde zur Oscarverleihung nicht zugelassen. Sie war schwarz.

Für die hat sich wenig geändert, sie sind nach wie vor Menschen zweiter Klasse.