Darf ein Lehrer mein Eigentum bis nach den Ferien behalten?

6 Antworten

Nein, das darf sie ganz eindeutig nicht. Rechtlich ist es so, dass sie Gegenstände, mit denen der Unterricht gestört wurde, bis zum Ende der Stunde behalten darf. Es gibt auch Fälle, wo Gegenstände bis nach der letzten Unterrichtsstunde desselben Tages einbehalten werden dürfen. Das gilt aber nur für solche Dinge, die ganz grundsätzlich in der Schule nicht benutzt werden dürfen. Ein Beispiel wäre das Handy, wenn dessen Nutzung im Schulgebäude grundsätzlich untersagt ist.

Der Lippgloss ist nicht grundsätzlich verboten, darum hätte sie ihn nach der Stunde wieder zurückgeben müssen. Was ebenfalls nicht geht, ist das gewaltsame Wegnehmen. Sie hätte Dich eigentlich auffordern müssen, ihr den Gloss zu geben.

Auch wenn es sich eigentlich um eine Kleinigkeit handelt, müsste man dagegen vorgehen, weil solchen Lehrern ihr eigenes Fehlverhalten nicht bewusst ist. Sie glaubt vermutlich, im Recht zu sein. Aber wer macht das schon?

Gruß Matti

Wechselfreund  29.03.2023, 16:36

Wieder ein schönes Beispiel, warum so wenige Lehrer werden wollen. Aber wie ich weiß, nach deiner Meinung brauchen wir ja auch keine, weil die Kinder alles selbst lernen wollen. Die Fragestellerin nach deiner Meinung natürlich auch...

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Kuhlmann26  29.03.2023, 19:01
@Wechselfreund

In dem Fall habe ich versucht, mich so nahe wie möglich an der Rechtsprechung zu orientieren und meine persönlichen Ansichten wegzulassen.

Insbesondere die Rechtsprechung in Bezug auf die Handynutzung an Schulen habe ich genauer verfolgt. Die wenigsten Schulmitarbeiter haben, als immer mehr Schüler die Dinger mit in die Schule brachten, zwischen Besitz und Nutzung unterschieden. Bis man begriffen hatte, dass man die Nutzung, aber nicht den Besitz unterbinden kann, bedurfte es des einen oder anderen Gerichtsurteils und der generellen Klarstellung durch die Kultusministerien.

Wusstest Du, dass Du als, ich vermute, Lehrerin Zettel, die sich die Schüler während der Stunde schreiben, zwar konfiszieren, aber nicht lesen darfst und das Du sie am Ende der Stunde dem Schreiber zurückgeben musst?

Es mag einem albern vorkommen, aber die Zettel fallen genauso unter das Brief- oder Postgeheimnis wie die gewöhnliche Postkarte (ob es nun das Brief- oder Postgeheimnis ist, kann ich mir einfach nicht merken).

Aber sei mal ehrlich: Einen Lippgloss über zwei oder drei Wochen einzubehalten, ist doch pure Schikane. Die Lehrerin hat sich massiv gestört gefühlt und wollte es den Störerinnen heimzahlen. Hat eigentlich jeder Lehrer eine Kiste im Lehrerzimmer zu stehen, in dem er weggenommene Dinge deponiert oder wird damit der Hausmeister belästigt?

Um Deine Erwartungen aber nicht ganz zu enttäuschen, will ich Dir doch noch meine Auffassung zu der oben geschilderten Situation nennen: Wäre ich Lehrer und einige Schüler beschäftigten sich mit anderen Dinge, würde ich mich fragen, was ICH falsch mache. Wenn mir keiner zuhört, gebe ich wohl uninteressante Dinge von mir.

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Wechselfreund  29.03.2023, 21:50
@Kuhlmann26

würde ich mich fragen, was ICH falsch mache. Wenn mir keiner zuhört, gebe ich wohl uninteressante Dinge von mir.

Schade, das andere fand ich ganz sachlich. Aber hierzu: Natürlich sollte man Fehler auch bei sich suchen. Aber hast du mal vor einer pubertierenden Klasse gestanden und gesehen, dass dein mit Herzblut vorbereiteter Unterricht "für die Katz" war? Dass man dann bei Reaktionen über das Ziel hinauszieht, ist zwar nicht gesetzeskonform aber für mich verständlich.

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Kuhlmann26  29.03.2023, 22:37
@Wechselfreund
Aber hast du mal vor einer pubertierenden Klasse gestanden und gesehen, dass dein mit Herzblut vorbereiteter Unterricht "für die Katz" war?

Aber genau das ist doch der Punkt. ICH käme im Traum nicht auf die Idee, irgendeinen Unterricht vorzubereiten und damit Kinder und Jugendliche zu belästigen, die nicht darum gebeten haben. Dass aber genau das geschieht, ist einer der Gründe, warum ich mich so vehement der Schule entgegenstelle.

Es ist eine Anmaßung, jungen Leuten einen Unterricht aufzuzwingen. Du magst das Recht dazu haben, aber es ist falsch. Es ist genau so falsch wie die physische Gewalt, die früher in den Schulen als Erziehungsmethode angewendet wurde. Sie war rechtens und sogar unter den Opfern akzeptiert, aber dennoch falsch. So wie den früheren Generationen dafür das Bewusstsein fehlte, fehlt der heutigen Generation das Bewusstsein dafür, dass man Kinder nicht gegen ihren Willen unterrichtet. Wir (als Gesellschaft) begreifen nicht, dass man Menschen die angeborene Lust am Lernen austreibt, wenn man sie zwingt, sich mit vorgegebenen Themen zu beschäftigen.

Es gab einen amerikanischen Lehrer (leider viel zu früh verstorben), namens John Holt, der eine ganze Reihe an Büchern geschrieben hat. Eins heißt, «Aus schlauen Kindern werden Schüler … von dem, was in der Schule verlernt wird». Hier eine kleine Zusammenstellung von Zitaten aus seinen Büchern.

http://www.leben-ohne-schule.de/john.holt/auszuege_lernen.html

Ich weiß nicht, ob es Dir jemals in den Sinn gekommen ist, anders auf das Thema Lernen zu blicken, als durch die schulische Brille.

http://www.leben-ohne-schule.de/artikel1.html

Wenn Du in der Adresszeile am Ende «artikel2.html» schreibst, erscheinen weitere Texte.

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Wechselfreund  30.03.2023, 10:31
@Kuhlmann26

Danke für deine Zeit. Wahrscheinlich sind wir beide so fest in unseren Enstellungen verhaftet, dass wir nicht zu einem Konsens kommen. Ohne Schulpflicht sehe ich einen Großteil der Heranwachsenden, die sich ja noch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung befinden, auf dem Weg ins Präkariat und Hartz IV, weil sie dies Angebot eben nicht annehmen würden.

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Kuhlmann26  30.03.2023, 12:33
@Wechselfreund

Nein, an einen Konsens zwischen uns habe ich auch nie gedacht. Wie fast jeder Mensch bin auch ich mit der Vorstellung von der Notwendigkeit einer Beschulung aufgewachsen. Etwa am Ende meines 40. Lebensjahrzehnts habe ich begonnen die Schule kritisch zu sehen. Bis zur konsequenten Ablehnung hat es aber noch ein bisschen gedauert. Dazu beigetragen haben auch Lehrer. Neben dem erwähnten John Holt zählen Grace Llewellyn, Daniel Greenberg und John Taylor Gatto dazu. Außerdem natürlich André Stern, ein Franzose, der nie in der Schule war und die «Ökologie der Kindheit» entwickelt hat.

Ohne Schulpflicht sehe ich einen Großteil der Heranwachsenden, die sich ja noch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung befinden, auf dem Weg ins Prekariat und Hartz IV, weil sie dies Angebot eben nicht annehmen würden.

Diese Aussage zeigt mir, wie stark die Indoktrination zur Durchsetzung der Schulpflicht funktioniert. Es gibt sie so nur in Deutschland. Hartz4 und prekäre Arbeitsverhältnisse haben wir trotz Schule und sie sind eine Folge der sogenannten Sozialpolitik und nicht der Abwesenheit von Schulpflicht.

Dass Deine Befürchtungen unbegründet sind, könntest Du erfahren, wenn Du Dich mit den verlinkten Texten beschäftigen würdest. Es gibt ganz erstaunliche Untersuchungen in den USA und Kanada. Zitat:

Nur 4,2% der Absolventen des Heimunterrichts halten Politik und Regierungsangelegenheiten für zu kompliziert, um sie zu verstehen, gegenüber 35% der US-Erwachsenen. Ray sieht darin den Grund, warum die zu Hause Gebildeteten häufig für Kandidaten und Wahlkampagnen arbeiten und sich in viel höherem Maß an Wahlen beteiligen als die Gesamtbevölkerung der USA. Beispielsweise haben 76% der zu Hause Gebildeten zwischen 18 und 24 in den letzten fünf Jahren gewählt gegenüber nur 29% der gesamten US-Bevölkerung. Offenbar hat Bildung zu Hause auch einen positiven Einfluss auf das Lebensgefühl. Ray schreibt: "Wenn man alle Aspekte berücksichtigt, gaben 59% (27,6%) der untersuchten Personen an, dass sie in ihrem Leben 'sehr glücklich' und 39% (63%), dass sie 'ziemlich glücklich' seien. Das Leben finden 73% (47,3%) von ihnen aufregend. Die zu Hause Gebildeten sind im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung der USA insgesamt schlicht zufriedener, ihre finanzielle und ihre berufliche Situation eingeschlossen." (Die Angaben in Klammern beziehen sich auf die Gesamtbevölkerung der USA.) 

http://www.leben-ohne-schule.de/anke.c-j/kurskontakte131.html

Der oben erwähnte John Taylor Gatto hat 1990 bei seiner Dankesrede zur Auszeichnung «Lehrer des Jahres» folgendes gesagt. Zitat:

Hier ist eine kuriose Idee zum Nachdenken. Das Büro von Senator Ted Kennedy hat vor nicht allzu langer Zeit ein Papier veröffentlicht, in dem behauptet wird, dass die Alphabetisierungsrate des Staates (Anm.: gemeint ist der Staat Massachusetts) vor der Einführung der Schulpflicht 98 % betrug und danach nie wieder über 91 % lag, wo sie sich 1990 befindet. Ich hoffe, das interessiert Sie.

Die 1850 auch dort eingeführte Schulpflicht ist inzwischen in allen US-Staaten wieder abgeschafft. Ein weiterer interessanter Fakt ist, dass das Schulwesen in den USA im 19. Jahrhundert stark durch das Preußische geprägt wurde. Und das Dank der vielen Einwanderer aus Deutschen Landen.

https://blog.bastian-barucker.de/john-taylor-gatto/

Ich kann mir schon vorstellen, dass all diese Informationen ein unbehagliches Gefühl in Dir auslösen und Du Dich damit lieber nicht beschäftigen möchtest.

Auch ich bedanke mich für die immer neuen Kommentare Deinerseits. Es wird wohl nicht der letzte Gedankenaustausch gewesen sein. Mit der Literatur, die es zum Freien Lernen außerhalb schulischer Institutionen gibt, kann man eine ganze Menge Regalmeter füllen.

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Wechselfreund  30.03.2023, 12:40
@Kuhlmann26

Danke für deine Antwort! Die positiven Beispiele streite ich nicht ab. Dabei geht es aber um eine Handverlesene Gruppe. Und bezüglich der Berichte: "Innovative" Pädagogen stellen ihre Projekte oft als das gelbe vom Ei dar, bis man hinter die Kulissen blickt.

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Kuhlmann26  30.03.2023, 13:01
@Wechselfreund

Es passt aber zu Deiner Aussage

dass dein mit Herzblut vorbereiteter Unterricht "für die Katz" war
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Eigentlich nein, wenn du denn "lippgloss" brauchst weil du ein Problem mit den Lippen hast dann "muss" die ihn auch nehmen, das war bei mir mal anderes ich brauchte Creme weil ich ein haut Problem habe, meine Lehrerin hat mir die Creme weggenommen und sagte ich kriege ihn erst nach denn Ferien wieder, habe meine Lehrerin beim Direktor gemeldet und sie bekamm eine Abmahnung, vielleicht ist das bei dir anderes die Regeln aber normalerweise darf sie das nicht

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nein, wenn es ein Gegenstand wäre die als Waffe dienen würde dann ja.

Nein und es ist auch egal was.

Nein das darf sie nicht. Geh damit zur Schulleitung.

Hihi2006 
Fragesteller
 29.03.2023, 15:34

Die Schulleitung hat nichts dagegen gemacht

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