Carmelo Greco zum Semesterabschluss?
Ist es in Ordnung mit einem Freund den Abschluss des zweiten Medizinsemesters mit einem Degustationsmenü im Carmelo Greco zu feiern?
Das Carmelo Greco ist eine Michelin Küche, preistechnisch läge so ein Abend bei etwa 200 bis 250 Euro pro Person.
Wäre sowas abgehoben oder nachvollziehbar?
3 Antworten
Was gibt's am Ende des zweiten Semesters denn groß zu feiern? Das Bestehen des Physikums als erste große Hürde in diesem Studium am Ende des vierten Semesters würde ich ja verstehen. Aber nach dem zweiten?
Ob das nun abgehoben ist - naja, sagen wir es mal so, Studierende, die rein vom BAföG irgendwie klar kommen müssen und vielleicht neben dem Studium noch einen Nebenjob brauchen, um irgendwie über die Runden zu kommen, würden wahrscheinlich keine 200 Euro für nur einen Abend ausgeben. Sie könnten es auch einfach nicht, weil diese 200 Euro dann für die Miete oder die tägliche Ernährung fehlen würden. Oder spätestens dann, wenn die Winterstiefel kaputt gehen und sie neue brauchen.
Von daher sollten sich Studierende, die das überhaupt in Betracht ziehen können, sich sowas zu gönnen, sehr bewusst machen, dass sie vermutlich schon eher privilegiert sind. Zum Beispiel, weil sie im Notfall für die Winterstiefel Eltern hätten, die da einspringen und ihnen das Geld wenigstens leihen könnten.
Wenn dieses Bewusstsein fehlt, dann, ja, wäre das schon ein Zeichen für Abgehobenheit im Sinne einer gewissen Ignoranz gegenüber den eigenen Privilegien und somit gegenüber den Lebensrealitäten gar nicht mal so weniger Menschen, die später als Patient*innen in der Praxis dieser angehenden Mediziner*innen auftauchen könnten. Und genau deshalb wäre das dann wirklich ein Punkt, an dem man an sich selbst und dem eigenen Horizont arbeiten sollte. Egal ob man sich diesen Abend dann gönnt oder nicht.
Danke für den ausführlichen Kommentar.
Privilegien muss man sich tatsächlich immer wieder aktiv vor Augen führen, da man einen gewissen bias durch sein Umfeld hat, insbesondere da jeder in Deutschland sich der Mittelschicht zugehörig fühlt.
Natürlich muss man später in der Medizin Verständnis und Empathie für die Lebensrealitäten der Patienten zeigen, unabhängig ob man sie selbst begrüßt oder erlebt.
Wir schätzten gutes Essen, und Gang anhaltslos möchte man sowas auch nicht machen.
Völlig OK, wenn man das Geld hat und es einem das wert ist.
Würde halt nicht groß damit rumprotzen.
Ist doch nachvollziehbar. Du hast 2 Semester hinter dir, mach es wenn du es willst und es dir leisten kannst. Ich finde Geld ausgeben nicht abgehoben.