Braucht Deutschland tatsächlich mehr Privatisierung und weniger Sozialstaat wie in den USA, um wirtschaftlich wieder einen Aufschwung zu bekommen?
Oder geht es auch anders?
9 Antworten
Wenn du 100 Brote hast, gib den Armen ein Brot und erzähle ihnen, dass die bösen XYZ es wegnehmen. Sie kämpfen nur noch um das eine Brot und fragen nicht, was mit den übrigen 99 Broten ist.
Die Diskussion rund um Sozialstaat ist exakt diese Diskussion. Es ist albern irgendwie, dass einige ständig denken, dass man überall draufprügeln müsste und dann würde sich alles von selbst lösen.
Nein.
Gerade ein starker Sozialstaat macht den Unterschied aus. Wenn man keine Angst haben muss, wie in den USA alles samt Haus zu verlieren, nur weil man wagt, man zufällig eine lebensrettende OP zu brauchen, aber dummerweise keine Krankenversicherung hat. Wenn man keine Angst haben muss, bei Arbeitslosigkeit direkt aus der Wohnung zu fliegen und dann unter der Brücke schlafen zu müssen.
Dort mit Kürzungen herum zu diskutieren, gehört sich nicht. Weder aus Sicht des Anstands, noch aus Sicht unserer Verfassung, noch aus Sicht unserer christlichen und deutschen Tradition und unseres kulturellen Erbes.
Der wirtschaftliche Aufschwung kommt auch nicht dann automatisch, wenn man irgendwo mal 2-3 Milliarden spart. Das interessiert "die Wirtschaft" exakt gar nicht. Auch wenn immer wieder irgendein Arbeitgeber-Lobbyist so etwas behauptet.
Was unserer Wirtschaft gut tut, sind Innovationen und harte Arbeit. Vielen unserer Firmenchefs geht es viel zu gut. Die haben keinen Bock auf harte Arbeit und entsprechend auf Risiken. Ich empfehle hier beispielsweise Grupp, den Trigema-Chef. Der hat so einige auch beispielsweise in der Automobilbranche schon vor vielen Jahren richtiggehend zerlegt mit wenigen Worten. Und er hat Recht behalten. Das ist so ein Unternehmer, den es braucht. Davon bitte mehr. Dann geht es wieder aufwärts.
Privatisierung bringt die Wirtschaft auf Langzeit nicht voran. Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube unter den Neoliberalen.
Durch Privatisierung wird die Zivilbevölkerung stetig weiter und härter ausgebeutet, was auf Langzeit zu Lohnabhängigkeit und Massenarmut führt/führen kann. Kurzzeitig kann die Liberalisierung in gewissen Bereichen tatsächlich zum Wirtschaftswachstum beitragen, jedoch nicht zum Vorteil der Mehrheitsgesellschaft. Und da stellt sich dann die Frage: Was haben wir von der kurzzeitigen Steigerung des Wirtschaftswachstums, wenn dieser innerhalb des Landes keine Veränderungen mit sich bringt?
Wirtschaftswachstum ok, aber für wen? Wenn die Großindustrie ihre Gewinne weiter steigert, dann verbleibt davon trotzdem das meiste bei der Geschäftsführung und den Vorständen. Wem also nützt das außer denen, die ohnehin mehr als genug haben?
Viele Neoliberale glauben immer, es gehe beim Wirtschaftswachstum nur um die kurzfristig steigenden Zahlen. Dass da aber ein viel größerer Haufen an Menschen dran hängt, die dann um die Krümel kämpfen müssen, ist den meisten dann aber recht egal. Dabei kann es einer Volkswirtschaft nicht gut gehen, wenn das Wachstum zwar zunimmt, die Zivilbevölkerung sich dafür aber weder Miete, noch Gesundheitsvorsorge leisten kann.
Nein, ganz im Gegenteil. Wir brauchen mehr Staat z. B. was Mieten, Kita Plätze, Schulen, Straßen, ÖPNV, Internet/Digitalisierung und Steuerbelastung angeht, damit es wieder fairer in unserem Land zugeht und Menschen auch Leistung bringen können.
Außerdem sind wir die drittgrößte Wirtschaftsmacht weltweit und die größte innerhalb der EU. China und/oder die USA werden wir nicht einholen. Also sind wir da, wo wir sind schon ganz gut aufgehoben.
Das die Wirtschaft einige Probleme hat und etwas stagniert hat eher mit dem oben angesprochenen Problemen zu tun und damit das wir in Deutschland Neuerungen und Innovationen erstmal ablehnen und viel länger brauchen, um diese zu etablieren.
Welcher Aufschwung? Du musst doch nur mal bei seriösen Medien schauen, was in den USA gerade los ist. Trump lässt das Militär in die großen Städte einmarschieren, um die einzusammeln und zu kasernieren, die durchs rudimentär vorhandene soziale Netz gefallen sind. Solch ein unmenschliches, marktradikales System eignet sich ganz sicher nicht als Vorbild. Ich hoffe, dass die USA irgendwann daran zerbrechen. Jedenfalls tut es offensichtlich nicht gut, wenn es Menschen gibt, die mehr Geld haben als der Staatshaushalt.
Nein, das genaue Gegenteil. Wobei die Aussage von viel oder wenig Staat von vornherein schon irreführend ist. Es kommt vor allem auf die Staatseffizienz an.
In Bezug auf den Sozialstaat sollte dieser entbürokratisiert werden. Das die Zahl unterschiedlicher Ansprechpartner und Verwaltungsstellen reduziert werden sollte.