Borderline Irrtümer?

2 Antworten

Ich halte es für den größten Fehler, zu glauben, man kann eine Erkrankung an einem vorgebenen Maßstab ablesen. Jemand zeigt Verhalten xy, dann legt man eine Schablone drüber und man weiß genau was er hat. So funktioniert es nicht. Dafür ist die menschliche Psyche viel zu komplex.

Traumatisierungen oder eine schlechte Kindheit führen nicht zwingend zu Borderline und ein selbstverletzendes Verhalten ist ebenso kein Indikator für Borderline. Selbstverletzungen können auftreten, müssen aber nicht, genau so wie bei jeder anderen psychischen Erkrankung. Vorrangig geht es um die emotionale Instabilität und die kann 1.000 Gesichter haben. Jemand der über seine eigene Geschichte redet redet eben über seine eigene Geschichte das trifft deswegen nicht auch auf jeden anderen Betroffenen zu.

Mit dem Label "Borderline" belegt man tendentiell Frauen, die irgendwie unausgeglichen erscheinen. Im 19. Jahrhundert bekamen sie das Label "Hysterikerin", heute Borderline.

Eine gute Bewertung wäre "leidenschaftlich" oder gesteigert, sehr sexualisiert "Biest".

Dass Männer das Label bekommen, ist eher neu und kommt wohl erst im Trend der Angleichung von Geschlechtsrollen.

Die Selbstverletzung ist nur eines der Symptome, das man dem angeblichen Charakter so zugeordnet hat.

Es hat keine eigene Diagnose und kann auch bei anderen mit ganz anderen Diagnosen audtreten.

ImAnswered 
Fragesteller
 24.09.2019, 23:49

Früher, klar. Aber was waren dann Männer mit auffälligem Verhalten?

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DocPsychopath  24.09.2019, 23:50
@ImAnswered

Vielleicht fielen die gar nicht auf?

Je nachdem, was einem als Rolle zugeschrieben wird, ist ein Verhalten eben auffällig oder eben das erwartet.

Ich schätze, dass in der Gtesellschaft mit männlicher Dominanz damals laute, selbstbewusste und fordernde Männer eben gar nicht so aufällig waren.

Bei denen wäre wohl sehr stille Zurückgezogenheit eher als "weiblich" identifiziert und problematisiert worden.

Aber eben Annahmen, ich bin ja kein Mensch des 19. Jahrhunderts.

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ImAnswered 
Fragesteller
 24.09.2019, 23:53
@DocPsychopath

Ja, ich glaube auch, dass man das früher anders verpacken konnte, das Leben war ja eigentlich gänzlich anders. Fraglich, ob es zu den damaligen Zeiten genügend Frauen gab, die eine solche Störung entwickeln konnten.

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DocPsychopath  24.09.2019, 23:57
@ImAnswered

Genaue Zahlen weiss ich nicht. Aber wenn die Geisteskrankheit (der Begriff "Störung" ersetzt den erst seit c. 40 Jahren) damals ausführlich beschrieben wurde, muss er verbreitet gewesen sein. Mehrere Klassiker der Psychiater wie der berühmte Kraepelin lassen sich darüber aus.

Damals waren die Geschlechtsrollen einfacher definiert, die Klassenrollen auch. Und in gewisser Weise war es damit für die Menschen leichter, "sich zu finden". Bzw. diese Aufgabe hatten sie gar nicht so wie heute.

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Grobbeldopp  24.09.2019, 23:57

Woher hast du den Quatsch?

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DasPferdchen  24.09.2019, 23:59
Mit dem Label "Borderline" belegt man tendentiell Frauen, die irgendwie unausgeglichen erscheinen.

das mag in der ungebildeten Gesellschaft so sein, aber in Wirklichkeit ist Borderline natürlich eine psychologische/psychiatrische Diagnose, die auch auf Männer zutreffen kann und viel mehr ist als "Unausgeglichenheit"

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