Bizarre Kombination von zwei Verbrechen - Wahrscheinlichkeit?
In der Bild-Zeitung gibt es folgenden Artikel zu lesen:
Hier wird eine bizarre Kombination von zwei Verbrechen dargestellt.
a) Ein Müllmann vergewaltigt ein Mädchen
b) ein 11 Jähriger tötet das Mädchen im Anschluss
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Es handelt sich, wenn man die Wahrscheinlichkeit einer derartigen Kopplung von Verbrechensarten - doch um eine Kopplung i.S.d. bedingten Wahrscheinlichkeit.
Die beiden Wahrscheinlichkeitswerte der Verbrechen a) und b) würden sich insofern multiplizieren.
Dadurch wären die ohnehin sehr seltenen Verbrechen, um einen großen Faktor - noch unwahrscheinlicher.
Zu welcher Gesamtwahrscheinlichkeit würde man kommen - bei Annahme einer bedingten Wahrscheinlichkeit ?
2 Antworten
Hallo.
Die beiden Wahrscheinlichkeitswerte der Verbrechen a) und b) würden sich insofern multiplizieren.
Das ist so zwar nicht total falsch, allerdings lässt du mögliche Faktoren außer Acht, dass Wahrscheinlichkeiten sich verändern können, abhängig von vorangegangenen Ereignissen.
In deinem Fall kann man eine gewisse Abhängigkeit von beiden Ereignissen, bzw. eine Veränderung der Mord-Wahrscheinlichkeit nach Eintreten der Vergewaltigung nicht ausschließen.
Nachtrag:
Für den Fall, dass es nicht ganz klar ist, hier ein Beispiel zur Veranschaulichung.
- Ereignis A: Haustüre wurde nicht richtig zugemacht
- Ereignis B: Es wird eingebrochen
Wenn deine Haustür offen steht, dürfte sich die Wahrscheinlichkeit für einen "Einbruch" drastisch erhöhen!
Der Junge war doch Zeuge der vorgegangenen Tat, weißt du was sich psychologisch in dem Jungen danach abgespielt hat?
Und ich will es mal so ausdrücken: Lotto zu spielen ist statistisch gesehen die reinste Geldverschwendung. Erzähl das aber mal den Lotto-Gewinnern.
Nur weil etwas unwahrscheinlich erscheint, heißt das nicht, dass es nicht eintreten kann. Zwar ist es sinnvoll Ermittlungsressourcen erst einmal auf die wahrscheinlicheren Szenarien zu legen, aber nur jemanden auf Grund von Wahrscheinlichkeiten zu verurteilen erscheint mir fragwürdig.
Was bringt dir die Wahrscheinlichkeit? Es ist anscheinend passiert und daran kann man nix mehr ändern.
Bei Gericht und schon während der polizeilichen Ermittlungen werden normalerweise Überlegungen zu der Verbrechenswahrscheinlichkeit mit in die Bewertung der Vorgänge eingebracht.
Selbst Richter haben schon aufgrund von stochastischer Betrachtungen zur bedingten Wahrscheinlichkeit Urteile gefällt, quasi als starkes Indiz.
Ich zweifle aufgrund der Kopplung der beiden Verbrechen und der berechenbaren Wahrscheinlichkeit, dass es sich so wirklich zugetragen hat.
Die Abhängigkeit der beiden gekoppelten Verbrechensarten mit noch dazu verschiedenen Tätern, und eklatant verschiedenen Tatmotiven samt atypischen Alterstufen, lassen es als extrem unwahrscheinlich erscheinen,
dass die Täter nicht in irgendeiner Weise miteinander etwas zu tun hatten.
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Dieses mögliche "motivisch verbandelt sein" der beiden Täter würde die - mathematisch stochastisch - sehr hohe Unwahrscheinlichkeit einer kalten Kopplung der Taten - als weniger unwahrscheinlich verstehen lassen.
Was schlussendlich zu einem weiterführenden Ermittlungsansatz führen könnte.