Bin ich Autistin oder habe ich blos eine Sozialephobie?

7 Antworten

Du kannst dich auch selbst informieren und schauen, ob du dich darin wiedererkennst.

Autismus sollte man nämlich nicht an den äußeren sichtbaren Anzeichen diagnostizieren.

So kommen nämlich Fehldiagnosen zustande, wenn ein Junge beispielsweise Züge mag oder ihm unbewusst eingeredet wurde, dass er Züge mögen muss, weil Autisten Züge mögen, obwohl dieser Junge gar kein Autist ist.

Machst du häufig soziale Fehler?

Warum vermeidest du Blickkontakt und Geschäfte?

Es kommt nämlich auf den Grund für das Verhalten an.

https://en.wikipedia.org/wiki/Mind-blindness

https://de.wikipedia.org/wiki/Theory_of_Mind

Du kannst auch einen anderen Psychologen aufsuchen für eine Zweitmeinung.

Du solltest am besten Mal zu einer Autismus-Ambulanz oder so gehen die überprüfen das mit Test da musste ich auch durch und die sagen dir das dann

Um die Frage im Titel zu beantworten: Du kannst auch beides sein bzw. haben. Siehe mich.

Das, was du hier beschrieben hast, könnte schon ziemlich gut auf Autismus hindeuten, allerdings ist (d)ein Psychologe nicht für die Diagnose zuständig, sondern ein Psychiater mit Fachrichtung Autismus. (Und ich glaube, in Autismusambulanzen wird sowas auch durchgeführt). Psychologen haben in den allermeisten Fällen nicht genügend Ahnung von der Thematik. Das erkennt man alleine an der Aussage, dass du keine Autistin sein kannst, weil du Augenkontakt halten kannst. Dass es viele Autisten gibt, die sich das über die Jahre mühselig antrainiert haben, scheint ihm da wohl entgangen zu sein. Heißt nicht unbedingt, dass du Autistin bist. Ich wollte damit nur sagen, dass es aktuell nicht ganz auszuschließen ist.

Wichtig wäre zu wissen, ob du bereits in deiner (frühen) Kindheit solche Probleme - Reizfilterschwächen, Umgang mit anderen Kindern, mehr andere beobachten, als direkt mit ihnen zu spielen etc. - hattest. Und vielleicht auch, ob jemand in der Familie ähnliche Züge aufweist. Nicht selten wird Autismus nämlich vererbt.

Auch müsste ausgeschlossen werden, dass es sich nicht um eine andere Behinderung/Entwicklungsstörung handelt.

Was deine Eltern toll und nicht toll finden ist egal. Entweder hast du Autismus und/oder eine Sozialphobie, oder du hast es nicht. Was wollen sie tun, wenn du's hast? Die Sozialphobie ließe sich mit der richtigen Therapie bestimmt irgendwie wegbekommen, aber ein Autist wird trotz zig Therapien immer ein Autist bleiben.

Nun, allerdings sagen sie auch, dass du dich stark verändert hast. Eventuell hat sich dein Autismus durch diesen Schicksalsschlag (Freund verstorben) mehr hervorgehoben und die Probleme, die du davor hattest, sind deinen Eltern nie sonderlich aufgefallen. Oder aber, du hast dadurch autistische Züge entwickelt, die allerdings nicht bedeuten, dass du dadurch auch Autismus hast. Denn Autismus ist angeboren. Das bekommt man nicht im Laufe des Lebens dazu. Lediglich autistische Züge können sich entwickeln. Sowas muss eben mit dem passenden Psychiater abgesprochen werden. In deinem Fall ein Kinderpsychiater (Glaube ich, war schon lange her, dass ich meine Diagnose bekam und damals war ich 9).

Autismus schließt also keine Sozialphobie aus und andersherum. Oder du hast etwas komplett anderes. Die Unterschiede zwischen Autismus und Sozialphobie sind unter anderem

  • Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, bei welcher das Gehirn "anders aufgebaut" ist und eine Sozialphobie ist, nun ja, eine Phobie - Eine unbegründete Angst vor etwas. Diese Angst kann so extrem werden, dass sie einem sogar beim Alltag im Weg steht
  • Das eine davon (Sozialphobie) ist heilbar, das andere (Autismus) nicht
  • Menschen mit "nur" einer Sozialphobie haben grundsätzlich alle sozialen Etiketten (ist das das richtige Wort dafür?) - genau so wie jedes andere "normale" Kind - abgeguckt und einfach imitiert. Für sie ist es ein natürlicher Prozess. Nicht so, wie bei Autisten, welche sich all diese Dinge (Grüßen, Händeschütteln, Bitte und Danke sagen) selbst antrainieren müssen
  • Menschen mit "nur" einer Sozialphobie haben keine Probleme mit Ironie/Sarkasmus, ihrer Motorik, ihr Gerechtigkeitssinn ist nicht stärker ausgeprägt als das von nicht-autistischen Menschen, die Reize können alle ganz normal gefiltert werden etc. - Allerdings muss gesagt werden, dass nicht gleich alle Autisten Probleme mit Ironie/Sarkasmus haben.
  • Menschen mit Autismus haben nicht zwingend Angst bzw. eine Phobie (Sozialphobie) vor anderen Menschen bzw. dem Umgang mit diesen. Es ist lediglich sehr kräftezehrend, weil man nie so richtig weiß, wie man nun handeln soll. Aber eine Sozialphobie ist das erstmal nicht.

Und so weiter und sofort ...

Ich hoffe, das hat dir wenigstens ein kleines bisschen geholfen. Wie gesagt: Da sollte sich ein Psychiater, der sich mit dem Thema auskennt, mal mit befassen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Es wird zwischen verschiedenen Autismusformen unterschieden. Eine eindeutige Abgrenzung dieser verschiedenen Formen wurde aufgegeben. Du zeigst zwar nicht alle entsprechenden Symptome des autistischen Spektrums, aber dies ist auch nicht nötig um dich dem autistischen Spektrum zuzuordnen. Deine offensichtliche Ausdrucksfähigkeit ordnet dich in Richtumg des Asperger-Syndroms ein. Dies ist ein spezieller Teilbereich des autistischen Spektrums. Auch dabei gibt es starke Unterschiede. Da in dem Bereich des Aspergersyndroms auch sogenannte Inselbegabungen enthalten sind, werden die entsprechenden Erscheinungsformen teilweise auch nicht als Störung sondern nur als Abweichung betrachtet. In der Süddeutschen Zeitung 7./8. August 2021 wird dies unter der Überschrift "Handicap als Begabung" dargestellt und als Neurodiversität bezeichnet. Eine für dich positive Entwicklung ist, dass sogar Firmen teilweise nach Menschen mit dieser Art von Abweichung suchen, weil diese eine andere Sichtweise haben und damit Lösungen von Problemen initieren können, die den anderen versagt sind. Wie deine Normabweichung bezeichnet wird, sollte dabei gleichgültig sein. Der Psychotherapeut kann dir hoffentlich helfen deine Schwierigkeiten mit deiner sozialen Umgebung zu mildern. Ich wünsche dir alles Gute.

P.S.: Gibt es etwas, was du besonders gut kannst?

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer u. Fachbetreuer für Mathematik und Physik i.R.
Olchine 
Fragesteller
 23.08.2021, 19:26

Erstmal danke viel mals. Naja, ich kann mir besonders gut Zahlen merken und lerne deutlich schneller neue Dinge auf der Gitarre als andere.

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Littlethought  23.08.2021, 19:28
@Olchine

Auch das würde zu dem Spektrum passen. Auf was für eine Art von Schule gehst du?

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Olchine 
Fragesteller
 23.08.2021, 19:31
@Littlethought

Ich besuche eine normale Schule (9. Klasse im Sek-Niveau)

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Littlethought  23.08.2021, 19:41
@Olchine

Du bist also quasi normal begabt und deine Ausdrucksfähigkeit liegt offensichtlich über dem Durchschnitt. Laß dir vom Psychotherapeuten helfen die Selbstverletzungen und die Wutausbrüche zu vermeiden und deine Umgebung zu ertragen. Ich kann dir wahrscheinlich momentan nicht weiter helfen aber du kannst mich, wenn du willst, über eine Freundschaftsanfrage erreichen. Am Mittwoch fahre ich allerdings für eine Woche zu meiner Tochter nach Frankreich. Gruß von Littlethought.

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