Betrachteten die Nationalsozialisten Grüne Augen auch als Arisch?
Wenn 2 Menschen mit Blauen Augen ein Kind haben ist die Chance auf Grüne Augen höher als das es Braune Augen hat.
1 Antwort
Die nationalsozialistische Ideologie über „arische“ Merkmale war ideologisch und pseudowissenschaftlich geprägt, nicht genetisch exakt. Offiziell wurden bestimmte körperliche Merkmale wie helle Haut, blondes Haar und blaue Augen als besonders „arisch“ propagiert. Grüne Augen fielen dabei in den Bereich der hellen Augen, und in der Praxis wurden sie häufig auch als „arisch“ eingestuft, weil die Rassenideologie auf vagen Vorstellungen von nordischer Reinheit basierte, nicht auf einer präzisen genetischen Definition. Historische Quellen zeigen, dass die Nazis Augenfarben wie grün oder blau als Zeichen nordeuropäischer Abstammung betrachteten, wobei Braunäugige oder dunklere Merkmale deutlich diskriminiert wurden.
Zu deinem zweiten Punkt: Genetisch betrachtet ist die Augenfarbe polygenetisch, also von mehreren Genen abhängig. Wenn beide Eltern blauäugig sind, liegt die Wahrscheinlichkeit für ein Kind mit grünen Augen zwar höher als für ein Kind mit braunen Augen, aber braune Augen sind in der Regel dominant über blaue und grüne. Der Effekt ist also stark von der genetischen Konstellation der Eltern abhängig, und einfache Vorhersagen nach dem klassischen Mendel-Modell sind oft ungenau.
Gruß aus Tel Aviv
Wenn wir die nationalsozialistische „Rassenforschung“ akademisch einordnen, müssen zwei Ebenen unterschieden werden: die methodische Präzision und die wissenschaftliche Legitimität. Historische Quellen, etwa die Arbeiten des Rassenhygienikers Eugen Fischer oder die Messpraktiken der SS in ihren „Rassensammlungen“, zeigen, dass die Nazis körperliche Merkmale wie Schädelmaße, Gesichtsproportionen, Haar- und Augenfarbe systematisch erfassen ließen. Dies diente der Schaffung von Ranglisten, „Rassenzertifikaten“ und der ideologischen Legitimation der Eugenik.
Trotz der peniblen Messtechniken sind diese Verfahren aus heutiger akademischer Sicht pseudowissenschaftlich. Die Kategorien, etwa „arisch“ versus „nicht-arisch“, basierten auf willkürlichen Normen nordeuropäischer Merkmale, nicht auf empirisch fundierten genetischen oder biologischen Kriterien. Die Messungen erzeugten zwar Daten, die formal „objektiv“ erschienen, ihre Interpretation war jedoch ideologisch determiniert. Studien wie von Michael Burleigh oder Robert Proctor belegen, dass die Rassenlehre des NS-Regimes nicht auf belastbaren biologischen Grundlagen beruhte, sondern auf historischen Stereotypen, selektiver Wahrnehmung und politischem Zielkonflikt.
In Bezug auf Augenfarbe bedeutet dies: Grüne Augen wurden in der Praxis als „hell“ und damit potenziell „arisch“ eingeordnet, obwohl das ideologische Raster keine echte genetische Grundlage besaß. Die Nazis kombinierten ethnische Stereotypen, historische Vorstellungen von „nordischer Reinheit“ und statistische Auswertungen von Körpermaßen, um ein kohärentes, aber wissenschaftlich haltloses Bild von „Rasse“ zu erzeugen.
Methodisch exakt in der Durchführung, pseudowissenschaftlich in der Konzeption.
Gruß aus Tel Aviv
Man kann zwar vieles über die Rasselehre sagen aber Vage war sie sicher nicht. Teils würden ja sogar die Gesichter penibel ausgemessen und eingeordnet.