Bester Kampfsport zur Selbstverteidigung?

5 Antworten

Von Experte basiswissen bestätigt

Vielleicht wird dich die Information überraschen, dass es "die beste" Kampfsportart zum Zweck der Selbstverteidigung schlicht und einfach nicht gibt. Gerät beispielsweise ein unbedarfter Angreifer an einen lange trainierten Judomeister oder Ringer (vielleicht ein Mannschaftsmitglied des Nationalkaders), so wird er sich vielleicht noch fragen, welcher Orkan ihn da gerade aus seinen Schuhen gehoben und ins Gras gedonnert hat, bevor er dann im Würgegriff sanft ins Reich der Träume segelt. Das Ganze steht und fällt mit dem Trainingsstand und der Qualität des Trainings und vor allen Dingen der psychischen Stärke des Verteidigers.

Jetzt bin ich persönlich seit über 25 Jahren im Shotokan-Karate zuhause (ich habe damit übrigens erst im Alter von 28 Jahren begonnen!), zuletzt auch ein paar Jährchen als Übungsleiter.

Aus der langen Trainingszeit weiß ich eben, dass es nun einmal Grundschultechniken gibt - aber auch vielfältige wirksame Anwendungsformen im Freikampf - und darüber hinaus Techniken zum alleinigen Zwecke der Selbstverteidigung, letztere sind dann solche Techniken, die aufgrund ihrer Gefährlichkeit im Freikampf wiederum nicht erlaubt sind (z.B. Ellbogentechniken, Knietritte, Handkantenschläge oder Fingerstiche). Ein Vorteil z.B. des Karate ist, dass der Kampf im Zweifelsfall schon aus der Distanz schnell beendet werden kann, also im Regelfall noch bevor man anfängt sich gegenseitig am Kittel zu reißen. Alleine die Blocktechniken sind bei richtiger Anwendung dermaßen schmerzhaft für den Angreifer, dass der dadurch bereits die Lust verlieren kann, es weiter zu versuchen.

Doch das alles braucht natürlich seine Zeit, um sich zu automatisieren und zu "setzen". Begegne daher Versprechungen wie "unbesiegbar in 24 Stunden" gerne immer mit einer gesunden Skepsis. Gerade das Krav Maga erlebt seit einiger Zeit aufgrund des guten "Marketings" einen immensen Hype, dies mit der direkten Folge, dass man in diesen Systemen binnen kürzester Zeit zum sogenannten "Instruktor" werden konnte und kann. Da werden also oftmals Übungsleiter eingesetzt, die selbst das Kampfsystem erst ein halbes Jahr betreiben. Stell dir nur einmal zum Vergleich vor, du machst deinen Führerschein - und dein Fahrlehrer ist ein blutiger Fahranfänger!

Nebenbei: Der wichtigste Aspekt im Rahmen der SV ist - tusch - deine Aufmerksamkeit! Heißt konkret: Handy in die Tasche, Augen geradeaus und keine laute Musik auf den Lauschern. Viele Gefahrenmomente sind damit direkt ausgeschaltet, denn: Ein vermiedener Kampf ist auch immer ein gewonnener Kampf! In meinem bisherigen Leben musste ich meine Kenntnisse erst ein einziges Mal (und in bin jetzt fast 60 Jährchen alt) in entschärfter Form anwenden.

Doch wäre ich niemals so vermessen zu behaupten, Karate sei "die beste" Kampfsportart. Solche Aussagen sind meistens Anfängern zuzuordnen, die aufgrund Ihrer subjektiven Begeisterung ihr eigenes System natürlich besonders "knorke" finden (welches das auch immer sein mag, ob Krav Maga, MMA oder Wing Tsun), jedoch andere Systeme kaum oder nur oberflächlich kennen.

Zuletzt: In jedem Kampfsystem braucht es rund 2 bis 3 Jahre eifrigen Trainings, bis du in Sachen "Selbstverteidigung" etwas Brauchbares in den Händen hältst.

Good Luck!

Tanawat  07.03.2024, 09:49

Das stimmt so nicht und Zufälle können immer passieren. Es lässt sich durchaus bei Effizienz und Realitätsnähe unterscheiden. Karate ist nicht mal ansatzweise für die Selbstverteidigung geeignet wenn man es bspw. mit MMA vergleicht. Shotokan erst recht nicht höchstens noch Kyokoushin. Wiederum verglichen mit bspw. Aikido ist Karate natürlich viel besser für die SV.

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Petekramer  07.03.2024, 10:15
@Tanawat

Sollte jemand einmal so unvorsichtig sein, einen Karate-Kämpfer vom Schlage eines Efthimios Karamitsos, eines Masao Kagawa oder eines André Bertel anzugreifen, würde er mit großer Wahrscheinlichkeit sein blauestes Wunder erleben. Mit Pech wäre bereits durch eine einfache Blocktechnik der Unterarm des Angreifers gebrochen, der dann meistens keine besondere Lust mehr hat, seinen Angriff fortzusetzen.

Nochmal: Entscheidend sind 1. Level des Aktiven und 2. die psychische Stärke.

Ein Neuling im MMA hätte keine Schnitte gegen einen Kämpfer der Karate-Nationalmannschaft. Bevor der Anfänger diesen ausgebufften Strategen überhaupt nur zu packen bekäme, wurde er schon zweimal böse getroffen und liegt auf dem Pflaster.

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Tanawat  07.03.2024, 16:01
@Petekramer

Totaler Quatsch. 1. Gibt es keinerlei Beweise dafür dass solche Techniken funktioniert da sie ja angeblich "zu gefährlich" sind und nie im Wettkampf noch im Sparring angewendet wird. Keine Ahnung was du mit "Blocktechnik" überhaupt genau meinst aber einen Lowkick oder so zu checken wird keinen Kampfsportler vor Schmerzen aufhalten.

2. wird sogar der Amateur MMA Kämpfer ganz einfach den breiten Stand des Karatekas ausnutzen einen Single Leg Takedown anbringen und ihn entweder am Boden kontrollieren und ihm das Gesicht zu Brei schlagen oder wenn der Karateka Glück hat ihn innerhalb von 30 Sekunden mit einem Würgegriff schlafen schicken.

Schau dir bitte mal den Kampf zwischen Rodtang (Muay Thai Kämpfer) und Demetrious Johnson (MMA Kämpfer) an (1. Runde Muay Thai Regel, 2. Runde MMA Regeln usw.) Da ist exakt das gleiche passiert in der ersten Runde war es noch ausgeglichen mit Vorteilen für den Thai in der zweiten würde er dann in unter einer Minute submittet. Und das war ja noch gegen einen Muay Thai Kämpfer was ebenfalls Vollkontakt ist und ja Techniken wie Clinch etc. umfasst, anders als Karate.

Es ist ganz einfach, der MMA Kämpfer kennt sich sowohl im Stand als auch am Boden aus, hat meist wesentlich mehr Sparringserfahrung und ist Vollkontakt gewohnt, während der Karateka fast nie hart sparrt nur Techniken im Stand beherrscht und Leichtkontakt Technik gewöhnt ist. Also kickt er auch nicht mit dem Schienbein voll durch den Gegner wie bspw. im Muay Thai sondern trifft eher leicht mit dem Spann und der Fußspitze. Es ist doch völlig evident das manche Kampfsportarten eher realitätsnah sind als andere und ich weiß nicht wieso das so schwer zuzugeben ist. Dafür steckt halt beim Karate wesentlich mehr Philosophie dahinter die auch den Geist und Charakter formt und es ist ein Breitensport für viele Menschen. Unterschiedliche Konzepte und Techniken für unterschiedliche Situationen und Wettkampfsysteme, und das Wettkampfsystem des MMA ist klar näher an einem realen Kampf, da mehr erlaubt ist und es mehr Techniken umfasst. Deswegen checke ich nicht das die Leute das nicht einfach zugeben können, ich bin selber Thai und mir bricht auch kein Zacken aus der Krone wenn ich sage das der durchschnittliche MMA Kämpfer den durchschnittlichen Muay Thai Kämpfer komplett fertig machen würde.

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Petekramer  08.03.2024, 08:59
@Tanawat

Darum geht es allerdings nicht. Du entfernst dich von der Fragstellung oben. Der Fragsteller wollte wissen, welches System sich zur Selbstverteidigung eignet. Meine Antwort darauf in Kurzform: Absolut jedes, das derjenige gut beherrscht, sei es nun Judo, Ringen, Boxen (gute Boxer sind brandgefährlich!), Karate oder was auch immer. Das Level und Können entscheidet, nicht das System. Ganz einfach.

Er wollte aber überhaupt nicht wissen, was passiert, wenn man verschiedene Kämpfer aus unterschiedlichen Systemen miteinander kämpfen lässt.

Das sind zwei paar Schuhe. Dies einmal davon abgesehen, dass die meisten, durchschnittlichen MMA-Aktiven ein wenig vergleichbar sind mit modernen Fünfkämpfern: Die können oftmals alles ein bisschen - und nur wenig richtig. Treffen diese Leute auf einen Experten, der vielleicht nur eine Sache beherrscht, diese aber auf hohem Niveau, sind sie im Nachteil. Ein Experte ahnt jeden möglichen Angriff im Vorfeld - und beherrscht ein großes Repertoire an Reaktionsmöglichkeiten, der automatisiert abrufbar sind. Oder wie Bruce Lee einst richtigerweise sagte: "Ich fürchte nicht den Gegner, der tausend Techniken trainiert hat. Ich fürchte eher den Gegner, der eine Technik tausendmal geübt hat."

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Tanawat  08.03.2024, 09:52
@Petekramer

Wie gesagt, manche Systeme sind eher geeignet als andere. Genau das lege ich dar. Diese Diskussionen mit irgendwelchen Leuten die sich für den Großmeister höchstpersönlich halten bin ich leid. Du gehst nichtmal kampfsporttechnisch auf meine Argumente ein... Alles was dein Kommentar im Endeffekt aussagt ist "Doch!!!". Hättest dir die Zeit auch sparen können. Die Mehrheit gibt mir anscheinend auch Recht.

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ThisIsJustMeDE  08.03.2024, 10:45
@Petekramer
Treffen diese Leute auf einen Experten, der vielleicht nur eine Sache beherrscht, diese aber auf hohem Niveau, sind sie im Nachteil. Ein Experte ahnt jeden möglichen Angriff im Vorfeld - und beherrscht ein großes Repertoire an Reaktionsmöglichkeiten, der automatisiert abrufbar sind.

Unfug sie zwingen dann in Normalfall dem Gegner eine Disziplin auf die er so gar nicht kann.

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basiswissen  07.03.2024, 17:37

Du sprichst mir aus der Seele. Arigato!

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Das, was Du suchst muss in erster Linie Spass bei trainieren bringen, sonst verliert man schnell das Interesse und gibt auf.
Also mach folgendes:
Such Dir heraus was in deiner Region/Gegend angeboten wird.
Es muss für Dich einfach zu erreichen sein damit Du immer zum Training kommst, ohne Aufwand und Probleme.
Da mach mindestens ein Probetraining. Denn Raume, Trainer, Umgang miteinander und mehr müssen "passen".
Vergleich was für Dich am besten passt (auch in Sachen Beitrag).
Und dann geh da hin. Denn es ist egal wie der Name ist. Wichtig ist, das Du es gut beherrscht.
Zum Schluss. Jeder wird her seine "Favoriten" nennen. Das ist OK. Aber der Sport muss zu Dir passen, nicht zu Anderen.

Woher ich das weiß:Hobby – 2 braune Gürtel, einen blauen in Kara-Te
Celinemrc 
Fragesteller
 07.03.2024, 16:32

Dankeschön !!

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Dir geht es also nicht um Spaß sondern wirklich um die reine effektive Selbstverteidigung. Es gibt verschiedene Arten von Kampfsportarten, man unterscheidet zwischen Vollkontakt und Leichtkontakt bzw. anderen Kampfsportarten/-künsten.

Wie die Bezeichnung dir wahrscheinlich schon sagt sind Vollkontaktkampfsportarten für die Selbstverteidigung am besten geeignet, sie werden dadurch definiert dass es Wettkämpfe und Sparring gibt, wobei das erklärte Ziel ist den Gegner bewusstlos zu schlagen oder bis zur Bewusstlosigkeit zu bringen, wobei entsprechende Techniken mit voller Kraft angewendet werden und im professionellem Bereich ohne Schutzausrüstung gekämpft wird z.b. beim Boxen oder Muay Thai. Diese Wettkämpfe bzw. das Sparring und der entsprechende Kampfsport sind somit am realitätsnahsten und es gibt somit Pressure Tests sodass man sich sicher sein kann, dass die Techniken auch effektiv sind.

Leichtkontakt hingegen zeichnet sich oft durch einen spirituellen, philosophischen Aspekt und gar kein oder ein sehr kompliziertes Wettkampfsystem aus, wobei nach Punkten "gekämpft" wird, so geht es bspw. beim Taekwondo oder dem olympischen Karate im Prinzip nur darum den Gegner zu berühren ohne Schaden anzurichten und es wird oft mit Schutzausrüstung gearbeitet. Somit ist das natürlich weniger geeignet für die Selbstverteidigung.

Zudem muss man noch zwischen Stand und Bodenkampf unterscheiden. Im Prinzip gilt beim 1 vs. 1 immer Boden schlägt Stand. Also der Ringer wird den Boxer im Durchschnitt eher besiegen. Einfach weil Würfe und Griffe ein viel höheres Potenzial haben einen Kampf sofort zu beenden und den Gegner zur Bewusstlosigkeit zu bringen als Schläge und Tritte. Es gibt aber auch Vollkontaktkampfsportarten die beides vereinen.

Zudem gibt es auch noch Selbstverteidigungssysteme wie Krav Maga oder Escrima, von denen würde ich aber abraten, da die Pressuretests sprich Wettkämpfe und Sparring nicht wirklich vorhanden sind und jeder dahergelaufene sein eigenes SV-System entwickeln kann. Es gibt also auch keine richtigen Verbände oder eine Qualitätskontrolle.

Kampfsportarten/-künste mit Leichtkontakt und Selbstverteidigungssysteme von denen du dich mit deinem selbsterklärten Ziel fernhalten solltest sind: Wing Chun, Kung Fu, Aikido, Karate, Taekwondo, Krav Maga etc.

Vollkontaktkampfsportarten die du dir mal anschauen kannst um zu sehen was dir zusagen würde sind:

Boden: Judo, Jiu-Jitsu, BJJ, Ringen

Stand: Boxen, Kickboxen, Muay Thai, Sanda

Stand und Bodenkampf: MMA, Sambo

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich trainiere seit meinem 6. Lebensjahr Muay Thai.

Hallöchen!

Ich würde dir da Krav Maga vorschlagen. Das ist besonders effektiv, um sich vor Männern zu schützen.

Dir noch eine schöne restliche Woche,

LG, haumea786.

Celinemrc 
Fragesteller
 07.03.2024, 00:08

Klingt Mega Danke!!

die auch eine schöne Woche noch !!

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Krav Maga, Parcours

Celinemrc 
Fragesteller
 07.03.2024, 00:06

Danke !!

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