Balkan Feindschaften?
Kann mir das mal jemand so für wirkliche Dullies erklären?!
2 Antworten
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Versuche es mal so gut es geht zu erklären
- Slowenien: Hat wie Nordmazedonien oder Montenegro am wenigsten gelitten während der Jugoslawienkriege. Wirkliche "Feindschaften" gibt es m.W.n. nicht.
- Kroatien: Hat da deutlich mehr gelitten als Slowenien, hat aber auch ebenfalls viele schlimme Taten gemacht (In Bosnien oder die Vertreibung der Kraina-Serben). Die wirkliche "Feindschaft" und das seit Ewigkeiten ist mit Serbien.
- Serbien: Ist damals komplett durchgedreht, im Grund ist der ganze Balkan bis heute vorsichtig wenn es um Serbien geht. Vor allem Serbien - Kroatien; Serbien - Kosovo ist hier direkt in meinem Kopf.
- Bosnien: Gefühlt war Bosnien ein Selbstbedienungsladen, jeder ist da mal durchgefegt. Die Serben und die Kroaten. Die Serben haben dann aber einfach deutlich übertrieben (Srebrenica). Hier ist auch eher Bosnien - Serbien die Feindschaft
- Montenegro: Gar nichts.
- Kosovo: Da ist von beiden Seiten einiges schief gelaufen, aber bis heute und das ist wirklich eine Feindschaft -> Kosovo und Serbien.
- Nordmazedonien: Gar nichts. Vielleicht Griechenland und Bulgarien.
Jeder hat da irgendwelche Beschwerden an die Nachbarn, die meist aus der Geschichte kommen, und die ist im Balkan besonders blutig.
- Die Slovenen sind sauer, daß die Kroaten damals im kurzen Unabhängigkeitskrieg die jugoslavische Armee durch Kroatien laufen ließen, damit sie die Slovenen verprügeln kann. Das ist aber vergleichsweise mild.
- Die Kroaten sehen sich nicht ganz zu Unrecht als Opfer des Jugoslavien-Krieges, und die Schuld geben sie den Serben, ebenfalls nicht ganz zu Unrecht. Gleichzeitig haben sie im Krieg selbst kräftig Verbrechen verübt, vor allem in Bosnien, und weigern sich, das anzuerkennen.
- Die Serben haben den Krieg zwar begonnen, aber auch selbst am meisten und vor allem am längsten darunter gelitten. Folglich sind sie auf alle ihre damaligen Kriegsgegner sauer, vor allem auf Bosnier und Kroaten. Ein Sonderfall sind die Albaner, die sprachlich verschieden sind und deshalb besonders gehaßt werden; der Verlust des Kosovo beleidigt den serbischen Nationalismus extrem, weil die Serben dort einmal einen Krieg gegen die Türken verloren haben und das Land daher als eine Art nationales Heiligtum betrachten (nein, das ist kein Witz!).
- Die Bosnier haben allen Grund, die Serben und Kroaten für die Verwüstung ihres Landes und das ungeheure Leiden während des Krieges verantwortlich zu machen. Dazu kommt, daß die Bevölkerung Bosniens fast zur Hälfte aus Serben besteht, die ihre eigene autonome Republik innerhalb Bosniens haben, und aus dieser Lage heraus immer wieder gerne zündeln.
- Aber alle hauen vereint auf die Roma ein, denn die können sich nicht wehren.
- Die Makedonier haben im Krieg großes Glück gehabt. Aber sie haben Zoff mit ihrer eigenen albanischen Minderheit, die sie gerne marginalisieren möchten (das scheint sich allerdings zu bessern), und sie ecken bei den Griechen an (die glauben nämlich, sie hätten ein Monopol auf den Namen Makedonien). Es gibt auch kräftige Ressentiments gegenüber den Bulgaren, weil die in den Balkankriegen und später im Zweiten Weltkrieg in Makedonien gewütet haben wie die Axt im Walde.
- Die Albaner sehen in ihren Nachbarn Unterdrücker der albanischen Minderheiten, was zum Teil sogar stimmt. Gleichzeitig sind sie auch zwiegespalten, weil die in Albanien wenig von denen im Kosovo halten und umgekehrt. Alle Albaner sind sich aber einig, daß die Slaven nerven, und erfinden irgendwelchen Geschichtsrelativismus, um sich besser zu fühlen.
- Die Bulgaren sprechen den Makedoniern die Eigenständigkeit ab (ähnlich wie die Russen den Ukraïnern) und ärgern sich, daß sie das Land nicht annektieren können. Außerdem sehen sie sich als besonderes Opfer der Türken, obwohl die osmanische Herrschaft milder war als anderswo und die Bulgaren auch als erste ihre Freiheit erlangten.
- Die meisten Balkanvölker, allen voran die Serben und Bulgaren, haben auch ein Problem mit Türken, weil sie im Osmanischen Reich unterdrückt wurden oder sich die Freiheit nur mit Kriegen erkaufen konnten. Am entspanntesten sind diesbezüglich die Makedonier.
- Die Griechen haben ein bißchen Probleme mit slavischsprechenden Minderheiten im Norden und stehen daher immer ein bißchen in Spannung mit Makedonien und Bulgarien. Besonders die Makedonier kriegen ihr Fett ab und mußten sogar das Land umbenennen, weil die Griechen nicht zulassen wollen, daß die heiligen Namen von Philipp und Alexander in slavische Hände fallen (bizarrerweise galten die aber den antiken Griechen als Barbaren und gar nicht als Griechen).
Wenn Dir das alles wie Kindergarten vorkommt, dann vermutlich deshalb, weil es Kindergarten ist.