Auslandsjahr ist langweilig?

7 Antworten

Ich verstehe dich nicht wirklich.

Zum einen: DU hast die Möglichkeit, für ein Jahr Erfahrungen zu machen, die andere nie haben werden. Es ist an dir, deinen Alltag "spannend" zu gestalten! Auch und gerade an den Highschools hat es Arbeitsgruppen und weitere Gruppierungen... und wenn es "nur" die Footballmannschaft oder der Chor sind! Ebenso im Umfeld... die (kirchlichen) Gemeinden sind da zB eigentlich recht aktiv, man muss nur mitmachen WOLLEN.

Dann: Was du natürlich aus der Ferne NICHT mitbekommst, sind die alltäglichen probleme deiner Freunde...die sie dir nicht erzählen, weil sie als alltäglicher Bestandteil des Lebens nicht erzählenswert sind. Selbstverständlich erzählen sie dir nur Positives und deswegen scheint ihr leben "perfekt" zu sein.

Es gibt ein Sprichwort: Jeder ist seines Glückes Schmied. Es ist an dir, deinen Aufenthalt so zu gestalten (im rahmen deiner Möglichkeiten), dass du viele schöne Erinnerungen sammeln kannst.

NIEMAND trägt dir irgendetwas hinterher, damit du "glücklich" bist.

Ich wünsche dir weiterhin einen angenehmen Aufenthalt in den Staaten und rate dir: mach was draus!

Anonymous1718 
Fragesteller
 11.11.2021, 06:10

Erst mal, wirklich vielen Dank für deine ehrliche Antwort!!
Das eine Wort was du in deinem Text erwähnt hast ist „WOLLEN“. Tatsächlich denke ich daran viel und der Grund warum ich es mir erlaube mich zu beschweren ist dass ich für mich selber weiß dass ich schon viel versuche um Erfahrungen zu sammeln. Ich war schon in einem Theaterstück und warte gerade auf das Musical und informiere mich über Clubs die ich machen könnte für die Zeit die ich nichts zu tun habe. Leider geht das mit den Clubs aus verschiedenen Gründen nicht auf.
Wie auch immer, ich versuche wirklich jeden Tag mich zu integrieren aber mein Problem ist dass selbst wenn ich den Aktivitäten in manchen Momenten Lachen kann und Spaß habe fühlt es sich, sobald es vorbei ist, wieder so an als wäre ich einsam und alleine und so dumm das klingt aber aus verschiedensten Gründen ergibt sich keine Situation mit den Leuten in der Schule mehr außerschulisch was zu machen. Und das is besonders die Zeit in der ich mich nicht gut fühle weil ich niemanden um mich rum habe.

okay das ganze ist sehr kompliziert zu erklären

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Dea2019  11.11.2021, 12:09
@Anonymous1718

ich habe selber zeitweise im Ausland gelebt udn die Schule besucht.

Das sind Anpassungsschwierigkeiten, die einfach zeit brauchen, bisman sich an das Umfeld "gewöhnt" hat. Bei mir hat das fast 1 Jahr gebraucht (war 5 Jahre im Ausland) bis ich mich halbwegs "angekommen" fühlte.

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Also ich muss dir leider auch sagen, Vergleich dein Auslandsjahr nicht mit dem von anderen.

Ich bin grade auch in den usa, seit ca. bissi mehr als 3 Monaten, und grade am Anfang fand ichs auch oft langweilig. Ich bin meistens gleich nach der schule heim und am Wochenende nur zu hause gesessen. Ich dachte mir auch die ganze Zeit wow andere Austauschschüler macheb ur die coolen sachen und ich irgendwie nix. Aber ich würd sagen, seit etwa einem Monat hat sich das komplett geändert. Ich hab zb mit dem Theaterstück der Schule geholfen, wo ich jeden Tag in der Schule bleiben musste. Vielleicht würde dir sowas auch Spaß machen und ein bissi mehr Abwechslung in dein leben bringen. Frag einfach mal Freunde was sie nach der Schule oder am Wochenende machen und verbring zeit mit ihnen.

Lass dich davon jetzt bitte nicht runterziehen, es ist nicht immer aufregend und extremst spannend. Aber ich bin mir sicher, dass es sich bessern wird und vielleicht hilft es auch mal die kleinen dinge positiver zu sehen. Ich gehe jetzt schon 3 Monate hier in die Schule und war letztens am Gang so überwältigt und glücklich, einfach dass ich die Chance habe hier zu sein

Alles liebe :)

Von Experte stufix2000 bestätigt

Also mein Austauschjahr war nicht langweilig, es war aber eben auch nicht in den USA. Aus den USA, teilweise auch aus Kanada, hört man das hingegen immer mal wieder.

Zuallererst: Das Ziel eines Austauschjahres ist es nun einmal nicht, “das aufregendste, krasseste Jahr” im Leben zu werden, sondern es soll die Möglichkeit geben, die Kultur eines anderen Landes kennenzulernen. Jetzt mal ganz platt gesagt: Wenn die Kultur eines Landes also “langweilig” ist, dann ist es vollkommen normal und sogar “gut”, wenn auch das Austauschjahr “langweilig” ist, denn das bedeutet, dass es seinen Zweck erfüllt und authentisch ist. Und dafür hast du bzw. haben deine Eltern hoffentlich das Geld bezahlt.

Bei den USA (war selbst noch nicht dort, aber so ziemlich alle, die die USA besser kennen, bestätigen das) ist es schon einmal so, dass es außerhalb der Ballungszentren, und teilweise auch innerhalb von Ballungsräumen mangels Verkehrsmitteln schnell langweilig wird, weil man ohne Auto schlicht nirgendwo hinkommt. Dazu kommt, dass man als Fremder im Land, noch dazu minderjährig, nun einmal nicht zu allem so Zugang hat wie (volljährige) Einheimische. Und auch eine Rolle spielt, was die Gesellschaft in den jeweiligen Ländern Jugendlichen üblicherweise zugesteht. Das trifft jetzt zwar nicht unbedingt auf die USA zu, aber es gibt ja zum Beispiel Austauschländer, in denen es gesellschaftlicher Konsens ist, dass Kinder und vor allem Mädchen um Uhrzeit XY entweder gar nicht oder zumindest nicht ohne männliche Begleitung unterwegs sein sollten. In solchen Dingen ist Deutschland extrem liberal, und das merkt man eben erst, wenn man mal im Ausland ist, und zwar nicht im Urlaub. Den Spruch “Vergleich dein Jahr nicht mit dem von anderen” solltest du deshalb vor allem so interpretieren, dass es hundertprozentig Austauschschüler in den USA gibt, die extrem viel erleben, deren Austauschjahr aber deshalb eventuell auch schlicht weniger authentisch ist. Das entsprechende Geld vorausgesetzt, kann man sich ein Jahr in den USA mit Aktivitäten vollpflastern: heute Grand Canyon, morgen Las Vegas, übermorgen Manhattan… das hat dann aber nichts mehr mit dem normalen Leben eines Einheimischen, geschweige denn eines Schülers zu tun.

Wenn du dich vergleichen willst, dann solltest du dich also nicht mit deinen Freunden in Deutschland oder mit irgendwelchen Leuten irgendwoanders in den USA, sondern mit einheimischen Jugendlichen in der Stadt, in der du gerade lebst, vergleichen. Erleben die so viel mehr als du?

Und dann noch folgendes: Eine Erwartung an Austauschjahre ist ja auch immer, dass der Austauschschüler “als Kind geht und als Erwachsener zurückkommt”. Das klingt ganz ganz toll im Voraus, der Prozess dahin gestaltet sich aber wenn dann weniger romantisch. Man wird nicht “selbstständiger” oder “erwachsener”, wenn alles ausnahmslos ganz toll läuft. Reifeprozesse setzen wenn dann ein, wenn etwas nicht wie erträumt läuft. Bei den einen ist es Heimweh, bei anderen Überforderung, bei den nächsten Probleme zum Beispiel mit der Gastfamilie, und bei manchen eben zum Beispiel Langeweilie. Diese Krisen sind es, die, wenn sie nicht im schlechtesten Fall einen Abbruch herbeiführen, dazu beitragen, dass der Austauschschüler über sich selbst hinauswächst. In diesem Sinne wünsche ich dir viel Erfolg :)

Anonymous1718 
Fragesteller
 11.11.2021, 06:46

Vielen vielen Dank!! Das hat mir echt weiter geholfen

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Wenn du innerlich leer bist, wird auch eine andere Umgebung daran wenig ändern. Bei manchen Menschen bewirkt ein längerer Auslandsaufenthalt jedoch, das sie aufgeschlossener werden und das Interesse entwickeln die Menschen der anderen Kultur besser kennen- und verstehen zu lernen. Auch auf die Gefahr hin uncool wirken zu können : viele (auch naive) Fragen zu stellen hilft dabei sehr und gibt dem Gegenüber das Gefühl, dass man ehrliches Interesse hat.

Du kannst Clubs beitreten, in die Kirche gehen, mit Freunden was machen usw. Klar kommt man vllt nicht mit dem Bus irgendwohin aber Gasteltern wissen das und fahren dich gerne wohin du willst, das gehört ja zu deren Job dazu. Vergleich dich nicht mit anderen Leuten das macht keinen Sinn. Kein Auslandsjahr ist gleich, andere strengen sich mehr an das sie ein ,besseres‘ Jahr haben und andere halt nicht.
du hast ja schon die Hoffnung aufgegeben ( deinem Text nach ), dann wird das sowieso nichts mehr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigene Erfahrungen, viel Recherche