Aus welchen Gründen hätte Sokrates sein Todesurteil ablehnen sollen?

2 Antworten

Nach Platon soll Sokrates sein Verhalten folgendermaßen begründet haben:

"Wenn, indem wir von hier davonlaufen wollten, oder wie man dies sonst nennen soll, die Gesetze kämen und das gemeine Wesen dieser Stadt, und uns in den Weg tretend fragten: 'Sage nur, Sokrates, was hast du im Sinne zu tun? Ist es nicht so, daß du durch diese Tat, welche du unternimmst, uns, den Gesetzen, und also dem ganzen Staat den Untergang zu bereiten gedenkst, soviel an dir ist? Oder dünkt es dich möglich, daß jener Staat noch bestehe und nicht in gänzliche Zerrüttung gerate, in welchem die abgetanen Rechtssachen keine Kraft haben, sondern von Einzelmännern können ungültig gemacht und umgestoßen werden?' Was sollen wir hierauf und auf mehr dergleichen sagen, Kriton? Denn noch gar vieles könnte einer, und zumal ein Redner, vorbringen zum Besten dieses gefährdeten Gesetzes, welches befiehlt, daß die geschlichteten Rechtssachen sollen gültig bleiben."

Quelle: Platon, Kriton, Übers. Friedrich Schleyermacher, 1805.

Mit anderen Worten: Wer auf der Grundlage der Gesetze gefällte Gerichtsurteile willkürlich missachtet, der stellt die Geltung der Gesetze grundsätzlich infrage! Damit aber würde dem Staat selbst als Wahrer von Gesetz und Recht der Untergang drohen! Ein Vorbild für staatsgefährdendes Verhalten wollte Sokrates nicht abgeben, denn das war einer der Vorwürfe, weswegen er verurteilt worden war.

Insofern gab es für Sokrates keinen Grund, sich seiner Verurteilung zu widersetzen, im Gegenteil.

Bleibt gesund!

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Wenn er das Urteil abgelehnt hätte und weiter gelebt hätte, hätte ein weiser Mann wie er der Gesellschaft noch länger von großem Nutzen sein können. Viele weitere Schüler hätten von ihm lernen können, er hätte weitere sinnstiftende und möglicherweise bahnbrechende Gedanken entwickeln und verbreiten können. Sein Tod war mit Sichherheit ein großer Verlust!