Anrede für einen nicht-binären Lehrer?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

a) Biete die Option, dich mit Vornamen oder vollem Namen anzureden.

b) Die Berufsbezeichnung könnte vor den Nachnamen gesetzt werden.

Lehrer/in XY, können Sie mir (...)?

c) An Hochschulen gilt auch der Dozent als Kommilitone. Vielleicht findest du Vergleichbares in der Historie von normalen Schulen.

d) Möglicherweise findest du auch Antworten, wenn du einmal zu Gebrauchsformen in anderen Ländern recherchierst. Es muss vielleicht nicht einmal zwingend mit dem Gedanken, wie man divers formuliert, in direkter Verbindung stehen.

Von all diesen Vorschlägen einmal abgesehen würde ich dir sehr empfehlen, dich ebenso einmal gezielt bei Vereinen/Organisationen/staatlich zuständigen Stellen (bezüglich Gleichberechtigung u.ä.) zu erkundigen, wie diese den Fall handhaben würden. Dieses Problem muss ja nicht einmal auf die Anrede in der Schule beschränkt werden, denn auch im weiteren Alltag könntest du immer wieder mit Herr/Frau konfrontiert werden.

DotOfUniverse 
Fragesteller
 03.11.2019, 01:49

Vielen Dank! :D

Das sind hilfreiche Vorschläge :)

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regex9  03.11.2019, 01:54
@DotOfUniverse

Solltest du eine Lösung für dich finden, dann schreibe sie hier doch bitte einmal als Kommentar. Eine Lösung (auch Recherche-Ergebnisse zu meinen Optionen c/d) wären ja durchaus interessant.

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Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du gern eine andere Anrede verwenden würdest. Das macht dich nicht "Besonders" oder was auch immer. Ich würde mir den Rückhalt von der Schulleitung zu sichern, dann sollten sich etwaige Probleme im Kollegium oder mit den Eltern relativ schnell lösen lassen.

Ich glaube du würdest es bedauern nicht schon im Referendariat mit der "neuen" Anrede angefangen zu haben. Gerade, wenn du dann dort weiterarbeiten willst/kannst. Eine Umstellung von z.b. Herr auf eine neue Form wird den Schüler*innen nach einem Jahr viel schwerer fallen, als wenn sie von Anfang an Namen + Anrede "lernen". (Aber auch das würden sie schaffen.)

Am Ende ist es wichtig, dass du dich wohlfühlen.

Leider habe ich keine konkreten Vorschläge für Anreden (Bin selbst auf der Suche.)

Lass dich nicht unterkriegen.

Ganz ernstegemeinte Frage: Wie wichtig ist deine Identität für den Unterricht? Frau/ Herr sind nur Standardfloskeln. Wenn du eine andere Anrede wählst, stellst du dich (vermutlich) aus dem gesamten Kollegium heraus, sagst damit Kollegen, Schülern und Eltern, "ICH bin etwas Besonderes, seht her, ich definiere mich anders als ihr und möchte anders angesprochen werden!" Das kann bei einigen Schülern gut ankommen, endlich hebt sich mal eine/r ab, bei einigen Kollegen, Eltern und Schülern, besonders, wenn die mal Ärger von dir bekommen oder schlechte Noten, aber auch sehr missverstanden werden.

Es gibt so eine Tendenz, über Standardfloskeln zunehmend nachzudenken und zu prüfen, ob man sich damit identifizieren kann, während man sie früher einfach hingenommen hat und sich auch als "Frau" hat anreden lassen, wenn man sich gar nicht so weiblich fühlte oder schlimmer noch als "Fräulein", was parallel auch eine Beleidigung war (Herabsetzung, Drohung).

Die Frage ist:

Muss man darüber nachdenken? Natürlich ist es erlaubt, es kann eine linguistische oder philosophische Übung sein. Aber selbst, wenn:

Muss man das Ergebnis dieses Nachdenkens nach außen tragen und anderen quasi aufdrücken?

Normalerweise lehrt ein Lehrer, er nimmt sich weitgehend zurück, erwähnt hin und wieder mal etwas Persönliches, aber eher sollen das die Schüler (in bestimmten Unterrichtsthemen wie z.B. Sexualkunde oder Ethik) tun. Vom Lehrer erfährt man ggf. wo er herkommt, ob er Kinder hat, ob er Haustiere hat, welche Hobbys er hat. Mehr auch nicht und das auch nicht ausführlich. Ich weiß nicht, wie es auf Schüler wirkt, wenn man nun von einem Lehrer in der ersten Stunde so viel mehr erfährt als von allen anderen Lehrern, nämlich, wie er sich (nicht) identifiziert. Es könnte die Schüler je nach Alter (Grundschule, untere Sek I) auch verunsichern, ob SIE selbst wirklich Mädchen oder Junge sind, wo sie sich vor dem Sportunterricht umziehen sollten, ob sie ihren Namen ggf. welchseln sollten oder so.

Das mögen ja berechtigte Fragen sein, es stellt sich nur die Frage: Möchte man das alles in der ersten Schulstunde in einer neuen Klasse durch Diskussion seiner Anrede auslösen?

Mag sein, dass, wenn du unterrichtest, diverse Genderidentifikationen unter Lehrern wie Schülern schon normal sind und nicht mehr herausfallen; dann solltest du natürlich selbstredend deine Identität/ Anrede nennen. Ansonsten würde ich das mal mit Mitstudenten und Mentoren diskutieren!

DotOfUniverse 
Fragesteller
 01.11.2019, 01:18

Es ist, wie du bereits ausführlichst dargelegt hast, eine schwierige Situation.

Ich steche hervor, ja. Aber ich würde es nicht tun, um zu zeigen, dass ich etwas besonderes sei. KLAR wird das so aufgefasst werden, aber es ist nunmal etwas mehr als "sich nicht so weiblich fühlen" oder so, es ist halt schon, dass ich halt weder männlich noch weiblich bin. Und bspw. in Universitäten ist es nichts seltenes mehr, den Dozent*innen darum zu bitten, vielleicht nicht den Deadname zu benutzen oder andere Pronomen. Selbsverständlich wird es ganz anders aussehen als Lehrer; da werde ich die Person der Aufmerksamkeit sein. Aber ich drücke niemandem meine privaten Gedanken auf; lediglich mein Geschlecht. Lehrer*innen sollten sich vielleicht zurückhalten, aber man weiß doch auch bei jeder anderen Lehrkraft das Geschlecht, oder? Und ein nicht-binäres Geschlecht sollte im Generellen nicht schwer zu vermitteln sein; ich bin halt weder männlich noch weiblich.

Wenn dies dazu führt, dass Schüler*innen ihr eigenes Geschlecht hinterfragen würde ich das einerseits nicht als negativ sehen, und andererseits auch nicht als Beeinflussung durch die Lehrkraft, da ich ja nie den Schüler*innen politische Meinungen mitteilen möchte, wenn ich lediglich mein Geschlecht nenne.

Letztendlich hast du valide und definitiv wichtige Punkte genannt, ich hatte jedoch mehr auf konkrete Vorschläge für solche Anreden gehofft ^^'

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naja, es sind deine schüler und sie reden dich so an, wie du es von ihnen verlangst, wenn du ihnen sagst du bist der Leut Schmied, dann ists halt so :D

dir muss nur klar sein, dass dich jeder schüler, 90% der kollegen und vermutlich 100 % der eltern nach dem elternabend hinter deinem rücken verarschen werden und dass das referendariat auch ohne solches zeugs schon heftig genug ist :D

stell dir einfach mal die ehrliche frage was schlimmer ist.... "herr" genannt zu werden oder das oben genannte, dann kleineres übel wählen und durchziehen!

DotOfUniverse 
Fragesteller
 01.11.2019, 01:01

Denke schon, dass das leichte Dysphorie ist, die ich da verspüre,
wenn ich so angeredet werde. Muss man mal abwiegen.

Klar reden sie mich dann an, wie ich es will, aber ich möchte ja nicht
beim Vornamen genannt werden, und deswegen wollte ich hier Vorschläge,
welche Alternativen denn noch existieren.

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Wie wäre es, wenn du dich von den Schülern ggf mit deinem vollen Namen ansprechen lässt? Also Vor und Nachname und andere Anreden kann man sich dann sparen?

Falls du zufällig einen Doktortitel haben solltest, schadet das natürlich auch nicht, dich einfach mit Dr.+Nachname ansprechen zu lassen, aber den muss man natürlich erstmal haben. ;-)

Ansonsten würde ich eigentlich erst darüber Gedanken machen, wenn es so weit ist. Wenn du jetzt noch Schüler bist, werden noch ein paar Jahre ins Land gehen, ehe du einer Schulklasse als Lehrer begegnen wirst. Vielleicht hat sich bis dahin bei geschlechterneutralen Anreden was sinnvolles getan, ganz vielleicht ändert sich deine Meinung bezüglich der Anreden ja auch noch.