Angst vor Fahrradfahren in der Stadt?

4 Antworten

Das kenne ich. Vor allem wenn die LKW an mir vorbeifahren oder ich im toten Winkel hinter einem LKW bin, steigt mein Puls. Da hilft es nur, zu üben, um sicherer zu werden. Das heißt, du fährst erst mal da, wo nicht so viel los ist, dann dort, wo etwas mehr los ist und am Ende dort, wo viel los ist. Ich würde mir eine bestimmte, kurze Strecke aussuchen, diese mehrmals abfahren, um sie zu kennen und so trainieren.

Fang damit an, dein Rad völlig zu beherrschen. Steig dort in der Beschreibung auf, wo du dich wiederfindest:

Zuerst übe allein in verkehrsarmen Ecken fahren, so langsam! wie möglich, ohne die Füße abzusetzen. Dabei auch immer kleinere Runden fahren. Immer jeweils so lange, bis du dir darin recht sicher vorkommst. Danach kannst du schon einhändig fahren üben. Auch wieder bis sehr langsam und kurvig.

Dann wäre es Zeit, langsam wieder das Tempo zu steigern, und zwar für Vollbremsungen. Zuerst auf gutem Untergrund! Geteert und glatt z.B. . Hier wäre am Endziel eine sichere Vollbremsung aus 30km/h. (hierzu gibt es sicher sehr gute Videos im Netz)

Genau so langsam kannst du dich jetzt mit schlechteren Untergründen vertraut und Bremsübungen machen. Laub, Kopfsteinpflaster, Sand. Nicht alles ist immer vorhanden, Glatteis z.B. ist echt selten und selbst ich, und bestimmt viele Andere auch, müssen zu Beginn des Winters erst mal wieder ein bisschen "üben".

Als nächstes würde ich, wenn die Angst wirklich tief sitzt, erst mal im Wald fahren, und dort auch mal kleinere Wege, schneller fahren (Helm empfohlen). Die Bäume springen dir nicht vors Rad, wenn man schneller wird, muss man aber trotzdem zügig reagieren. Bei und auch wegen wechselnden Untergründen!

Diese Vorbereitungen, dienen dazu, in der Stadt, "den Kopf frei zu haben" fürs; Nach hinten schauen, überhaupt um möglichst überall hin schauen zu können, ohne die Spur zu verlieren, den Untergrund unbewusst immer mit wahr zu nehmen, und angstarm nachdenken zu können und im Ernstfall cooler zu reagieren und nicht zu stürzen.

Für den Beginn im städtischen Verkehr, bleib ruhig erst mal misstrauisch. Du darfst tatsächlich hinter jeden nicht einsehbaren Ecke erst mal einen anderen Verkehrsteilnehmer angerauscht kommen sehen, bis du deine vorzugsweise Radgegend etwas besser kennen gelernt hast. Oder was es sonst eben noch an ungünstigen Konstellationen gibt, wie hier auch in den anderen Kommentaren schon gut erwähnt wurde.

Kreuzungen sind nicht so kompliziert, sonst gäbe es dort noch öfter Unfälle. Zumeist wird mit Linien und Pfeilen, mindestens für Autos der Fahrbereich vorgegeben, auf der Straße wie auch auf Schildern. Weiß oder blau.

Es gibt aber z.B. durchaus Ampelschaltungen, die gleichzeitig zwei sich kreuzenden Verkehrsteilnehmern grün schalten, meist linksabbiegende PKW und Fußgänger. Solche und andere Gefährlichkeiten, kann man ohne Erfahrung nicht erwarten, nur durch Aufmerksamkeit und etwas Geduld (Huch! - besser: Aha!, der fährt ja trotzdem...) ausgleichen. Manche Situation wirst du dir trotzdem bremsend erlernen müssen - deshalb wichtig, das gut zu können.

Was übrigens (bloß gut!) fast nie passiert (Unfallstatistiken), dass man einfach direkt von hinten überfahren wird.

Die Verkehrsregeln stehen für jedermann verfügbar im Internet und sind nicht allzu schwer verständlich. Die Kenntnis der Regeln sollte also nicht zu viel verlangt sein.

Wobei die Frage, wo du fahren darfst und wo nicht, eigentlich recht einfach ist: Du darfst überall fahren, wo auch Autos und Motorräder fahren dürfen - mit genau 3 Ausnahmen: Autobahn, Kraftfahrstraße und wenn es einen benutzungspflichtigen Radweg gibt.

Was eher gewöhnungsbedürftig ist, ist dass viele motorisierte Verkehrsteilnehmer sich weigern, Radfahrer als gleichberechtigt wahrzunehmen. Und z.B. deine Vorfahrt missachten oder dich an Stellen überholen, wo für ein legales Überholmanöver nicht genug Platz ist. Da sollte man meiner Ansicht nach eine passende Mischung zwischen Selbstvertrauen und Zurückhaltung finden - auf der einen Seite nicht schüchtern mit dem Ellenbogen an den geparkten Autos langschrammen, damit das Auto hinter dir irgendwie Platz zum Überholen hat, auf der anderen Seite lieber einmal auf deine Vorfahrt verzichten und den anderen fahren lassen, als zu hoffen dass er noch seine Bremse finden wird.

Auch der tote Winkel von LKW wurde schon genannt, und das würde ich sogar auf alle Verkehrsteilnehmer übertragen: Sieh' zu, dass du niemals neben einem Fahrzeug stehst/fährst, das zu deiner Seite hin abbiegt. Ja, der Fahrer müsste dich theoretisch erst vorbei lassen. Aber er wird nicht wissen, dass du da bist! Selbst wenn er dich sehen könnte (im LKW unmöglich), erschreckend wenige Fahrer schauen vor dem Abbiegen wirklich hin ob da noch jemand anderes ist. In so einer Situation solltest du definitiv hinter dem LKW warten, bis er abgebogen ist!

Und natürlich die Grundsätze:

  • Halte dich selbst an die Regeln - du brauchst dich nicht über Idioten aufregen, wenn du selbst dazu gehörst!
  • Mach' dich sichtbar! Neonfarbene Kleidung und korrekte Beleuchtung auch schon während der Dämmerung.

Dann könntest Du einfach mal die verkehrsarmen Zeiten (z.B. Sonntag vormittags) nutzen und das Radfahren in der Stadt üben.