"Alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht." (Friedrich Nietzsche) - Welchen Wert sollte man dem "Nichts" beimessen?

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"Ich bin der Geist, der stets verneint!

Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,

Ist wert, daß es zugrunde geht;.

Drum besser wärs, wenn nichts entstünde.

So ist denn alles, was ihr Sünde,

Zerstörung, kurz das Böse nennt,

Mein eigentliches Element."

Also das kenne ich aus Goethes Faust. Ist ne Selbstdarstellung Mephitos.

Welchen Wert sollte man dem "Nichts" beimessen?

Das ist schon ein Dilemma, in dem wir stecken.
Das Bewerten ansich ist schon mal eines der größten Übel.
Wir bewerten z.B. die Jugend als gut und toll, auch sinnvoll, dem Alter sprechen wir sehr viele Vorteile und Sinn ab. Dem Tod sowieso. Obwohl wir keinerlei Beweise für unsere Bewertungen haben und dies nur tun, weil wir hier halt in einer Leistungsgesellschaft leben, weil die Jugend vermeintlich die besseren Dinge im Leben bereit hält.......
Die Wirklichkeit aber zeigt sich meiner Ansicht nach anders und ausgeglichener.

Das Nichts ist ja nicht nichts. Immerhin entsteht aus Leere alles. Damit kann man, wenn man möchte, sich näher beschäftigen und einarbeiten.

Im Idealfall werten wir gar nicht. Jegliche Aufteilung in gut und schlecht ist völlig sinnfrei, weil es in Wirklichkeit immer alles gibt. Besser wäre es für uns, wir würden vielem davon neutral begegnen und viel mehr einfach eher stoisch hinnehmen und tun, was zu tun ist. Das Leben ist vielseitig und unser Werten ändert daran sicherlich nichts, bringt einzig schlechte Gefühle.

Unser Erleben, die Welt ist polar. Es gibt immer zwei Seiten von allem. Hell, dunkel, Mann, Frau ..... es gibt die Leere / das Nichts und die Fülle .... wozu bewerten? Eines bedingt das andere und gut. Mal ist es so, mal so. Das bringt Abwechslung, Vielseitigkeit und belebt uns.

Welchen Wert sollte man dem "Nichts" beimessen?

Da wir voll, satt, übersättigt, überreizt mit sehr vielem (Essen, Besitz, Konsum, Informationen, ....) sind, wäre ein Ausgleich mit Leere, Stille, Raum, Nichts .... angenehm ausgleichend und heilend für viele von uns.
Das Leben, der Mensch suchen oft nach Ausgleich und Gleichgewicht zwischen den polaren Eigenschaften und Aspekten des Lebens.
Um sich wohl und ausgeglichen zu fühlen, um in einem angenehmen Gleichgewicht leben zu können, denn das Leben in Extremen ist oftmals sehr anstrengend und frustrierend.

Aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet sage ich, dass wir dem Nichts einen höheren Wert beimessen sollten, als wir es bisher taten, oder als es manche tun, weil es die Überdrehten und Gesättigten angenehm ausgleichen würde.

Das beschreibt auch den natürlichen Fluß des Lebens, der gibt und auch wieder nimmt. Dinge, Menschen, Situationen kommen und gehen.
Man lässt im Idealfall alles zu ohne zu bewerten.
Man nimmt, gebraucht, lernt .... dann lässt man wieder ziehen und gibt .... so geht es in einem fort. Leben ist ein Kommen und Gehen.

Es ist wie atmen.
Da fragen wir doch auch nicht, ob nun Ein- oder Ausatmen besser wäre, das bewerten wir doch auch nicht. Genausowenig müssten wir alles andere bewerten.
Wenn man allerdings bemerkt, dass man sich mit was auch immer, in einem Ungleichgewicht befindet, etwa, weil man aus einer Angst heraus zu gierig war, dann könnte man als gesunden Ausgleich dem Nichts, dem Ziehen-lassen, Loslassen, einer Leere einen höheren Wert oder mehr mutige Aufmerksamkeit geben, um es zu leben und anzuwenden, damit man dadurch wieder in ein angenehmes Gleichgewicht, zur goldenen Mitte, zurück findet.

Hallo EVYTNG,

jemand hatte mal von dem Monadenmodell von Leibnitz gesprochen und auf meine Frage zu den Monaden mir geantwortet, dass Monaden den Sinn hätten, zu sterben.

Ich lass das mal so im Raum stehen - und das Monadenmodell würde eher in ein ewiges Sein führen, wenn man es weiterdenkt.

Betrachten wir aber alles Natürliche - was wir im weitesten Sinne anfassen, beobachten oder messen können - so ist es möglich, dass es auch vergeht. Es mag sich aber in etwas anderes umwandeln, womit wir selbst nichts mehr anfangen könnten. Kosmologische Modelle zeigen, dass am Ende nur noch Strahlung übrigbleiben könnte. Es wäre aber dann auch nichts mehr da, was diese Strahlung messen könnte.

Es wäre nichts mehr da, was diese Strahlung messen könnte. Wir könnten mit etwas nichts mehr anfangen. Es gäbe eine Art Nichts.

Doch mag, solange wir mit etwas etwas anfangen können, diese Sache für uns einen Wert darstellen. Der Wert impliziert aber nicht, dass diese Sache zugrundegehen muss - wie auch eine Monade nicht notwendigerweise sterben bräuchte.

Vielleicht wissen wir zu wenig, vermuten zu viel - und kommen letztlich nur in einzelnen Fällen zu plausiblen Aussagen, die sich auch geschlossen darstellen.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – langjährige Lebenserfahrung und persönliche Anschauung

Keinen, weil es kein Nichts oder irgend etwas Immaterielles nicht geben kann. Unser Universum besteht nur aus Energie und Materie. Selbst wenn es ein Nichts geben würde, hätte es keinerlei Bedeutung, denn es könnte nicht mit der materiellen Welt interagieren wie das auch umgekehrt nicht ginge.

(Goethe, wie schon angemerkt.)

Den Strand einer Insel komplett abzuwandern ist eben besser als traurig am Ausgangspunkt sitzen zu bleiben. Und warum soll man sich den Strand endlos wünschen...

Das "Nichts" begründet alle Verlustängste und damit überhaupt erst die Wertbeimessung...