Ab wann vorstieg lernen?

2 Antworten

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Aus deiner Frage geht nicht genau hervor, welche Erfahrung im Klettern du bereits mitbringst. Daher passt meine Antwort vielleicht nicht ganz genau. Ich gehe davon aus, dass du im eigentlichen Klettern keine bzw. nur geringe Erfahrung hast.

Wenn du bislang nur gebouldert hast, solltest dich auf jeden Fall zunächst einmal im Nachstieg versuchen. Es geht dabei weniger um das Kletterkönnen an sich, sondern vielmehr darum, wie du mit der Höhe oder ggf. exponiertem Gelände umgehen kannst. Das hat zunächst nichts damit zu tun ob du schwindelfrei bist oder Höhenangst hast, sondern einfach nur, wie du dich fühlst, wenn du mal 10, 15 oder 20 Meter Luft unterm Hintern hast.

Fühlst du dich im Nachstieg sicher, kannst du dich auch an den Vorstieg herantrauen. Hierbei empfiehlt es sich eine eher leichte Tour zu wählen, sodass du dich voll und ganz auf das Absichern (Expressen einhängen etc.) konzentrieren kannst. Auch empfiehlt es sich, das einhändige Klippen von Expressen zuvor in einer "Trockenübung" am Boden zu üben. Darüber hinaus solltest du wissen, was dich am Standplatz bzw. Umlenker erwartet und wie du damit umgehen musst.

Generell kannst du über das Vorsteigen (draußen am Fels) auch den Einstieg in den Bereich Mehrseillängenrouten angehen. Dafür braucht es aber, je nach Gebiet, einiges an Erfahrung, Zusatzwissen und die notwendige Ausrüstung.

Außerdem solltest du dir für den Einstieg ins Klettern einen geeigneten Kletterpartner suchen. Bestenfalls ist dieser sehr erfahren und kann dich unterstützen. Seid ihr beide Anfänger oder fehlt dir ein passender Partner, würde ich dir auf jeden Fall raten einen Kletterkurs zu besuchen oder dich einem Verein anzuschließen.


verreisterNutzer  19.11.2021, 12:58

Bin Mitglied im DAV und habe einen nachstiegskurs gemacht. Wie gesagt Kletterrouten in der Halle 7a die schwerste die ich geschafft habe.

Ich verstehe wie Autotuber und grigri funktioniert und kann das Seil und seine dynamic bei leichten stürzen Recht gut einschätzen.

Was mir fehlt ist das notwendige Wissen um Standplätze zu bauen usw.

Der DAV ist leider gerade in unserer Sektion bisschen ausgestorben. Corona eben.

Die Trainerin die uns den toprope Kurs gemacht hat. Hat mir angeboten klettern zu gehen. Auch draußen.

Habe leicht das Gefühl, dass vieles was ich im klettern lernen werde, durch andere Kletterer kommt und weniger durch Kurse machbar ist. Vorstiegskurse gibt es ja. Aber wie ich in der Praxis sinnvolle Sachen wie Flaschenzüge und sowas baue, kann ich irgendwie nicht in einen Kurs lernen. Zumindest finde ich keinen.

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hargon  19.11.2021, 14:59
@verreisterNutzer

Alles was dir so nebenher beigebracht wird kann dir auch ein Kurs vermitteln. Flaschenzug ist ein Thema der Behelfsmäßigen Bergrettung, auch dafür gibt's Kurse.

Besorg dir die DAV Lehrpläne von Rother, dann kannst du dir zumindest mal die Theorie aneignen und weißt wovon die Rede ist. Dann lern erst mal richtig Sichern mit HMS und Tube. Alpin ist niemand mit Grigri und Co. unterwegs.

Stand bauen ist auch ein Kunstwerk, ich meine zwei Bühler miteinander zu verbinden kann jeder, dass liest man im Buch einmal nach. Einen echten Alpinen Stand mit mobilen Mittel zu bauen braucht vor allem Erfahrung und viel Übung.

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Uurbi  19.11.2021, 18:07
@verreisterNutzer

Ok, das mit dem Nachstiegskurs und das Grundwissen beim Sichern ist schon einmal ein guter Anfang, reicht aber noch bei Weitem nicht aus. An der 7a würde ich mich nicht zu sehr orientieren, denn draußen klettert es sich deutlich anders als in der Halle.

Vorsteigen will, wie gesagt geübt sein, da hilft es sicherlich, wenn du dich langsam rantastest. Wenn du die Möglichkeit hast in eine Halle zu gehen, dann mach vielleicht dort deine ersten Vorstiegsversuche. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Es gibt Routen in nahezu allen Schwieriglkeitsgraden, die Expressen hängen schon an der Wand und es reicht wenn du nur das Seil einhängst. Und wenn du eine Tour nicht schaffst, hast du nicht das Problem, wie du dein Material wieder aus der Route bekommst.

Bist du in der Halle soweit fit, dann kannst du dir sicherlich auch mal überlegen nach draußen in ein Sportklettergebiet zu gehen. Hier bei uns gibt es beispielsweise einzelne Gebiete, die sind super abgesichert und haben oben auch schon einen Umlenker bei dem man nur noch durchfädeln muss. Wie man an einem solchen Standplatz fädelt oder umbaut, lässt du dir am besten von jemandem zeigen, der es kann. Alternativ kannst du dir das auch anlesen, dazu gibt es die bereits von hargon genannten Alpinlehrpläne, etc. Ganz wichtig: Was man in der Theorie kann, weiß man in 25 m nicht mehr zwingend. Du solltest das also auf jeden Fall vorab ausreichend üben.

Wenn du im Sportklettergebiet dann irgendwann ganz gut klarkommst, ist der Schritt zum klassischen Felsklettern nicht mehr sonderlich weit. Da musst du dich dann aber zusätzlich auch mit dem Legen mobiler Sicherungsmittel (Klemmkeile, Friends etc.) befassen. Und eben auch damit wie man einen Standplatz baut. Auch das kannst du dir ein Stück weit anlesen und in Trockenübungen üben, besser ist es aber, wenn du jemanden hast, der dir das beibringt. Außerdem musst du beim Felsklettern auch abseilen können und wissen, wie man von oben, also vom Standplatz aus sichert. Hier sind nicht alle Sicherungstechniken und -geräte geeignet. Aber auch das kannst du dir in der einschlägigen Literatur anlesen.

Wenn du das dann alles darauf hast, kannst du auch darüber nachdenken Mehrseillängentouren zu klettern. Hier gibt es gerade in Sachen Absicherung krasse Unterschiede. Das geht von gut mit Bohrhaken ausgestattet bis hin zu fast nichts drin. Also solltest du dich auch an diese Art des Kletterns langsam herantasten und eine Tour wählen, die möglichst gut gesichert ist, wo der Routenverlauf gut zu finden ist und die dich vom Schwierigkeitsgrad nicht zu sehr fordert. Gerade bei Mehrseillängentouren neigen viele Kletterer regelrecht dazu am Standplatz Zeit zu vertrödeln, was je nach Jahreszeit ein ernsthaftes Problem ist. Deshalb solltest du gerade am Anfang darauf achten, dass du dich in Sachen Tourenlänge nicht verschätzt.

Klettern ist ein Sport, den man nicht einfach mal so nebenher lernt. Dazu braucht es einfach Zeit und Erfahrung. Es gibt gerade im Sommerhalbjahr zahlreiche Kurse, die dazu geeignet sind Sicherungsmethoden, Standplatzbau etc. zu vermitteln. Auch Sektionsübergreifend. Wie hargon auch schreibt, der Bau eines Flaschenzugs fällt in den Bereich "behelfsmäßige Bergrettung" und wird nicht selten gerade auch auf Eis- bzw. Gletscherkursen vermittelt. Die bei Weitem beste Variante ist es aber sicherlich sich Kletterpartner zu suchen, die bereits erfahren sind. Das geht zumeist über Vereine ganz gut oder auch durch Bekanntschaften in der Kletterhalle und am Fels oder, oder, oder...

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verreisterNutzer  20.11.2021, 16:21
@Uurbi

Danke dir. Waren viele aufs hlussrieche Sachen dabei.

Alpine Erfahrung hab ich schon. Klettersteige hab ich bereits bis zur E gemacht und hab unterschiedlichsten Felsen in der Hand gehabt, von Koralle über Granit bis Sandstein.

Draußen ist die Route klar komplizierter, man hat auch auch nicht den fetten Kontrast von roten Stein auf weißer Wand z.B ^^

Hab über die Familie einen Kontakt der schon viele Jahre vorsteiger ist und in hochalpinen Gebieten unterwegs ist.

Werde mir von ihn paar Tipps holen und paar Mal mit ihn klettern gehen.

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Musst dich halbwegs sicher am Fels bewegen und sichern können. Wenn du im Nachstieg 7a kletterst, sollte sich ein Vorstieg im sechsten Franzosengrad schon ausgehen. Theoretisch kann man sofort mit dem Vorstieg anfangen. Vor allem in Kletterhallen, wo die Hakenabstände und die Wandstruktur fast überall ohne großes Verletzungsrisiko sind. Man muss sich halt zeigen lassen, wie man das Seil richtig einhängt.

Ich habe damals sowohl das Nach- als auch das Vorsteigen am Fels und zu Hause im oberen Donautal auch gleich schon in Mehrseillängentouren kennen gelernt. Da ging es vor allem darum, dass man bei größeren Hakenabständen sicher klettert. Stürzen war eigentlich nicht erlaubt. Gerade in diesen klassischen Donautal-5ern lernt man auch sehr schnell, mobile Sicherungsmittel zu legen. Standplatzbau hat man in gut gebohrten Routen so gelernt, dass der Erfahrenere vorgestiegen ist und wenn man am Stand war, hat er erklärt, was er da gemacht hat. Mobile Standplätze habe ich bei der Jugendbergwacht gelernt. Das ist aber - kann ich jetzt nach dutzenden von alpinen Klettertouren sagen - eher die Ausnahme, die meisten schönen Touren sind mit Bohr- oder Normalhaken ziemlich gut ausgestattet, zumindest sind sehr oft die Stände gebohrt oder man kann mit Köpfeln und Sanduhren schon gute Stände bauen, ohne großartig mit Klemmkeilen und Friends rumzufummeln.


verreisterNutzer  25.11.2021, 13:49

Ist natürlich Klasse, wenn man jemand hat der das schon kann:D

Naja mit instabilen Sicherungen will ich umgehen können. Will ja auch im Winter zur mit jemand aus Gletscher ziehen können. Und borhaken sind jetzt nicht die zuverlässigsten Sicherungspunkte :D

Zurzeit ist das Thema aber ehh durch, weil alles wieder geschlossen hat.

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Avicenna89  25.11.2021, 14:35
@verreisterNutzer

Ohne jemanden, der das schon kann, wird's schwer. Wenn ihr zu zweit grundsätzlich toprope klettert, müsst ihr euch beim Erlernen der Vorstiegstechnik (bspw. aus Büchern) wirklich verdammt gut auf die Finger schauen. Ich meine, das muss man sowieso. Aber wer Erfahrung hat, weiß auch, worauf man gründlicher gucken muss. Unerfahrene müssen sich grundsätzlich alles ganz gründlich angucken.

Ja, Gletscherkurse macht man eher im Sommer, wenn die Spalten im unteren Bereich der Gletscher schneefrei sind und man das leichter üben kann. Im Winter liegt da überall Schnee drauf. Das macht die Gletscher einerseits sicherer, andererseits kannst du dann halt schlecht an offenen Gletscherspalten üben.

Naja, man kann immer noch draußen klettern. Allerdings wirst du da einen Vorsteiger brauchen. Draußen hängt nicht einfach so ein Seil vom Felskopf - eh klar.

Aber egal, ob du das Vorsteigen drinnen oder draußen lernst. Erstmal leichte Routen auswählen und lernen, wie man richtig clippt, umlenkt und sichert. Das sollte zwar auch in leichten Routen immer sicher sein, aber du hast halt mehr Reserven, wenn du merkst, du musst eine Exe umhängen oder mal zum Clippen ein bisschen mehr am Seil ziehen musst, weil dein Seilpartner bissle zu langsam ausgegeben hat (das passiert auch den gewissenhaftesten Sicherern, wichtig ist halt, dass sie dich sichern - die Geschwindigkeit des Ausgebens ist erst nachrangig wichtig, auch wenn es an der Sturzgrenze ziemlich blöd ist, wenn man beim Clippen merkt, das das Seil voll den Zug hat).

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verreisterNutzer  25.11.2021, 14:52
@Avicenna89

Da hab ich reisen Glück an meinen Übungsfels. Da geht ein Klettersteig zum top. Da kann man easy topropen, ohne Vorsteiger^^

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Avicenna89  25.11.2021, 15:01
@verreisterNutzer

Wo ist dieser Fels? Klingt echt cool.

Was du dann machen könntest, wäre dich am Toprope einzubinden und sichern zu lassen. Gleichzeitig bindest du dich in das andere Seilende auch ein, sodass du ein "Vorstiegsseil" hast. Dann kletterst du an der Wand hoch, während dein Seilpartner dich im Toprope sicherst und hängst das untere Seil so in die Zwischensicherungen ein, als wärst du im Vorstieg. Dein Kletterpartner kontrolliert dich dabei von unten und passt auf, dass du nichts falschrum einhängst oder so.

Durch den Klettersteig oben kann man auch wunderbar das Sichern über einen Stand üben, indem man den Klettersteig zum Standplatzbau nutzt und dann den Nachsteiger von oben sichert (vielleicht auch von oben ablässt und der dann wieder hochklettert)

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