Ab wann ist jemand arm?

5 Antworten

Es gibt verschiedene Arten von Armut.

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Statistisch "relativ arm" ist man, wenn man weniger als 40% des Median-Einkommens hat.

In Deutschland sind das

 

aktuell 979 Euro netto 

(Single)

 bzw. 2058 Euro 

("Durchschnitts-Familie" mit 1,8 Kindern).

Der "Median" ist eins der Trickser-Elemente, mit dem man wunderbar Statistiken fälschen kann.

Vereinfachtes Beispiel zur Erklärung des "Median": Angenommen, man macht eine Untersuchung und stellt in deiner Nachbarschaft fest, dass die Menschen folgende Einkommen haben:

400, 500, 700, 900, 3.000, 10.000, 1.000.000 

Dann liegt der Durchschnitt (= alle Werte addieren / Anzahl der Werte) bei  145.071 Euro. Der Median (= nur der mittlere Wert) liegt allerdings bei 900 Euro. "Statistisch relativ arm" ist man also bei weniger als 900 Euro. 

Hier nutzt man in der Statistik gerne noch einen weiteren Trick, nämlich das "Herausrechnen von Ausreißern". 400 Euro ist KEIN AUSREISSER, weil es das HIV-"Einkommensäquivalent" ist; 1 Mio Euro ist hingegen ein Ausreißer, weil weniger als 12.500 Deutsche Einkommensmillionäre sind. Also entfernt man die Million aus der Gruppe und nimmt ersatzweise den (fehlenden) Mittelwert. In unserem Beispiel also 800 Euro. 

Damit ist man "statistisch relativ arm", wenn man weniger als 800 Euro zur Verfügung hat.

"Durchschnitts-Logik" als Faustregel:

 

Je mehr Menschen wenig Geld haben, desto mehr Armut gibt es in Deutschland.

"Median-Logik" als Faustregel:

 

Je mehr Menschen wenig Geld haben, desto weniger Armut gibt es in Deutschland

.

(Das stimmt nicht 100%ig, weil es auf die jeweiligen Mengenverhältnisse ankommt, es also irgendwann "umkippt". Aber es passt als "Faustregel mit Ausnahmen" ganz gut, weil man es sich leicht merken kann.)

Hier beende ich das Beispiel. 

Allerdings geht die statistische Trickersei noch sehr viel weiter, denn es wird nicht mit "Real-Einkommen", also "echten Einkommen" gerechnet, sondern mit sogenannten "Äquivalenz-Einkommen". Dabei werden die Familieneinkommen so gewichtet und hochgerechnet, dass man fiktive Fantasie-Werte zugrunde legen kann. Beispielsweise haben "Durchschnittstfamilien" mit "Durchschnittseinkommen" nach dieser "Äquivalenz-Rechnung" am Ende wahlweise mehr oder weniger theoretisches als praktisches Geld in der statistischen Tasche. ... So verschiebt man die "relative Armut" in Sekundenschnelle an willkürliche Grenzen; je nachdem, wo die Politik sie gerade braucht.

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Die "absolute Armut" ist eine rein fiktive, von der Weltbank festgelegte Zahl, die überhaupt nichts mehr mit der Lebenswirklichkeit zu tun hat, sondern rein willkürlich festgelegt wird.

Aktuell gilt als "absolut arm", 

wer 

weniger als 1,25 Dollar Kaufkraft pro Tag

 

hat 

und als "moderat arm", wer weniger als 2 Dollar Kaufkraft pro Tag hat.

Da man auch hier mit Äquivalenzen rechnet (in diesem Fall "Kaufkraft-Äquivalenz", oben war es "Einkommens-Äquivalenz"), kann man die Armut nach Belieben groß oder klein rechnen; ganz wie man es gerade braucht. 

Zwei beliebte Tricks sind etwa die "theoretische Kaufkraft" (dabei wird einfach ein Kaufkraft-Wert ausgerechnet; ohne sich um die realen Bedingungen, etwa Stadt-/Land-Unterschiede zu kümmern) oder die Zerstörung der lokalen Wirtschaft (beispielsweise durch Import-Überflutungen), um so die regionale Kaufkraft virtuell anzuheben.

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Darüber hinaus gibt es noch etliche weitere Armuts-Definitionen und - abgrenzungen, die von den Sozialforschern, BWLern und VWLern genutzt werden, um das (finanzielle) Leben quantifizierbar zu machen.

Dazu zählt beispielsweise die "soziale Armut" bzw. "soziale Ausgrenzung", die aus verschiedenen Faktoren ermittelt wird; darunter "Armutsgefährdungsquote", "Erwerbsbeteiligung im Haushalt" und "materielle Einschränkungen". Hier geht man davon aus, dass "Geld nicht alles" ist; sondern dass es den Menschen um die "soziale Teilhabe" geht, also Disco, Kino, Kneipe, Hobby, Freizeit, Förderung sozialer Projekte u. a. durch Spendenbereitschaft, etc. ... Und längst nicht jeder, der "nicht arm" ist, kann sich der sozialen Teilhabe erfreuen.

Fur mich ist man arm, wenn man NICHT reich ist. Und reich sein heißt für mich, dass man soviel Geld hat, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Nur arme Menschen arbeiten, weil sie ihre "Arbeit verkaufen"

Windspender  09.11.2015, 17:21

es gibt auch reiche, die arbeiten gehen :)

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Definition bei Wikipedia:

"...ist das die absolute Armut, bei der einer Person weniger als 1,25 PPP-US-Dollar pro Tag zur Verfügung stehen..."

Alles andere ist subjektiv so wahrgenommen. Jedenfalls in unserem Land. Nur weil man sich manches nicht leisten kann ist man nicht arm.

Arm ist nicht der, der wenig hat, sondern der, der nicht genug bekommen kann (Jean Guéhenno)

Geistig? Seelisch oder moralisch? Geld hat man oder man hats nicht...über Geld spricht man nicht. Reich ist schon mal jeder der gesund ist und es bleibt!