14-jähriger Tochter Kontakt mit ihrem Freund verbieten? Was tun?

8 Antworten

Hallo anna803,

einem 14-jährigen, pubertierenden Mädchen den Freund zu verbieten ist leider immer kontraproduktiv. So treibt ihr sie nur noch mehr in die Arme dieses Jungen. Ihr könntet sowieso nicht verhindern, dass sie Kontakt zu ihm hat. Dazu müsstet ihr sie lückenlos überwachen, was bei einem Mädchen dieses Alters so gut wie unmöglich ist. Ihr braucht also eine andere Strategie.

Habt ihr den Freund eurer Tochter schon einmal persönlich kennengelernt? Der erste Schritt wäre, den Jungen mal zu euch zum Essen einzuladen um ihn besser kennenzulernen. Das würde eurer Tochter zeigen, dass ihr sie mit ihren Gefühlen ernst nehmt. Dem Freund würde es zeigen, dass da hinter seiner Freundin eine Familie steht, die ein Auge auf sie (und auch auf ihn!) hat.

Ihr seht in diesem Jungen (für mich absolut nachvollziehbar) eine Gefahr für euer Kind. Einer Gefahr kann man aber nur dann erfolgreich begegnen, wenn man sie auch genau kennt.

So schwer es euch auch fallen mag, die Voraussetzung dafür, dass eure Tochter euch mit euren Bedenken ernst nimmt (und nicht denkt, ihre Eltern hätten nur Vorurteile) ist, von eurer Seite eine Art persönliche „Beziehung“ zu ihm aufzubauen um ihn wirklich kennenzulernen und besser einschätzen zu können. (Dass euer Kontakt mit dem Freund deshalb erstmal möglichst harmonisch ablaufen müsste, sollte klar sein. Das habt ihr, als Erwachsene, aber weitgehend selbst in der Hand.)

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass der Umgang mit Kindern in der Pubertät alles andere als einfach sein kann – vor allem, wenn es für Eltern das erste (oder einzige) Kind ist. Ich habe aus meinen „Fehlern“, die ich bei meinem Erstgeborenen gemacht habe, gelernt und konnte dadurch bei meiner Tochter ein paar Dinge anders bzw. besser machen, als sie dann in die Pubertät kam.

Das Schlimme an der Pubertät ist, dass sich die Fronten zwischen Eltern und Kind verhärten können und man (im schlimmsten Fall) den Zugang zum Kind verlieren kann.

Deshalb ist es gerade in der Pubertät so wichtig, dass man sich Zeit für das Kind nimmt, z. B. für Gespräche, Anteilnahme, Verständnis, gemeinsame Unternehmungen wie Shoppen-gehen oder sonstiges, was die Tochter gerne macht oder zumindest „zulässt“.

Man muss als Elternteil manchmal über seinen Schatten springen, um die pubertäts-typische Rebellion seines Kindes nicht persönlich zu nehmen. In der Pubertät müssen sich Kinder von den Eltern abgrenzen, um eigenständige Persönlichkeiten werden zu können. Dabei schießen die Pubertierenden gerne mal über das Ziel hinaus – manchmal auch nur deshalb um (unbewusst) auszutesten, ob sie trotzdem noch liebenswert für ihre Eltern sind. Sie sind halt doch noch (halbe) Kinder…

Was mir und meiner Tochter in ihrer Pubertät geholfen hat:

  • Mir Zeit für sie zu nehmen, wann immer sie das wollte/zuließ,
  • ihr immer zu zeigen, dass ich sie auch noch dann liebe, wenn sie Dinge macht, die ich nicht gutheiße,
  • ich sie (immer, wenn es möglich und angebracht ist) wie eine Erwachsene behandele (die sie ja schon sein wollte) und ich sie in allem was sie denkt ernst nehme,
  • ich aber andererseits auch die Grenzen und Werte beibehalte, die für mich immer wichtig waren und die für sie auch deshalb nachvollziehbar sind, weil sie sie schon kennt.

Jedes Kind hat erst mal ein grenzenloses (Ur)Vertrauen zu den Eltern. Das muss man sich erhalten (sich weiterhin verdienen), damit das Kind auch noch in der Pubertätsphase darauf zurückgreifen kann.

Wenn deine Tochter dich nicht als Gegner sieht, sondern sich von dir verstanden fühlt, wird sie sich viel eher ernsthafte Gedanken machen, über die begründeten Bedenken, die du bei der Auswahl dieses/ihres Freundes hast.

Letztendlich kannst nicht du den Freund deiner Tochter abschaffen, das kann nur deine Tochter selbst - mit Einsicht.

LG Emelina

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

swisstime  26.10.2023, 04:51

Gute Antwort!

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Meine Tochter ist auch 14. Wir leben auch ländlich, auch in Ö :)

Ich befürchte du wirst sie nicht ihr Leben lang schützen können und sie muss ihre eigenen Erfahrungen machen. Auch wenn sie dabei mal auf die Schnauze fällt.

Ich würde aufhören mit schimpfen und es eher...hmmm... nicht fördern aber unterstützen. Mit ihr Gespräche führen über Sex und Verhütung.
Den Freund nach Hause einladen zu euch. Ihn vielleicht auch mal bei euch schlafen lassen?

Der Fehler den ihr gerade macht: ihr arbeitet total gegen euren rebellierenden Teenager. Gebt ihr das Gefühl, dass ihr sie seht. Mit ihren Bedürfnissen. Und dass ihr sie unterstützt.

Also immer da sein, immer ein offenes Ohr haben, aber nicht mir der "wir sind deine Eltern und wissen besser als du was gut für dich ist" Fahne winken.

Im Prinzip treibt ihr sie grad noch mehr in seine Arme mit euren Verboten.

Ihr könnt auch mal darüber aufklären, dass das nicht wertschätzend ist wie er mit ihr schreibt. Also die Sachen mit f i ck e n und so... Dass ihr es begrüßen würdet, wenn sie einen Jungen als Feund hat, der sie respektvoll und wertschätzend behandelt und nicht wie eine Hu r e. Aber alles sehr zurückhaltend und nicht aufdringlich im Gespräch.


Hallo Anna,

erst einmal mein absolutes Verständnis für deine Situation und auch wenn ich es aus deiner Nachricht nicht habe rauslesen können, dass du es tust: bitte gib dir nicht die Schuld für das was passiert ist!

egal wie ihr weiter vorgeht, schaut, dass ihr weiterhin ein gutes Verhältnis zu eurer Tochter habt! Denn ab dem Zeitpunkt ab dem sie aufhört mit euch zu reden wird es wirklich schwer. Zeigt Verständnis auch wenn das schwer scheint. Versucht Interesse zu zeigen an dem was sie tut und macht. In solchen Situationen ist es um einiges hilfreicher kooperativ zu handeln anstatt auf Konfrontation zu gehen, da dass in dem Alter sowieso nicht funktioniert.

Ich verstehe eure Sorge, aber verbieten wird sehr schwierig wenn ihr eure Tochter nicht einsperren wollt. Macht ihr in einem verständnisvollen Gespräch ohne Vorwürfe und auf Augenhöhe klar zu machen (und das am besten nur ein Elternteil damit es nicht wie ein Verhör wirkt), dass es wichtig ist Grenzen aufzuzeigen. Fragt nach ob etwas in der Beziehung passiert ist was ihr nicht gut tut. Versucht ihr aber auch für die Zukunft klar zu machen dass es wichtig ist nur Sachen zu machen mit denen sie sich wohlfühlt und das Wichtigste: Erklärt ihr, dass sie immer zu euch kommen kann wenn irgendetwas passiert!

Versucht auch eure Standpunkte zu erklären, aber WICHTIG: ohne Vorwürfe und hauptsächlich „ich“ Botschaften.

Wie dieses Gespräch ausgehen wird weiß ich nicht. Wenn dieses Gespräch auf Kooperation hinausläuft dann ist es gut. Wenn nicht, bleibt eigentlich nur noch die unschöne, rechtliche Schiene übrig die ihr natürlich auch versuchen könnt

Ich wünsche dir und deinem Mann viel Glück und Kraft!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

anna803 
Fragesteller
 25.10.2023, 21:56

Liebe Marie,

Danke für deine auführliche Antwort.

Es ist einfach so schwer für uns weil sie sich so verändert hat seit sie ihn kennt. Er war schon einmal bei uns aber da war er auch sehr sagen wir mal unsympatisch, sprich nicht Begrüßen, verabschieden oder gar erst vorstellen. Ich möchte unserer Tochter nichts verbieten weil es dadurch eigentlich genau das gegenteil bezweckt aber ich will nicht dass er sie ausnutzt. Sie ist so gutgläubig und sieht nur alles Gute an ihm. Sie glaubt ihm alles und er kann er die komischten Geschichten erzählen. Wir wollen nicht dass sie in der Schule gemobbt wird da sie doch jetzt schon den Anschluss an ihre Freunde verloren hat. Wir sind immer für sie da, gar keine Frage aber wir haben so ein ungutes Gefühl bei dem Ganzen. Ach Elternsein kann so schwer sein…

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Nichts für Ungut, aber reingeschissen.

Wenn sie 14 ist kann sie in Österreich rechtlich durch die Bank mit jedem GV haben mit dem sie möchte, auch wenn ihr sie von der Polizei abholen lässt, sie wird noch wütender auf euch sein.

Die Sache mit den E-Mails finde ich absolut frech, damit verlierst du deine Tocher in meinen Augen nochmehr.

Hier treffen gewisse Faktoren aufeinander, in meinen Augen; Fehlende Werte (keine Religion), wahrscheinlich seid ihr beide Arbeitstätig und sie sucht sich ihre Vorbilder halt woanders, euer (spezifisch dein) Verhalten, ihr Alter (Pubertät).

Ich kann deine Tochter gut nachvollziehen, da ich auch sehr viel Blödsinn getrieben habe in Jungen Jahren, was mich geheilt hat war meine Innere Stimme und intrinisches Vorgehen. Aktuell habt ihr eure Tochter verloren, und ohne euch Zuhnahetreten zu wollen, sehe ich die Schuld bei euch. Sie wird weiter machen egal wieviele Verbote und Probleme ihr ihr jetzt bereitet.


anna803 
Fragesteller
 25.10.2023, 21:58

Das mit den Emails war wirklich reiner zufall. Sie hat sie mit ihrem Schulkonto gschrieben und dassalbe benutzt sie um auf meinem PC ihre Zettel für die Schule auszudrucken. Sie hat sich wohl nicht abgemeldet und dann hab „ich“ eine Benachrichtigung von der Mail bekommen ?

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MipiPann  25.10.2023, 22:04
@anna803

Und dann hast du die Benachrichtigung geöffnet....

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Mein Vater hat mal zu mir gesagt (da war ich aber schon erwachsen): "in zwei Dinge soll man sich nicht einmischen: welchen Beruf und welchen Partner sich die Kinder aussuchen." Da hatte er recht. Soweit ich das sehe, sind meine Eltern mit dieser Einstellung auch immer relativ gut gefahren.

Deine Tochter ist 14 und zum ersten Mal verliebt. Erinnere dich mal an dich selbst in dem Alter.

Es hilft deiner Tochter nicht, wenn du dich so sehr viel einmischst (Emails lesen ist ein No-Go!) und versuchst, den Kontakt zu unterbinden. Soviel Druck erzeugt eher Gegendruck.

Nur so als Beispiel: eine meiner Mitschülerinnen hatte SEHR konservative Eltern, die darauf bestanden, dass ihre Tochter nur in sehr hochgeschlossenen Outfits, Haare immer zum Dutt gesteckt, aus dem Haus geht. Kurz nach ihrem 14. Geburtstag hat sich besagte Mitschülerin auf einer Party einen Iro rasieren lassen und diesen dann grün gefärbt. Anschließend ist sie nur noch in Punk-Outfits aus dem Haus gegangen. Alle Beteiligten haben es überstanden, aber ich glaube heute noch, dass sie nicht so sehr rebelliert hätte, wenn sie vorher nicht so eingeschränkt worden wäre.

Versuche, auch wenn es schwer fällt, den Freund deiner Tochter besser kennen zu lernen. Du schreibst, dass er schon mal bei euch zu Besuch war und sich nicht gut benommen hat. Schade. Vielleicht war das aber auch eine Reaktion seinerseits, weil er schon wusste, dass ihr ihn nicht mögt?

Andererseits scheint er sich ja doch irgendwie zu wünschen, dass ihr ihn akzeptiert.

Versucht es also noch einmal, allen Beteiligten zuliebe.

Außerdem solltest du mit deiner Tochter ein Gespräch über Sex und Verhütung führen. Besser, du gehst mit ihr zum Frauenarzt und besorgst ihr (wenn sie will) die Pille oder ähnliches, als dass sie das heimlich machen muss oder schlimmstenfalls gar nicht verhütet.

Sie ist 14. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Freund wirklich euer Schwiegersohn wird, ist sehr gering.

Was ihre Freundinnen angeht: das wird sich wieder geben. Wahrscheinlich ist deine Tochter aktuell in der "ihr seid nur neidisch auf meinen coolen Freund"-Phase, aber das wird sich nach der ersten Verliebtheits-Phase von selbst erledigen.