Wo genau im Gehirn entsteht das Bewusstsein?
Persönliche Einleitung:
Ich würde sagen, kaum eine Vorstellung ist heutzutage so weitverbreitet wie diese. In jedem philosophischen Gespräch mit Menschen, die sich nie mit Philosophie in ihrer Freizeit beschäftigt haben, finde ich diese Vorstellung bei meinen Gesprächspartnern vor.
Das finde ich merkwürdig, denn ist diese Aussage so leicht begründbar, dass selbst ein philosophischer (und ggf. zusätzlich noch naturwissenschaftlicher) Laie sie einfach so tätigen kann?
Was wäre, andersherum, wenn diese Aussage falsch wäre und man finden würde, dass der Ursprung der Gedanken gar nicht im Körper zu suchen ist? Hätte dies nicht riesige Folgen für das normale Alltagsbewusstsein eines jeden Menschen?
Eigentliche Frage zum Diskutieren:
Angenommen, die Gehirnforschung könnte das Gehirn so genau mit einem Gehirnscanner namens X inspizieren, dass man einen beliebigen Menschen in X reinlegt, er an etwas denken - oder träumen - soll, und ihn dann vor einen Bildschirm führt, sodass er sagt: "Ja, genau daran habe ich gedacht (geträumt) !"
Nun ja, dieses Gedankenspiel ist natürlich 1. jenseits jeglichen Standes naturwissenschaftlicher Forschung und 2. kann der Bildschirm natürlich auch keine Gerüche, Gefühle o.ä. anzeigen. Diese könnte er höchstens in einer Textbeschreibung ergänzen.
Dennoch: Selbst, wenn das der Fall wäre, habe ich dann doch nur eine kodierte Form dessen, was ich als Bewusstseinsinhalt erlebt habe, vorgefunden. Ich finde im Gehirn nichts außer Ströme. Aber wo genau entsteht im Gehirn aus den Strömen das Bewusstsein? Kann man diese Frage überhaupt beantworten? Ich kann mir kein wissenschaftliches Experiment ausdenken, welches so einen Befund nahelegen würde. Wenn es so ein Experiment aber nicht gibt, frage ich mich ernsthaft, wie man überhaupt auf die Idee kommt, dass das Gehirn die Ursache für das Bewusstsein sein sollte. Denn selbst in meinem Gedankenspiel ist der Monitor nur in der Lage, die visuellen (und ggf. akustischen) Wahrnehmungen wiederzugeben (wobei auch hier gilt: eine Wahrnehmung am Monitor ist nur ein schwacher Abglanz dessen, was ich in X wirklich visuell wahrgenommen habe), während er die zahlreichen anderen Wahrnehmungen (Gefühle, Gerüche,...) nur andeuten kann. Die Intensität der Wahrnehmung scheint also im Moment der ursprünglichen Wahrnehmung in X viel intensiver gewesen zu sein. Somit erscheint es für mich schlüssiger, dass die Wahrnehmung selbst der Ursprung ist, als reines Phänomen, während das Gehirn nur ein Abglanz, ein Produkt davon ist.
2 Antworten
Das Bewusstsein findet unmöglich im Hirn statt (dafür gibt es schlicht zuviele Ungereimtheiten und unerklärbare Wechselwirkungen mit der Außenwelt) aber es ist wohl etwas was auf das Hirn zugreift. Noch interessanter wäre es mal zu verstehen wieso "das" Bewusstsein hier nur in einer und nicht synchron in mehreren Personen gleichzeitig existieren kann bzw. ohne Zeitlatenz zwischen mehreren Gehirn-Instanzen hin und her switchen kann, denn zumindest physikalisch gesehen wäre das kein Verstoß gegen die Naturgesetze, sondern eigentlich sogar ein Zustand der erwartbar wäre...
Deine Frage zeigt ja, dass es unsinnig ist, den Materialismus auf das Seelisch-Geistige anzuwenden. Diese Vorgänge, die du da hypothetisch bezeichnest, sind ja letztlich nichts anderes als die scholastischen Engel, die sich durchs Nadelöhr zwängen.
Das menschliche Bewusstsein ensteht womöglich durch mehrere, korrelierende unbekannte Komponenten der Gehirnaktivität, welche in keinem Fall nachweisbar sind, weil sie eventuell in Cortex-Nervenzellen (Synapsen) oder im Nervenzellennetz liegen und nicht als organische Hirnbereiche ersichtlich durch MRT sind!
Eine ungeklärte Frage der Grenzwissenschaften…
Ich hatte als Kind und auch als Erwachsene ab und an mal Synkopen (Ohnmachtsanfälle)… Dabei fällt man in einen körperlichen Lähmungszustand,... es wird auch Bewusstlosigkeit genannt. Ich kann jedoch nicht davon sprechen, wenn ich in Ohnmacht gefallen bin, das Bewusstsein verloren zu haben… Ich war irgendwie da als Bewusstsein in meinem Körper drin, jedoch ohne Zugriff auf Wahrnehmung und Körperfunktionen. Ein blosses Rauschen und Dunkelheit mit einem stagnierendem Ich-Bewusstsein, obwohl es eine Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems ist, hat irgendwas in meinem Gehirn einen Teil des Bewusstseins in der Funktion erhalten! Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Gehirn im Kontext Bewusstsein wie in Lichtschalter fungiert, denn im Schlaf ist das Bewusstsein ausgeschaltet. Dabei könnte man den Übergangsprozess der Gehirnaktivität vom Wachzustand in die erste Schlafphase untersuchen und Rückschlüsse ziehen. Eine Internet-Recherche ergab das Resultat: Grosshirnrinde,… (so viel sei schon mal klar), stand da!