Wenn etwas sich nicht testen lässt – ist es dann unwissenschaftlich oder nur noch nicht verstehbar?
→ Wissenschaft ist auf Messung angewiesen – aber was, wenn manche Dinge sich der Messung entziehen?
5 Antworten
Alles Wissenschaftliche kann man testen, auch deine genannten Beispiele. Schon eine Datenerhebung mit Fragenbögen und deren Analyse ist Wissenschaft.
Wenn man etwas nicht direkt messen kann, dann gibt es immer nich die Möglichkeit der Sache über Statistik auf die Spur zu kommen. Wenn etwas ist, und wie auch immer Einfluss nimmt, dann ist das über Statistik nachweisbar.
Ob etwas unwissenschaftlich ist, hängt stark davon ab, wie man Wissenschaft definiert. Klassisch betrachtet basiert Wissenschaft auf Falsifizierbarkeit und Überprüfbarkeit – das heißt, eine Hypothese oder Theorie muss prinzipiell testbar sein, um als wissenschaftlich zu gelten (Popper’sche Wissenschaftstheorie).
Die Überprüfbarkeit ist ja nicht immer gegeben, wenn ich da zum Beispiel an die Heisenbergsche Unschärferelation denke: man kann Ort und Impuls eines Teilchen nicht gleichzeitig beliebig genau messen.
D.h. so ein Teilchen ist immer ein wenig "unscharf" (wie Glühwürmchen auf einem Foto bei langer Belichtungszeit, man sieht nur so in etwa, wo es war). Was ja auch dazu passt, dass man sich Orbitale als "Wolken" vorstellen kann, also nicht mit harten Kanten, sondern eher weich.
Aber auch das gehört zur Wissenschaft, die Fehlergrößen zu ermitteln.
Jede Analyse funktioniert nur mit einer Genauigkeit von +/- x, wobei das x vom Verfahren und vom Analyten abhängt.
Und in der Physik geht das ja noch, da kann man ziemlich viel überprüfen, in anderen Fachbereichen ist es "schlimmer", nehmen wir mal die historische Linguistik oder die Geschichtswissenschaft.
Man kann in Geschichte zwar viel herausfinden, aber man hat oft das Problem: wie verlässlich ist denn nun diese historische Quelle? Schreibt der Autor da die Wahrheit, oder nur teilweise - hat er womöglich Details hinzuerfunden?!
Es gibt sog. "Sagenkönige", Könige, von denen zwar berichtet wurde, von denen man aber annimmt, dass sie eine legendenhafte Erfindung waren, und solche, bei denen man sich nicht sicher ist (könnten real gewesen sein, oder auch nicht). Erst ab Erik Segersäll 970–995 n.Chr. ist man sich sicher, dass es diesen schwedischen König wirklich gab. Vor ihm gab es viele "Sagenkönige", aber viele von diesen sind in ihrer Existenz zweifelhaft.
So gab es einen angeblichen "Fjölnir", der Sohn des mythologischen Gottes Freyr gewesen sein soll, was sicher eine fantasievolle Zuschreibung war. Bei anderen Figuren gibt es eine hohe Unsicherheit. Aber ab 1000 oder 1100 n.Chr. werden die Erkenntnisse sicherer, dass Snorri Sturluson (geboren 1179 in Westisland), Schreiber der Prosa-Edda, eine reale Figur war, ist sicher.
Dann ist es einen wissenschaftliche Theorie.