Was haltet ihr von Leuten die meinen 1 Mio € sind heutzutage nicht mehr viel Vermögen?

Sind 10.000 euro ein hohes Vermögen? Menschen die unter einem Euro am Tag verdienen würden sagen ja, ich würde sagen nein.

Für Leute, die wenig haben, ist Geld mehr wert als für Reiche. Es gibt in der Volkswirtschaftslehre das Konzept der Nutzenfunktion des Geldedes.

Wahrscheinlich weil man immer wieder liest, wieviel die sogenannten "Reichen" verdienen. Fußballprofis wie Kane oder Neuer verdienen mehr als 2 Mio im Monat (!), Taylor Swift verdient allein mit Spotify 100 Mio im Jahr, etc., kommt einem das wenig vor. Auch werben die Lottogesellschaften mit "Megajackpots" von bis zu 120 Mio Euro. Aber bei einem Durchschnittseinkommen von rund 50.000 Euro im Jahr brutto wohlgemerkt, braucht man netto fast ein ganzes Arbeitsleben um etwa eine Million Euro zu verdienen. Also für einen "normalen" Angestellten ist es so gut wie unmöglich, diese Summe zu anzusparen.

Die erste Million ist immer die schwerste. Aber der Gegenwert ist halt, ja nach Wohngegend, nicht mal ein schönes Einfamilienheim. Die Vorstellung, dass du mit 1 Mio € ausgesorgt hättest und den Rest des Lebens davon leben könntest stimmt in D auch nicht. Bei 2-3% Zinsen oder weniger sind das gerade mal 20-30.000 € vor Steuern und Abgaben. Das reicht in D schon lange nicht mehr zum Leben einer ganzen Familie. Das war vor 20 oder 30 Jahren noch anders, wo man von 1 Mio € = ca. 2 Mio DM nocht auskömmlich den Rest des Lebens planen konnte.

Seit der Euro-Einführung hat die Kaufkraft unserer Währung stetig abgenommen. Die schleichende Entwertung des Geldes durch Inflation, die lockere Geldpolitik der EZB und die explodierenden Kosten für Wohnen, Energie und Alltagsgüter haben aus einer Million Euro ein e Summe gemacht, mit der man kaum noch langfristige Sicherheit aufbauen kann.Eine Million Euro reicht oft nicht einmal mehr für ein schuldenfreies Eigenheim in vielen deutschen Städten. Selbst bei moderaten Ausgaben schmilzt das Vermögen durch die hohe Inflation schneller, als viele denken. Während früher Zinsen und Renditen das Vermögen noch vermehrten, frisst die inflationäre Geldentwertung heute selbst vermeintlich sichere Ersparnisse auf.

Fehlende finanzielle Bildung - wie man selbst hier an vielen Antworten erkennt.

Es ist doch immer die selbe Aussage: Ein Haus, ein Auto und dann ist die Millionen schon fast weg.

Ja, wenn man in Konsum denkt, ist das vielleicht tatsächlich so. Genauso könnte man etwas überspitzt sagen, man hat 20 Mio. und kauft sich davon ein Penthouse in Monaco. Dann sind die 20 Mio. auch weg und die Gegenleistung ist ebenfalls "nur wohnen". 20 Mio. sind heute also nichts mehr wert, oder wie?

Wenn du Geld in Konsumgüter umrechnest, findet man tausend Wege den vermeintlichen Wert auf ein absoluten Minimum zu drücken. Deswegen sind viele Lottomillionäre nach wenigen Jahren auch wieder pleite.

Wer Geld jedoch als Werkzeug zur Freiheit betrachtet und in Erträgen, Vermögenswachstum und Cashflow denkt, wird sehr schnell feststellen, dass eine Millionen Euro auch heute noch eine enorm hohe Summe mit gigantischem Potenzial sind. 1 Mio. beispielsweise angelegt in Aktien-ETFs mit 6% Rendite p.a. korrespondieren in Nettobeträgen mit einem Jahresbruttogehalt (SK I) von knapp 80.000€ - das ist weitaus mehr als der Durchschnittsdeutsche verdient.

Oder wenn es doch die Immobilie sein soll, muss man halt mal durchrechnen, wie viel denn das selbst genutzte 800.000€ Eigenheim an Erträgen bringen würde, wenn man es vermieten würde. Und anschließend kann man sich überlegen, ob es einem die Opportunitätskosten wirklich wert sind.