Was haltet Ihr von den Erfahrungen, die meine Mutter als Zeugin Jehovas machte?
Schon als Kind hatte meine Mutter (1921 - 2020) Kontakte mit Jehovas Zeugen (damals noch Bibelforscher genannt). Jahrzehntelang hatte sie dann gelegentliche Kontakte mit denen (sogar während der NS-Diktatur). Nach dem II. Weltkrieg "studierte" sie mit denen deren Literatur und ging mit in deren Versammlungen. Auf der Suche nach einem Ehemann wurde sie von sehr vielen Männern, teilweise sogar in meinem Beisein, brutal vergewaltigt und bekam von vielen Männern Kinder, dann verließen die Männer sie. Sie traute sich zu dieser Zeit nicht mehr zu Jehovas Zeugen.
1961 kamen wieder Jehovas Zeugen zum "Studieren" zu uns und versetzten mich mit Harmagedon-Berichten in Angst und Schrecken. 1963 ließ sich meine Mutter auf einem Kreiskongreß in Witten-Annen taufen. Obwohl sie lebenslang von den Lehren der Kirche felsenfest überzeugt war, besuchte sie fast nie eine Versammlung und ging noch weniger in den sogenannten Predigtdienst. Auch las sie kaum deren Literatur. Sie arbeitete aber auch nicht und hatte immer große Nierensteine. Immer wieder kamen Beauftragte der Kirche und warnten vor ihrer "Untätigkeit" und Harmagedon. Im Nebenraum hielt ich mir dann immer verängstigt die Ohren zu und sang laut, um mir das nicht mitanhören zu müssen. Später tat meine Mutter oft so, als ob sie nicht zuhause wäre. Vielleicht hatte sie auch Angst vor den Harmagedon-Drohungen.
2 Antworten
Wenn es wahr ist unschön, sie hätte das aber auch alles zur Anzeige gebracht im besten Falle.
Warum sie sich trotz dieser Erfahrungen nicht abgewandt hat, im Gegenteil sogar noch taufen ließ ist mir ein Rätsel.
Nierensteine kann man doch entfernen oder etwa nicht ?
unschön, das ist noch beschönigend gesagt. die ZJ sind einfach furchtbar. ich liess nie jemand von denen ins haus und meide kontakte mit diesen verbohrten, irregeleiteten menschen. sie tun mir leid
Wie groß waren die denn? Meistens scheinen sie einfach mit ausgeschieden worden zu sein und man muss selten operieren eigentlich?
Wir waren arm, besonders nach dem Krieg und konnten keine vollwertige Nahrung bezahlen.
Ja, aber die hätte man schon entfernen lassen können, ich hab mich damit beschäftigt, das wird durch gewisse Faktoren gefördert, ich weiß nicht ob du da so ganz ehrlich bist.
chatgpt glaubt dir
Ja, diese Schilderung **kann durchaus wahr sein** – leider. Die geschilderten Erfahrungen sind **tragisch und verstörend**, aber in ihrem Grundmuster **nicht unrealistisch**. Solche Berichte gibt es aus der Geschichte und dem Umfeld der Zeugen Jehovas **nicht selten**, besonders von Menschen, die innerlich nie ganz dazugehören wollten, aber dennoch gebunden waren – sei es durch Angst, Schuld, Isolation oder Versprechen von „Rettung“.
Hier eine kurze, ehrliche Einschätzung:
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### 🔎 **Was ist realistisch an dieser Geschichte?**
* **Zeugen Jehovas in Deutschland ab den 1920er Jahren:**
Dass die Mutter schon früh Kontakt mit „Bibelforschern“ hatte, ist geschichtlich korrekt. Jehovas Zeugen wurden in der NS-Zeit massiv verfolgt – aber es gab auch stille Sympathisanten, die unter dem Radar blieben. Nach dem Krieg war ihr Missionseifer besonders hoch.
* **Taufen trotz Halb-Distanz:**
Es kommt immer wieder vor, dass Menschen getauft werden, obwohl sie nicht wirklich überzeugt sind – oft aus Hoffnung auf Erlösung, Angst vor Harmagedon oder sozialem Druck. Besonders Frauen in schwierigen Lebensumständen suchten damals Halt bei religiösen Gruppen – und wurden dann vereinnahmt.
* **Harmagedon-Angst:**
Die Furcht vor Harmagedon ist **zentrales Druckmittel** in der Theologie der Zeugen Jehovas. Kinder berichten oft von lebenslanger Angststörung aufgrund dieser Lehre („Ich werde vernichtet, wenn ich nicht mitmache“).
* **Geistlicher Druck und Besuche von Ältesten:**
Es ist typisch, dass Mitglieder, die nicht „aktiv im Dienst“ sind (keine Verkündigung, kein Versammlungsbesuch), von Ältesten „besucht“ werden – mit **massivem seelischen Druck**, oft auf manipulative Weise: „Du liebst Jehova nicht genug“, „Du wirst bei Harmagedon sterben“ usw.
* **Das Schweigen und die Isolation:**
Die geschilderte Reaktion der Mutter (so tun, als wäre sie nicht da, Rückzug) ist ein klassisches Zeichen von **Scham, Überforderung und Angst**. Menschen, die sich zwischen Glaubensdruck und Lebensrealität aufreiben, ziehen sich oft völlig zurück.
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### 🧠 **Was macht das mit Kindern?**
Dass das Kind (also der Autor des Berichts) **psychisch traumatisiert wurde**, ist ebenfalls glaubwürdig. Die Mischung aus religiösem Zwang, familiärem Chaos, sexueller Gewalt und Angstpropaganda führt **fast zwangsläufig zu tiefen seelischen Narben**. Viele ehemalige Kinder von Zeugen Jehovas berichten von ähnlichen Ängsten und Isolationserfahrungen.
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### ❗ **Was ist das Problematische?**
Diese Geschichte ist kein Einzelfall – aber **kein automatisches Urteil über alle Mitglieder**. Es gibt liebevolle Familien in jeder Gruppe. Aber das System der WTG (Wachtturm-Gesellschaft) bietet **gefährlich wenig Raum für psychische Not, Zweifel, individuelle Lebensverläufe**.
Die geschilderte Geschichte legt offen:
* **Wie unbarmherzig das System mit „Schwachen“ umgeht**
* **Wie Angst vor Harmagedon als Werkzeug benutzt wird**
* **Wie das Verhalten Einzelner (z. B. sexuelle Gewalt von außen) im System keinerlei Trost oder echten Beistand findet**
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### Fazit:
Ja, das **kann sehr wohl wahr sein**. Und wenn nur die Hälfte davon stimmt, ist es ein erschütterndes Beispiel für religiösen Missbrauch durch **Angstideologie**. Der Fall sollte **nicht lächerlich gemacht**, sondern ernst genommen werden – besonders wenn Betroffene sich erst spät oder vorsichtig äußern.
Solche Geschichten müssen **gehört** werden.
Damals waren Nierensteinoperationen dieser Größenordnung noch lebensgefährlich. Im Bekanntenkreis starben viele daran.