Warum reden so viele ungern über ihr Gehalt — und schadet uns das nicht am Ende?
Mir fällt immer wieder auf, wie verschlossen die meisten Menschen beim Thema Gehalt oder Einkommen sind. Selbst im Freundeskreis oder in der Familie wird oft gemauert, als wäre das etwas Peinliches oder Gefährliches.
Dabei könnte offener Austausch doch helfen, Ungerechtigkeiten zu erkennen, Tipps zu bekommen und voneinander zu lernen, wie man sein Einkommen steigert.
Was denkt ihr: Warum ist das Thema für viele so tabu? Und denkt ihr, dass wir offener damit umgehen sollten — oder gibt es gute Gründe, darüber zu schweigen?
Freue mich auf spannende Meinungen & Erfahrungen von euch!
13 Antworten
Niemals sagen was man verdient außer Eltern. Ich hab den Fehler gemacht und hab jetzt ne Freundin die mich aussaugt.
Verdienst du viel, bist du ein Prahler, verdienst du wenig, wirst du als Looser belächelt. Ich kann das verstehen dass die viele nicht drüber reden wollen.
Weil es meist in den Arbeitsverträgen drin steht .
Teilweise gibt es (meist ungültige) Verbotsklauseln im Vertrag und Leute halten sich daran. Frage ist für den einzelnen natürlich, wie verlässlich das Selbst-Jura-Studium Marke Google ist oder ob man dafür echt rechtlichen Rat einholt.
Selbst wenn man dürfte, kann das aber natürlich beim AG anecken und er kann einen anderweitig das Leben schwer machen.
Weiter wird dann natürlich den Leuten eingeredet, dass es Neid schürt, man da drüber nicht redet usw. Ja ggf. sorgt es für Neid, das ist auch gut so, es ist die Folge einer Ungerechtigkeit, die sonst unentdeckt bleibt. Probleme sind nicht weniger Probleme, wenn man nicht hinschaut.
Also ja, wir sollten deutlich offener drüber rede. Ich habe damit per se kein Problem. Wobei ich z.B. auch Kollegen habe, wo ich weiß, dass es zu einem Motivationsabfall, einer Null Bock Einstellung oder ähnliches führen würde oder dass sie Kollegen nicht mehr in den Umfang helfen wollen, weil wenn die viel mehr verdienen, dann sollten die ihren Scheiß ja alleine hinkriegen, nech?
Hat also durchaus ggf. negative Auswirkungen. Nix desto trotz wäre das dann ein Arbeitgeberproblem.
Vielen Dank für Ihre differenzierte Einschätzung zu diesem komplexen Thema. Sie sprechen mehrere wichtige Punkte an, die in der Praxis oft miteinander verknüpft sind.
Zum einen ist es richtig, dass viele Verträge sogenannte Verbotsklauseln enthalten, die häufig auch rechtlich umstritten oder nicht immer eindeutig sind. Für den einzelnen Arbeitnehmer ist die zuverlässige Einschätzung solcher Klauseln ohne juristischen Beistand meist schwierig. Ein „Selbststudium“ über Google & Co. kann erste Orientierung bieten, ersetzt jedoch nicht die fundierte Beratung durch einen fachkundigen Anwalt, insbesondere wenn es um mögliche Konsequenzen oder Auslegungen geht.
Zum anderen ist zu berücksichtigen, dass trotz möglicher rechtlicher Freiheiten im Umgang mit dem Gehaltsthema ein offenes Gespräch mit dem Arbeitgeber oder innerhalb des Teams zu Konflikten führen kann. Arbeitgeber können auf interne Gehaltsvergleiche durchaus sensibel reagieren, und dies kann sich – auch ohne direkte Verbotsklauseln – auf das Betriebsklima und die individuelle Situation auswirken.
Der Punkt, dass Gehaltsdiskussionen Neid oder Demotivation hervorrufen können, ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Gleichzeitig ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass eine mangelnde Transparenz über Entlohnung auch Ungerechtigkeiten und Unzufriedenheit fördern kann, die dann langfristig das Arbeitsumfeld belasten. Hier besteht eine Gratwanderung zwischen Offenheit und Rücksichtnahme.
Letztlich liegt die Verantwortung auch bei den Arbeitgebern, für eine faire und transparente Gehaltsstruktur zu sorgen und ein Klima zu fördern, in dem solche Themen sachlich und respektvoll besprochen werden können, ohne dass einzelne Mitarbeiter Nachteile befürchten müssen.
Zusammenfassend ist es also aus meiner Sicht sinnvoll, einerseits juristischen Rat bei Unsicherheiten einzuholen, andererseits aber auch sensibel abzuwägen, wie und in welchem Rahmen man Gehaltsinformationen teilt – sowohl aus rechtlicher als auch aus sozialpsychologischer Sicht.
Ich glaube, viele reden ungern über ihr Gehalt, weil es schnell zu Vergleichen führt und man sich dabei unwohl fühlen kann. Aber wenn man offen darüber spricht, kann das helfen, Ungerechtigkeiten zu erkennen und sich gegenseitig Tipps zu geben, solange das auf freiwilliger Basis und mit Respekt passiert.
Das ist ein sehr guter Punkt. Gehaltsgespräche sind oft emotional, weil sie schnell zu Vergleichen und Unsicherheiten führen können. Gleichzeitig schafft Offenheit auf freiwilliger und respektvoller Basis tatsächlich Raum für mehr Fairness und gegenseitige Unterstützung. Ein sensibler Umgang ist dabei entscheidend, um positive Effekte zu ermöglichen, ohne dass sich jemand unwohl fühlt.