Seltsame Lokalisierungen / Übersetzungen in Media
Was sind Fälle von Lokalisierungen oder Übersetzungen, die euch in Film, Musik, Buch und Co. begegnet sind, die ihr als extrem misslungen betrachtet?
Ich würde mich auch freuen, wenn Leute, die selbst oft Dinge übersetzen müssen ihren Senf dazugeben, wie sowas passiert, weil das natürlich alles nicht so einfach ist.
Hier einige Inspirationen:
https://www.youtube.com/watch?v=GxJiUqNzdRU
https://www.youtube.com/watch?v=qi8s8UqcG1Y
https://www.youtube.com/watch?v=vlEcbf2r5hM
https://www.youtube.com/watch?v=e8SK_hmvkkY
https://www.youtube.com/watch?v=5no9cCFvEPg
In Terraria wird "Map disabled" mit "Karte für Behinderte" übersetzt
Oder das hier: Englisch
vs. Deutsch
1 Antwort
Ich übersetze zwar nicht, aber ich habe trotzdem eine Meinung und verschiedene Vermutungen dazu. Die Beispiele, die du bringst kommen aber aus so vielen verschiedenen Bereichen…
Also erstmal die Fälle, wo ein englisches (oder egal welche Sprache) Wort einfach nur falsch geschrieben wird beispielsweise auf einem Schild und dann im schlimmsten Fall eine neue, in dem Kontext sehr lustige Bedeutung ergibt. Dafür habe ich insofern das wenigste Verständnis, als das man die Schreibweise von Wörtern ganz besonders in der heutigen Zeit (aber ganz ehrlich, früher auch) sehr schnell mal nachschlagen kann. Andererseits habe ich dafür aber auch das meiste Verständnis, weil das Flüchtigkeitsfehler sind, die uns allen selbst in unserer Muttersprache ständig passieren.
Dann die Fälle, in denen scheinbar etwas ganz anderes steht als im Original, besonders wenn es nicht nur einzelne Wörter, sondern (Teil-)Sätze sind. Das sind entweder typische Resultate kostenloser, schlechter Übersetzungssoftware (hust, Google Translate, hust hust) oder manueller Übersetzung, die aufgrund fehlender Sprachkenntnisse Wort für Wort vorgenommen wird. Und weil der Verursacher keine Ahnung von der Sprache hat, hat er auch keine Möglichkeit zu merken, was er da verzapft hat.
Und das mit den Filmtiteln kommt denke ich aus einem ganz anderen Bereich, der Marketing-Psychologie. Ich meine, in einem deiner Beispielvideos wird zum Beispiel kritisiert, warum bei manchen deutschen Filmtitel Untertitel hinzugefügt werden, aber bei anderen Beispielen haben selbst die englischen Filmtitel lange und, Entschuldigung, dämliche Untertitel. Warum 1–Wort-Titel mitunter vermieden werden, erkläre selbst ich mir als Marketing-Laie so, dass wenn ein potentieller Konsument im Internet nach dem Titel „Taken“ suchen würde, würde mit den Suchbegriffen „movie taken“ möglicherweise alles mögliche herauskommen außer eben diesem Film… Ob man sich traut, einem Film so einen Namen zu geben, hat also vielleicht auch etwas damit zu tun, wie zuversichtlich man ist, dass der Film besonders erfolgreich sein wird, sodass der Google-Algorithmus bei „taken movie“ auf jeden Fall begreift, dass der movie mit dem Titel taken gemeint ist. Andererseits, diese extrem langen Film- oder Buchtitel (egal ob im Original oder der Übersetzung), können meiner Meinung nach dazu führen, dass man sich an den genauen Titel eben auch nicht erinnern kann.
Eine kleine Anekdote, die ich vor gerade erst einem Monat erlebt habe. Und zwar war ich in einer kleineren Stadt namens Yokkaichi, die südwestlich der sehr viel größeren Stadt namens Nagoya liegt. Es fahren logischerweise viele Züge in sehr regelmäßigen Abständen zwischen Yokkaichi und Nagoya hin und her. Als ich an dem Bahnhof ankam, wollte ich nur kurz jemanden abholen und mit der Person weiterfahren, deshalb habe ich auf die Infotafeln geschaut, zu welchem Gleis wir dann müssen. Und da ist mir für ein Gleis die Info „some trains for Nagoya“ aufgefallen und ich musste sofort drüber schmunzeln. „Some trains for Nagoya“ klingt für mich wie „irgendwelche Züge nach Nagoya halt“. Ich habe es dann auch der anderen Person gezeigt, die Englisch zwar auch nicht als Muttersprache hat, es aber trotzdem flüssig spricht und auch die hat sich so sehr darüber amüsiert, dass sie ein Foto davon gemacht hat. Der interessante Punkt ist aber, dass „some trains for Nagoya“ keine falsche Grammatik oder Wörter hat. Es ist eine wörtliche Übersetzung dessen, was auf Japanisch darüber stand, nämlich (一部の)名古屋方面. Trotzdem lässt die japanische Beschriftung keinen Zweifel daran, dass ganz sachlich gemeint ist, dass von allen Zügen, die von Yokkaichi nach Nagoya fahren, eben nur ein Teil auf diesem Gleis hält, sodass Leute, die es eilig haben, sich nicht darauf verlassen sollten, dass der nächste Zug nach Nagoya auf jeden Fall von diesem Gleis fahren wird, während wie gesagt die englische Variante den saloppen Eindruck von „ach ich hab jetzt keine Lust, aufzulisten, welche Züge genau hier nach Nagoya fahren, warte halt hier am Gleis und dann kommst du schon irgendwann irgendwie nach Nagoya“ erweckt. Die einzige Möglichkeit, es noch wörtlicher zu „übersetzen“(?), wäre gewesen, das „some“ in Klammern zu setzen, also „(Some) trains for Nagoya“, und tatsächlich habe ich das Gefühl, dass es das schon besser gemacht hätte. Und das ist für mich ein gutes Beispiel dafür, wie subtil und komplex Sprache sein kann.
Und hier noch eine andere Anekdote als Beispiel dafür, dass (vermeintliche…) sprachliche Fehler nicht nur lustig sein können, sondern auch ein sehr subtiles Mittel, um… naja, ich erzähl mal: Also ich hatte in der Uni ein Austauschsemester und manchmal unter anderem an einem englischsprachigen Seminar teil, in dem die Professorin, die für eine Japanerin sehr gut Englisch sprach und auch das „r“ rollen konnte, unter anderem auch über die Politik sprach. Just zu diesem Zeitpunkt gab es in der LDP mal wieder Beef und der damalige Premierminister Abe hat Neuwahlen angekündigt. In der Seminarstunde nach dieser Ankündigung eröffnet die Professorin die Stunde damit, über diese Nachricht zu reden, und die politischen Hintergründe zu erklären. Lässt dabei keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie ihr letztes Wahlkreuz definitiv nicht für ihn gemacht hat und dass sie mit seiner Politik gelinde gesagt nicht einverstanden ist. Nach etwa 10 Minuten kam sie dann zum Ende ihres kleinen Monologs darüber und der letzte Satz endete so ungefähr „… and this is why Abe has announced his election.“ Das wäre vollkommen unspektakulär gewesen. Wenn sie nicht „election“ mit dem wundervollsten, gerollten „r“ gesagt hätte, zu dem sie als Japanerin in der Lage ist. Und ich bin bis heute nicht sicher, ob „eine so hochgebildete Professorin an einer Eliteuniversität ein solches Wort maximal nur aus Versehen sagen würde“, oder ob es Absicht war. Ich habe aber das Gefühl, dass es Absicht gewesen sein könnte.