Patriotismus in Deutschland

11 Antworten

Ich habe nichts gegen Traditionen (um welche geht es denn konkret?), aber Stolz ist eine Eigenschaft, die nun mal auch Nachteile hat (übrigens ist es gerade die christliche Tradition, die den Stolz kritisch sieht, wusstest du das?). Man kann auch ohne Nationalstolz für Traditionen sein, das kriegt man durchaus hin.

Der Stolz hat unter Umständen den Nachteil, dass man sich eingebildet verhält. Es gibt aber auch "authentischen" Stolz, der hat damit zu tun, dass man selber etwas erreicht hat. Siehe hier:

Stolz – wann schadet, wann nützt er? | Esther Nogler

"Unter den Stolzen ist immer Hader, aber Weisheit macht vernünftige Leute."
(Sprüche 13,10)

Patriotismus ist OK, Nationalismus grottenschlecht.

Leider ist die Grenze dazwischen nicht sehr klar und deine Frage deutet mehr auf Nationalismus hin.

Wer stolz auf sein Land ist und die Tradition muss auch die Kröten fressen, also die Verbrechen der eigenen Nationen verarbeiten.

Erst wenn das passiert ist, wird Patriotismus erst glaubhaft.

Wie kommst Du zu dieser Einschätzung die Deutschen betreffend?

In allen Gegenden werden Traditionen gepflegt - vielleicht weniger in großen Städten...

Und Stolz ist keine Tugend, sondern zeichnet selbstherrliche Despoten aus.

Peinlich finde ich vor allem die Dummdösel, die AfD wählen...


Maximilian074 
Beitragsersteller
 30.06.2025, 00:27

Ich red nich von den ü40 Menschen sondern von Leuten in meiner Generation da findet das jeder doof und nazi haft

Vom Titel? Also allgemein ein Patriot zu sein oder von dem was du hier schilderst?

in erster Linie ist es so, dass ich Patriotismus schätze. Es als etwas positives ansehe.

JEDOCH ist es immer auch eine Frage, inwieweit dieser Patriotismus geht und vor allem auch, ob man den auf sich alleine oder auf alle anderen überträgt. Das man eben sich selbst aufgrund seines Patriotismus über andere stellt, weil sie nach eigenem Empfinden nicht oder weniger patriotisch sind.
Das sähe ich dann bspw. kritisch.
Auch kritisch eben in der Art und Weise wie weit der Patriotismus geht.
Nehmen wir einen Patriotismus der es erlaubt oder sogar befiehlt andere Menschen und sogar andere Länder in Mitleidenschaft zu ziehen, für das Wohl des eigenen Landes, dann ginge mir dieser zu weit.

Ein Patriotismus, welcher darauf abzielt, dass es dem eigenen Land und vor allem auch eigenen Volk gut geht und man darauf stolz ist. Verbundenheit mit der eigenen Kultur, Traditionen, den Werten und auch zu seinen Mitmenschen, sehe ich als sehr ehrbar und respektabel an.

Da sehe ich im Gegenzug die Entfremdung oder auch Apathie (Gleichgültigkeit) sehr viel kritischer. Und ich denke sehr wohl, dass diese nach wie vor erstarkt. Mitunter auch begründet in der Politik.

Weil letztlich sind es diejenigen, denen das Land und Volk wichtig sind, die dieses auch am ehesten verteidigen würden und auch dafür einstehen. Das gilt es zu pflegen und zu unterstützen, nicht zu bekämpfen. Wenngleich man es durchaus auch im Blick haben muss, da ein Risiko besteht, dass dieses Bewusstsein über das Gute hinausgeht.

Die Nazis als DAS Extrembeispiel, das waren keine Patrioten. Selbst in ihren Hoch-Zeiten nicht. Zumindest sehe ich sie nicht als solche. Vor allem im Nachhinein nicht, aber auch nicht zu Beginn. Sie sind nämlich sehr viel weiter gegangen und haben aus der Liebe zum Land und der Kultur, Hass gegen alles andere gemacht. Sie haben Patriotismus absolut pervertiert. Und damit und ihrem allgemeinen Wirken im Endeffekt vor allem Zerstörung und Schande über das Land und das Volk gebracht.

Dennoch ist es wichtig solche Schandflecke in der Geschichte zu haben, um zu sehen wie man es nicht macht und zu was falscher oder übermäßiger Patriotismus führen kann. Das man sich schuldig macht und Schuld nicht mehr erkennt.

Im Endeffekt... was ist man, wenn man nicht liebt wo man lebt und liebt was man vom nationalen Standpunkt aus ist? Man muss nicht alles gut finden, sicher nicht.
Aber man muss zumindest etwas gut finden. Das ist zumindest so meine Sicht. Ich bspw. ich bin stolz auf die Errungenschaften dieses Land und seine Menschen. Auf ihre Geschichte (wenngleich nicht grundsätzlich) und einfach auch auf meine Wurzeln, die sehr tief in diesem Boden stecken. Ich will nicht derjenige sein, der sie trennt, da wäre für mich der Tod der geringste Preis, weil irgendeinen Tod stirbt man ohnehin und wenn es für dieses Land wäre, dann wäre das für mich schon auch eine Ehre. Wenngleich keine, nach der ich mich sehne.
Für mich gibt es gar keine Frage, was ich bin und für mich ist das ein großes Glück, das längst nicht alle haben. Manche die fragen sich was sie sind, verbinden wenig oder nichts mit dem Ort an dem sie leben, evtl. weil sie von diesem nicht stammen. Ich finde es oft auch beschämend und schändlich, wie manche die hier oder auch anderswo leben, das für sich in Frage stellen können oder es wegwerfen wie als sei es Müll und ihr Fähnchen lieber in den Wind stecken, nach dem Motto, wenn es hier schlecht läuft, dann packe ich meinen Koffer und hau ab oder wende mich gegen mein Land, ganz so wie es mir gerade nutzt.

Auch mir ging es hier nicht immer, eigentlich sogar selten gut und habe mich oft nicht wohl gefühlt. Wurde nicht akzeptiert. Aber für mich gibt es keinen Ort auf der Welt, an dem ich lieber wäre, weil trotz allem sehe ich es so, dass ich hier hin gehöre. Das ist meine Heimat. Hier bin ich geboren und hier möchte ich sterben und begraben werden. In derselben Erde wie meine Ahnen seit vielen hunderten von Jahren. Wären die alle gegangen als die Zeiten schlecht und die Bedingungen katastrophal waren, dann gäbe es dieses Land, diese Kultur nicht, eigentlich überhaupt nichts. Dann wäre Deutschland ein Wanderzirkus und die Menschen wohl nach wie vor Nomaden.

Also ja... Patriotismus als Liebe zu dem Land, der Identität, der Kultur, den Traditionen, der Errungenschaften und dem Erhalt dieser. Das sehe ich als eine gute Sache an und wer das als 'Nazi' abstempeln will, der soll seine Koffer bitte gleich packen und abziehen. Aber es gilt eben auch Grenzen zu setzen und zu achten, sodass jeder leben kann und niemand in Mitleidenschaft gezogen wird, solange er es sich nicht verdient gemacht hat, indem bspw. er der Aggressor ist, der Schaden bringt.

Ich lebe gern in Deutschland, es ist ein tolles Land, aber ich würde nie auf die Idee kommen, jemanden wegzuklatschen, weil er etwas sagt, was mir nicht gefällt.

Natürlich belastet die Vergangenheit, die Nationalsozialisten haben fruchtbares angestellt, Menschen umgebracht und viele Deutsche haben zugesehen und mitgemacht. Wir müssen dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder passiert.

Die Vergangenheit zeigt aber auch Gutes: Reformation, Lessing, Goethe, Thomas Mann, friedliche Revolution in der ehemaligen DDR, Entspannung zwischen Ost und West, Aussöhnung, ...