Mögt ihr mehr "worden" oder "wurde?
Gott zum Gruße!
Ich hätte eine etwas außergewöhnliche Frage: Was bevorzugt ihr: "worden" oder "wurde"?
Denn ich habe den Eindruck, dass – trotz der Tatsache, dass Präteritum häufiger und eher in der geschrieben Sprache gesehen wird – "worden" wird oft in der geschrieben Sprache statt des scheinbar leichteren und – ludtigerweise in der gesprochen Sprache häufiger vorkommenden – "Wurde" verwendet.
Mir scheint sogar manchmal, als klinge jene Form des Verbes sogar etwas der Verwaltungssprache eigentümlich.
Was meint ihr hierzu?
Liebe Grüße!
6 Antworten
Es stimmt, dass das Präteritum im Gesprochenen auf dem Rückgang ist, ganz besonders in meinem Heimatdialekt, dem Bairischen. Insofern benutze ich wurde mündlich eigentlich überhaupt nicht.
Aber schriftlich nutze ich beides, halt je nachdem, was grammatisch passt.
Beim Reden im Dialekt gibt es eigentlich nur eine Präteritumsform, die ich für "normal" (also nicht auffällig) halte, nämlich die von sein, also z.B.: Ich war gestern... (I woa gestern...)
Ja, aber "fand" im Sinne von "ich fand das Stück schon" gibt bei euch doch auch, oder?
Ich meinte es halt in dem Sinne, wie du es empfindest, wenn du von jemandem eben Präteritum beim Reden hörst.
Eigentlich nicht, zumindest, wenn ich wirklich Dialekt spreche und nicht versuche, Quasi-Standarddeutsch zu sprechen, um eher verstanden zu werden.
Ich würde den Satz also eher Ich hab das schon gefunden. sagen (I hob des scho gfund'n..)
Wenn ich dann jemanden doch dabei "erwische", wie er das Präteritum verwendet, dann ist das für mich kein wirklicher Dialekt mehr. Entweder, weil er keinen Dialekt spricht (sondern nur einen bairischen Akzent hat), oder er vielleicht versucht, auf Standarddeutsch zu switchen - warum auch immer.
Ich nutze nie „worden“.
Er ist getauft worden, klingt komisch für mich.
Er wurde getauft. Das klingt richtig.
Nutze eigentlich nur "worden", denn Präteritum gibt es im Schweizerdeutschen nicht
Kleine Geschichte am Rande.
Bei uns hieß es 1., 2. 3. Vergangenheit. (Dorfschule)
Dann kam ich in Realschule 7. Klasse.
Plötzlich passt perfekt etc. Hab mich nicht getraut zu fragen. Weiss ich bis heute noch nicht.
Aber ich persönlich würde eher sagen, je nach Gegebenheit " ich bin von dem verarscht worden"
Als "ich wurde von dem verarscht"
Fühlt sich für mich richtiger an
Drück dich doch klarer aus:
Welche Zeitform in der Vergangenheit bevorzugt ihr, wenn ihr das Passiv benutzt? Perfekt oder Präteritum? Beispielsweise
- Der Patient ist untersucht worden. (Perfekt)
- Der Patient wurde untersucht. (Präteritum)
Ob Perfekt oder Präteritum Passiv, das hängt für mich ganz vom Zusammenhang ab. Um nur einige Beispiele zu nennen:
- erzählender Lebenslauf: Ich wurde am 13. April 1978 in Köln geboren.
- Unfallprotokoll eines Polizeibeamten: Der Fußgänger wurde seitlich von dem LKW erfasst und (...).
- Beschwerdebrief eines Mieters: Das Treppenhaus wurde weder in der 1. noch in der 2. Dezemberwoche gereinigt.
- Erzählen von einem Vorfall: Ich sag dir, wir sind ganz schön verarscht worden von dem Kerl.
Die Benutzung des Passiv Perfekt ist meiner Meinung nach oft mit mehr persönlicher Teilnahme, mit Emotionen verbunden, egal ob in positiver oder negativer Richtung, während im Präteritum einfach die Gegebenheiten geschildert werden. Wenn ich betonen möchte, wie lange an einer Sache gearbeitet wurde/worden ist, bis sie endlich fertig war, nehme ich gern das Perfekt. Aber es gibt da keine Regel!
Ich bin kein Dialektsprecher, aber ich vermute, dass man in den dt. Dialekten kein Passiv Präteritum benutzt, sondern - wenn überhaupt - das Passiv Perfekt verwendet und dass man mehr noch als in der standarddeutschen Umgangssprache sowieso eher zur Benutzung des Aktivs neigt.
Coll! Ich wünsche auch mir mitunter, ich könnte Bayerisch – irgendwiann komm ich endlich dazu.
Das Problem bei mir ist ja, dass ich wohne in München halt und bei uns ja kein Bayerisch gesprochen; bestenfalls ist sogenanntes Münchener Bayerisch zu hören.
Aber zurück zum Thema: Bei uns wird eher "wurde" gesagt als, obwohl das ist auch durchaus denkbar, dass dies ja hochdeutscher Einfluss war.
P.S. Da ich endlich eine Gelegenheit bekomme auch mit einem Bayer zu sprechen: Empfindest du auch einige Präteritum-Formen v.a. beim Reden etwas außergewöhnlich und literarisch-formel klingend, oder stehe ich da alleine?
Pfia di!