Ich bin arbeitslos, ihr seid es auch... Warum findet ihr keine Arbeit?
8 Antworten
Hallo TimJa233!
Ich bin es zwar nicht, kann aber durch den Beruf viel sagen.
Der Hauptgrund, warum viele meiner Kunden keine Arbeit finden, ist, dass das Jobcenter nur in Drecksjobs vermittelt, irgendwelche Maßnahmen als sinnvoll erachtet und mit diversen Bildungsträgern Geschäfte macht und Menschen verschachert. Menschen sollen das System gar nicht verlassen, da zumeist nur Drecksjobs angeboten werden. Viele Menschen "wollen" arbeiten, können sich aber die Arbeit nicht leisten. So schaut es aus!
Und wenn ein Mensch im Park Müll aufsammelt,
dann ändert das auch nichts an der Situation.
Menschen werden hier und da ausgenutzt, dann geht es zum nächsten Arbeitgeber. Nie übernommen, immer nur befristet und dann wird getauscht.
Da müssen Jobcenter & Arbeitsagentur einmal in die Gänge kommen und ordentlich ausbilden und fördern. Aber, auch dies ist dann schlecht umgesetzt, da es rechtswidrige EGV bzw. Kooperationspläne gibt. Rechteträger sind immer die Dummen. Man sollte mit Menschen generell besser umgehen und besondern die, die Bock haben, richtig bedingungslos fördern.
Bei einem Kunden habe ich es so umgesetzt, dass das Jobcenter auf die einseitige rechtswidrige EGV bzw. den Kooperationsplan verzichtet hat. Der Kunde hat alles ordentlich durchgezogen.
Angeblich gibt es einen Fachkraftmangel! Wir haben genug Fachkräfte; selbst unter den ganzen Arbeitslosen. Das Problem ist eher, dass die meisten Firmen gierig sind und keine Fachkräfte mehr angemessen bezahlen wollen.
Ansonsten würde bei so vielen offenen Stellen jeder Bewerber sofort genommen werden.
Mit meinen Kunden muss ich mich mehrmals täglich damit herumschlagen.
Es geht einfach um die Würde, Wertschätzung und angemessene Bezahlung.
Wenn Menschen sich nicht einmal eine Arbeit in Deutschland leisten können, läuft etwas schief. Und, unsere Firma hat viele Kunden, die ausgebildet sind!
Dem kann ich nur zustimmen. Auch wenn Personen ein gewisses Alter erreicht haben, dann fallen diese durch im Jobmarkt. Ab 45+ hat man schlechte Karten bei den Arbeitgebern, auch wenn man Top Qualifikationen hat und studiert ist. Ich nehme gerne solche Personen ab 45+ in meinem Team auf, bevor ich mir einen aus der Generation Z ins Team hole.
Meine letzte Absage hatte mich auf Platz 2 der Bewerber gesetzt, da der Platz 1 Kenntnisse in der verwendeten Software hatte.
Zudem bin ich chronisch krank (GdB 100 unbefristet o.M.), was ich durchaus auch als Grund ansehe. Ein Chef / Personaler der mich nicht kennt, kann nicht wissen, dass ich während meiner Dialysezeit VZ gearbeitet habe und meine Prüfungen mit Lungenentzübdung teils geschrieben habe.
Ich bin nicht arbeitslos, ich arbeite in Vollzeit 40h die Woche.
Warum du keine Arbeit findest, kann ich leider nicht beurteilen. Aber ich drück dir die Daumen dass du bald was passendes findest 🍀
wenn ich arbeit suche finde ich innerhalb weniger tage mehrere stellen die ich sofort anfangen könnte.
dein problem ist du hast keine lust und bist faul
Ich kann nicht einmal meine Zähne putzen, ohne, dass es mich enorm viel Energie kostet. Man stelle sich mal vor, ich würde noch dazu arbeiten gehen. Würde ich arbeiten gehen (guter Witz!), würde ich ansonsten aber auch wirklich gar nichts mehr schaffen.
Denn als behinderte (und in meinem Fall neurodivergente) Person eine Work-Life-Balance zu haben, ist quasi unmöglich. Sowas ist ein Privileg.
Dann wären da noch einige andere Punkte.
Zum Beispiel:
Es gibt keinen Job, den ich ausführen kann, der sich mit meinen Spezialinteressen überschneidet. (Das ist für mich extrem wichtig und darüber kann nicht diskutiert werden. Es ist ein Bedürfnis aufgrund meiner Behinderung und keine optionale, verhandelbare, flexible Bitte.)
Darüber hinaus bin ich sowieso ein wandelnder Widerspruch, denn ich hasse es, wenn man mir sagt, was ich tun soll (Hasste ich schon als Kind - Meine eigene Autonomie schien mir schon immer sehr wichtig und ich war nicht anfällig für billige Aufforderungen), doch auf der anderen Seite kann ich nicht arbeiten, ohne dass man mir exakt sagt, was ich tun soll. Und man muss mir auch erklären, weshalb ich überhaupt etwas tun soll. Kein "weil ich das so sage" oder "weil ich dich dafür bezahle" oder "weil das kein Job ist", nein, ich brauche eine logische, für mich verständliche Erklärung und wenn mein Gehirn die nicht bekommt, dann verhält es sich eben wie ein trotziges Kleinkind.
Das war schon in der Schule ein Problem und auf der Arbeit wäre es noch ein viel Größeres. Keine fünf Minuten könntest du mich alleine lassen. Ich kann einfach nicht intuitiv arbeiten. Mein Gehirn scheint so nicht zu funktionieren. Es sieht nicht "Das ist nun meine Aufgabe, hier muss ich anpacken", nein. Es muss alles exakt beschrieben und erklärt bekommen und wehe, du lässt mich währenddessen alleine.
Darauf hat doch kein Chef und kein Arbeitskollege Bock. Und ich erstrecht nicht. Vielleicht noch am allerersten Arbeitstag, aber nicht noch nach drei Jahren.
Mein Orientierungssinn ist auch sehr schlecht. Jegliche Art von Kartenlesen ist mir schleierhaft und das einzige, was hilft, ist Google Street View. Entweder bräuchte ich also sowas, oder jemanden, der mich ständig von einem Ort zum anderen bringt. Und das ist kein Witz. Ich habe ungelogen seit ich 10 bin einen unbefristeten SBA (GdB 80, Merkzeichen B und G, vor meiner Volljährigkeit B und H) und weißt du, für was G steht? Für gehbehindert. Weißt du, was ich nicht bin? Gehbehindert. Aber meine autistischen Orientierungsskills sind so autistisch, dass selbst das Versorgungsamt der Meinung war und nach über 16 Jahren noch immer ist, dass ich diese Merkzeichen definitiv brauche. Womit sie Recht haben.
Es wird auch oft gesagt, dass viele Firmen extra Behinderte einstellen oder einstellen müssen, aber die bezahlen zur Not lieber extra, damit sie das nicht tun müssen. Davon gibt's viele. Und schlussendlich wirst du dort (als neurodivergente) Person eh nur angenommen, wenn du dich maskieren kannst und wenn du eigentlich gar nicht oder nur ein bisschen autistisch erscheinst.
Was noch? Oh, ja, natürlich! All der sensorische Kram, you know. Die Lichter, die Menschen, der LÄRM! Oh, der Lärm. Und das könnte auch Geflüster oder das Tippen auf den Tastaturen sein. Der ganze Lärm draußen. Knistern. Rauschen. Einfach alles, was einem an sensorischem Kram so auf der Arbeit begegnen kann. Könnte auch unsere Arbeitskleidung sein, die wir eventuell tragen müssten. Es könnte zu warm oder zu kalt sein. Oh, wenn es zu warm oder zu kalt ist ...
Und ich wäre eh Minimum für vier Tage jeden Monat unbrauchbar (unbrauchbarer als sowieso schon), aufgrund meiner Periode. Ich weiß, dass viele Frauen es trotzdem schaffen, zur Arbeit zu erscheinen und das ist toll, das ist schön, das freut mich, aber ich würde das nicht hinkriegen. Wobei das eh nur ein kleiner, fast schon unbedeutender Grund in meinem See aus Gründen ist.
Ich habe auch eine Sozialphobie seit circa zwei Jahrzehnten und niemand hat Lust auf eine Mitarbeiterin, die anfängt, heftig zu heulen (obwohl sie alles tut, um es zu unterdrücken), nur, weil der Chef einen klitzekleinen, minimal, hauchfeinen wütenderen Unterton hatte als sonst. Und wie sollte ich alleine zur Arbeit kommen? Soll Mami mich dahin begleiten??? (Denn ein eigenes Auto habe ich nicht. Aus vielerlei Gründen, aber auch, weil ich eine Gefahr für die Allgemeinheit wäre. Einmal Hupen und der Meltdown/Shutdown ist vorprogrammiert.)
Aber natürlich würde mir das so niemand glauben. Denn meine Behinderung(en - Ich zähle meine Sozialphobie auch als Behinderung, nicht nur meinen Autismus) sind unsichtbar, ich bin noch jung (26), ich trage nicht meinen Kopf unterm Arm und "ich kenne da jemanden, der hat auch Autismus und der kann auch arbeiten, also hör' auf mit den Ausreden!". Du wirst nicht glauben, wie oft Außenstehende denken, sie wüssten mehr über unsere Behinderung und über unsere damit einhergehenden Einschränkungen als wir Behinderten. "Es gibt mehrfachbehinderte Querschnittsgelähmte die auch arbeiten ge-", ja, wow, Klasse, danke, ich fühle mich nun so viel besser. Hilft mir ja sehr dabei, meine Behinderung und meine Limitierungen, meine Grenzen, zu verstehen und zu akzeptieren.
Doch lass mich das Fass lieber nicht weiter öffnen. Ich bin heute erst um 11 Uhr rum wach geworden. Das ist noch so ein Punkt: Ich würde nicht rechtzeitig aufstehen können. Ich gebe wirklich mein Bestes, denn was denkst du, wie sehr ich mir wünschte, einen halbwegs geregelten Schlafrhythmus zu haben, doch nichts bleibt stecken und nichts funktioniert. Es gibt ja die Frage, wann man die meiste Energie hat. Ist man eine Lerche oder eine Eule? Ja, ich bin gar nichts davon. Ich habe nie "mehr Energie". Mein Energielevel ist auf 5%, -5% durchs Aufstehen und jede Aktivität danach geht in den Minusbereich. Dass das sehr schlecht ist, brauche ich wohl nicht auszusprechen.
Wer auch immer denkt, ich würde auch nur einen Tag auf irgendeiner Arbeit überleben, der glaubt auch noch daran, dass Bielefeld wirklich existiert. (Ich sollte vielleicht nicht solch einen Witz für solch ein ernstes Thema verwenden, bei dem ich will, dass Leute mich ernstnehmen. Hm.)
Das ganze "selbstständig machen"-Ding hatte ich auch schon versucht, vor Jahren, als ich noch daran glaubte. Lass mich nicht darauf eingehen. Belassen wir es einfach bei einem simplen Nein.
Plus: Ich besitze keines meiner alten Zeugnisse. Ich hatte eh fast überall durchweg nur 5en und 6en und das auf der Hauptschule und danach auf einer Schule für Behinderte. Mit Autismus kannten die sich trotzdem nicht aus. Und mit 15 (8. Klasse, wobei es eigentlich die 7. sein müsste, doch beim Schulwechsel gab es einen formalen Fehler oder wie auch immer man das nennt... Formularen Fehler.. Whatever) ging ich frühzeitig von der Schule. Seitdem war ich nie wieder in der Nähe von irgendetwas, was auch nur an eine Schule erinnern könnte.
Ich bin so ungeeignet für irgendeine Form von Job, wie ein Fisch dafür, Bauarbeiten in der Wüste durchzuführen. Denn ja, selbst Menschen hätten damit wohl ziemliche Probleme, schätze ich, aber ich bin der Fisch und ich sterbe bereits, bevor ich überhaupt auf der Arbeit angekommen bin.