hamburger S-Bahn: Ein Bettler raus, ein neuer rein

3 Antworten

Das ist wirklich heftig geworden. Früher hatte man im Laufe einer 5-Tage Woche vielleicht 3 von den Leuten. Heute hat man an einem einzigen Tag 5.

Mal abgesehen davon, dass die Bettelei in der Bahn 45€ Bußgeld kostet, wenn die einer erwischt und ich mich frage, wie sich das bei den dauernden Strafen überhaupt rechnen kann:

Erklärt denen einfach keiner, dass sie Bürgergeld beziehen können oder sind die Anträge einfach zu kompliziert für die Leute?

Ansonsten ist deren Problem auch weniger, dass niemand etwas geben will. Sondern kaum wer kann, da ein großer Teil der Leute gar kein Bargeld dabei hat. Die müssen langsam mit der Zeit gehen und sich Kartenlesegeräte zulegen, dann bringt das vielleicht auch was.

Mitgefühl ist unangebracht. Ich war mal als Sicherheitskraft am August-Bebel-Platz aktiv, der berühmten Junkie-Wiese beim HBF. Unglaublich viele die ich vormittags da mit ihren Crack-Pfeifen hocken gesehen hab, habe ich auf der Heimfahrt dann in der Bahn bei ihrem "Job" wieder getroffen. Irgendwie glaube ich nicht, dass die die Kohle der Leute für Essen ausgeben.

Ich war dann auch der einzige, den sie nicht angesprochen haben. Die kannten mich und wissen, dass ich genau weiß, was da abgeht.

Es geht nicht primär um das Geld, sondern auch um Abkühlung. Über 30 Grad im Schatten und keine Möglichkeit sich abzukühlen. In den gut klimatisierten EKZs werden sie sofort raus geworfen, ebenso aus großen Kaufhäusern. Und in den Bahnhöfen dürfen sie sich nicht aufhalten. Das gleiche im übrigen auch im Winter, da sie ja morgens aus ihren Containern rausgeworfen werden. Ja, es ist nervig und noch nerviger finde ich die Gesangseinlagen. Schlechter Geruch ist mit teilweise lieber, als übermäßiger Parfümgeruch.

Ich wohne in Hamburg, war selber im Jahr 2025 unverschuldet und unvorhersehbar sieben Monate lang obdachlos ( das Haus wurde wegen Einsturzgefahr evakuiert ) und seit Januar 2016 bin ich - im kleinen Stil - in der Obdachlosenhilfe tätig. Es sind etwa 10.000 Obdachlose in Hamburg bei ca. 4000 Betten / Plätzen. Ich habe fünf Monate lang auf einen freien Platz in einer Obdachlosenunterkunft gewartet und als ich dort lebte, mitbekommen, wie täglich etwa 50 Menschen weggeschickt wurden, da kein freier Platz mehr vorhanden war. Menschen aus Osteuropa, die aus keinem Kriegsgebiet kommen, bekommen in DE weder Geld, noch ein Bett in einer Obdachlosenunterkunft. Nichts. Sie sind auch nicht krankenversichert. Sie kommen meistens aus Bulgarien oder Rumänien. Und ihnen wird unterstellt, dass sie für eine Bande betteln würden, was zwar teilweise stimmt, aber oftmals auch nicht. Der Senat hat andere Probleme, als sich um die Ärmsten der Armen zu kümmern. Unzählige Büro-Wohnungen stehen leer. Jahrelang.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung