Warum löst Rauchen bei mir keine Glücksgefühle aus?

15 Antworten

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Nunbin's ich nochmal-nur GENAUER: es  wird bissle kompliziert: Nicotin führt dazu, dass Neurone im Mittelhirn der Bereiche A8, A9, und v.a. A10 (ventrales tegementales Areal (VTA) und substantia nigra (SN)) aktiv werden. Diese Neurone verwenden Dopamin als Botenstoff und senden Axone ins Striatum (Inputstation der Basalganglien), ins limbische System, PFC und andere Kortexbereiche. So führt Nikotin zu einer Dopaminausschüttung und einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Aktivierung in diesen „angeschlossenen“ Netzwerkbereichen. Die Verbesserung der Gedächtnisleistungsfähigkeit unter Nikotin kann man darauf zurückführen. (VTA projiziert u.a. in präfrontalen Kortex und beeinflusst dort den Dopaminkatabolismus – und damit die exekutiven Funktionen (Arbeitsgedächtnis, Inhibition, kognitive Flexibilität). Die uneinheitliche Befundlage zu Nicotin & kognitiver Flexibilität ist vermutlich auf Genpolymorphismen im COMT-Gen zurückzuführen (evtl. im DAT-Gen für die Basalganglien, die von VTA und SN aktiviert werden).).

Nicotin aktiviert Dopaminneurone in der VTA, die im ventralen STriatum (Nucleus accumbens) Aktivität auslösen. Situationsbezüge, die gleichzeitig mit einer solchen striatalen Aktivität auftreten, wird ein hoher Anreiz zugeordnet. Deshalb ist die Suchtgefahr bei Nikotin sehr hoch. So vermittelt Dopamin ein starkes Streben nach der Zigarette. Erst die Aktivierung des Nucleus accumbens führt über eine Aktivierungskaskade zur Ausschüttung von Opioiden, die das gute Gefühl machen (und da gibt es Gewöhnungseffekte). Wenn Du abhängig bist, bist Du deshalb nicht glücklicher, sondern nur das Verlangen ist hochgesetzt – was wohl eher unglücklicher macht. Ich hoffe, das war nicht zu verwirrend.

Genpolymorphismen entscheiden, wie lange Dopamin im synaptischen Spalt ist und haben damit wohl Einfluss auf die Anreizzuschreibung…

 

maninbalc 
Fragesteller
 03.05.2011, 18:45

 

Das nenn ich mal eine hilfreiche Antwort.

Frage 1:

Du schreibst, dass Nikotin die Dopaminneurone in der VTA aktiviert und diese wiederum eine Aktivität des Nucleus accumbens auslösen, der dann über eine Kaskade von Aktivierungen eine Opioidausschüttung bewirkt. Ergo müsste ja jeder, der das erste Mal raucht und noch keinen Gewohnheitseffekt besitzt, Glücksgefühle haben. Aber so ist es doch in der Praxis gar nicht!?

Frage 2:

Wenn durch den beschriebenen Mechanismus dem Rauchen einer Zigarette ein hoher Anreiz zugeschrieben wird, dann wäre es also NICHT egal, woher der Körper das Nikotin bekommt!? Es muss von der Zigarette kommen, da dies im Gehirn so verknüpft wurde!? Im Umkehrschluss: Wenn ich noch nie geraucht hätte, sondern durch Nikotinpflaster nikotin-süchtig geworden bin, dann würde mich eine Zigarette nicht befriedigen?

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maninbalc 
Fragesteller
 03.05.2011, 18:52
@maninbalc

zu Frage 2: Wahrscheinlich würde mich in dem Falle die Zigarette im Moment schon befriedigen, nur will ich beim nächsten mal trotzdem wieder mein Nikotinpflaster, da dies viel enger mit Nikotinbefriedigung verknüpft und eine feste Gewohnheit geworden ist.

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bflip  03.05.2011, 19:35
@maninbalc

zu1: kluge Frage - so wie es aussieht, müssen zunächst Plastizitätsvorgänge in den loops zwischen VTA und Striatum und Striatum und Kortex ausgelöst werden - und das benötigt Dopamin, AKtivität & Zeit (deshalb vermutlich auch die 4 Wochen). Erst dann sollten Opioide ausgeschüttet werden. ALlerdings hat Nicotin in vielen anderen Gehirnbereichen eine Wikrung, die Glücksgefühlen auch entgegenwirkt. Der NAC wird z.b. durch den PFC gehemmmt etc.- 

Ganz geklärt ist dies - wie immer bei Neurosachen - noch lange nicht 

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bflip  03.05.2011, 19:39
@maninbalc

hier spielt die substantia nigra die entscheidende rolle - sie sorgt für solche Verknüpfungen (gewohnheiten)- bei dopaminausschüttung.

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bflip  03.05.2011, 19:42
@maninbalc

eine Zigarette vermutlich schon, aber dies als rationale Entscheidung, da man weiß Z = Nicotin. Sonst würde man immer nach den Pflastern suchen bzw. nach den Situationen, die das Pflasterkleben begleiteten. Hierzu gibt es viele Befunde von abhängigen Ratten, die nicht wissen, woher die Droge kommt.

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bflip  03.05.2011, 19:43
@bflip

nun muss ich leider weg. Ansosnten bis demnächst nochmal...

 

Grüße

Bflip

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maninbalc 
Fragesteller
 03.05.2011, 21:39
@bflip

Wow. Sehr interessant.

Also ist der Ablauf bei beginnenden Rauchern in etwa so:

Ich beginne zu rauchen und empfinde dabei anfangs nichts. Nach etwa einem Monat hat sich dann die Hirnstruktur etwas verändert, der Körper verlangt Nikotin und schüttet bei dieser Suchtbefriedigung Opioide aus. Das wäre dann der so genannte "Kick". Um diesen Zustand wieder zu erreichen, muss die Nikotindosis erhöht werden - solange, bis ich starker Raucher bin. Bin ich dann starker Raucher tritt der Gewohnheitseffekt ein und ich werde für die Suchtbefriedigung nicht einmal mehr richtig beloht, sondern stille nur noch das Verlangen. In etwa richtig so?

Woher hast du eigentlich dieses Wissen? Bist du im Neurobereich tätig oder Arzt?

Gruß

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bflip  04.05.2011, 21:07
@maninbalc

1.Ja, ich denke, das trifft es ganz gut.

2.Ja. Allerdings ist dieser Bereich eigentlich nicht mein Spezialgebiet...

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Das sogenannte Glücksgefühl kommt einfach daraus, dass man süchtig ist und in dem Augenblick, wenn man die Sucht befriedigt, die Zigarette für das tollste auf der Welt hält. So einfach ist das. Du bist noch nicht süchtig genug.

Aber ich sage mal so - muss man wirklich alles ausprobieren????

Glaub mir, jeder Raucher hat sich schon 1000 von Malen gewünscht, nie angefangen zu haben. Bald hast auch  Du es geschafft, dann bist Du süchtig. Aber sicher nicht glücklicher als vorher.

vermutlich bist du noch nicht süchtig danach, geht auch bei einer kippe am tag schlecht. jedenfalls wenn man süchtig ist, dann löst das mangel an nikotin streß und unbehagen aus und wenn man dann eine raucht, dann geht es vorbei und man spührt relativ große befriedigung und kommt innerlich zu ruhe. doch dazu muß man wie gesagt erst nikotin süchtig sein. ohne sucht löst eine zigarette nur benommenheitsgefühle aus, aber keine befriedigung und glücksgefühle. glücksgefühle ist auch etwas irreführend, die gefühle nach einer zigarette sind bei weitem nicht so stark, als dass man sie berechtigterweise als glücksgefühle bezeichnen könnte.

? Eine Zigarette ist doch nicht wie eine Lustigmach-Pille. Du hast doch bestimmt auch schon mal Schokolade gegessen, die, wie bekannt ist, auch Glücksgefühle auslöst. Bist du danach singend und tanzend durch deine Wohnung gerannt? Wahrscheinlich nicht. Die Glücksgefühlmengen sind so gering, dass sie kaum wahrnehmbar sind.

Es war ja auch nur ein Test. Ich sehe das nicht so schlimm. Vielen Dank für die sehr hilfreichen und schnellen Antworten. Da man also offenbar erst süchtig werden muss, um so etwas wie Wohlbefinden beim Rauchen zu verspüren, und dies erst bei deutlich mehr als einer Zigarette pro Tag beginnt, werde ich es natürlich lassen. Auf schachtelweises Rauchen habe ich nämlich keine Lust. Dafür sind mir die Folgen zu fatal und mir meine Gesundheit zu wichtig. Habe gerade alles weggeworfen.