Kann man "Stimming" auch betreiben, ohne Autismus etc. zu haben?
Also mit den Armen flattern, Geräusche machen die einen beruhigen etc.
Und bitte regt euch nicht auf, weil ich kein deutsches Wort für "Stimming" benutzt habe :D
Mir fällt keins ein und "stimulieren" klingt so pervers.
4 Antworten
Natürlich, ja. Das ist möglich. Jeder stimmt, nur ist der Unterschied zwischen dem Stimming von Autisten und z.B. ADHSlern und von neurotypischen Menschen, dass wir Autisten etc. deutlich häufiger und manchmal auch "extremer" stimmen - außer wir maskieren uns erfolgreich, was jedoch kontraproduktiv für unsere psychische Gesundheit ist -, weil wir es im Alltag öfters benötigen, um uns zu beruhigen etc., eben weil unsere Reizfilterung nicht/nicht so gut funktioniert. Eine neurotypische Person hat auch überwiegend nur gesellschaftlich akzeptable Stimmingmethoden. Mit den Füßen wippen oder mit dem Kugelschreiber klackern z.B., während das bei uns Autisten ... ja, eben extremer sein kann. An Dingen riechen zu müssen oder laut Wörter zu wiederholen (Echolalie) oder sich ständig zu drehen ist weniger gern gesehen.
Was nicht heißt, dass wir nicht auch gesellschaftlich akzeptable Stimmingmethoden haben. Ich hab einige. Aber eben auch welche, die ich nur Zuhause mache, bzw. wenn ich mich nicht beobachtet fühle.
Ich würde nun auch die Behauptung aufstellen, dass die meisten neurotypischen Leute eher damit aufhören können, wenn sie bemerken, dass sie genervt angeschaut werden.
Ich hab im Bezug zu Autismus und Stimming schon einiges gelesen. Manche sagen, wir könnten es gar nicht kontrollieren und es wäre immer ungewollt, andere sagen, wir betreiben Stimming, nicht nur, wenn wir über- oder unterstimuliert sind oder um uns besser zu konzentrieren etc., sondern auch, um unsere Emotionen auszudrücken und auch oft einfach nur, weil wir Lust dazu haben. Ich denke, beides kann stimmen. Manchmal können wir unser Stimming nicht kontrollieren - Beispielsweise während eines Meltdowns, aber gesundes Stimming (also Stimming, welches weder selbst- noch fremdverletzend ist), ist sehr hilfreich für uns und ich stimme auch häufig, einfach aus Lust und Laune.
Und ich denke, so verhält sich das auch mit neurotypischen Leuten. Ich denke nur, dass sie eben seltener darauf zurückgreifen müssen. Oder dass die Gründe andere sind. Schwer zu erklären, aber wäre das Stimming, wie es viele neurodiverse Menschen betreiben, das selbe, wie das von neurotypischen Menschen, dann würde niemand von uns deswegen komisch angeschaut oder ausgelacht werden oder zu hören bekommen, dass man damit aufhören soll, weil es peinlich ist etc.
Also mit den Armen flattern, Geräusche machen die einen beruhigen etc.
Hm ... Ich schätze schon. Nur deswegen würde ich zumindest keinen Autismus oder ADHS vermuten. Es kommt wohl darauf an:
- Wann machst du es? In welchen Situationen?
- Wie oft machst du es?
- Kannst du es sein lassen, ohne, dass es dir zu viel ausmacht?
Auf einer Skala von 1 bis 10, auf der 1 gesellschaftlich inakzeptabel und 10 gesellschaftlich akzeptabel ist, würde ich deine Beispiele mit einer 5 bewerten. Kommt wohl auch darauf an, wie laut diese Geräusche sind. Ich mache das auch oft, das Letztere, meist in Zimmerlautstärke oder ein bisschen lauter. Schwer zu sagen. Selten bis gar nicht, wenn wir unterwegs sind.
Und bitte regt euch nicht auf, weil ich kein deutsches Wort für "Stimming" benutzt habe :D
Mir fällt keins ein und "stimulieren" klingt so pervers.
Gibt es wirklich Leute, die das stört? Ich benutze nur das Wort. In deutschen Artikeln wird das zumeist als "stereotypisch, wiederholende Verhaltensweisen" oder irgendwie so bezeichnet, was ich total bescheuert finde. Wie sehr wollen Sie etwas meist komplett Harmloses pathologisieren? Ja!
Verstehst du? Es hat einfach so einen Vibe, der mir nicht gefällt.
Oh, und wenn ich davon rede, dass wir Autisten usw. häufiger stimmen, meine ich wirklich häufiger. Ich z.B. betreibe zu 90% des Tages irgendeine Form von Stimming. Meistens ist es relativ simpel: Mit den Beinen wackeln, irgendetwas mit den Händen machen, ständig etwas in den Händen haben müssen (Zeugs, was auf dem Schreibtisch liegt, als Stim-Toy zwecksentfremden), Summen, mit dem Kopf wackeln, mit dem Oberkörper wippen etc. Also das ist nichts, was wir vielleicht einmal am Tag oder so machen. Ich denke auch, wir Autisten etc. sind mehr zu Stim-Toys hingezogen. Es gibt z.B. solche Ketten oder ähnliches, mit solchen weichen Steinen oder sowas dran, auf denen man kauen kann, weil an etwas Kauen, Lutschen etc. auch Stimming sein kann. Ich hab das nicht und brauche das auch nicht, aber ich sehe sowas überwiegend in autistischen/neurodiversen Kreisen. Gewichtsdecken oder diese lebensgroßen Plüschtiere - damit es sich wie eine Umarmung anfühlt - könnte man vielleicht auch dazuzählen.
Ich würde sagen, was auch zu beachten ist: Stimming - egal ob neurodiverses oder neurotypisches - ist nicht geplant. Man plant nicht, dass man stimmt. Man macht es einfach. Entweder, weil man muss, oder weil man gerade Lust darauf hat.
Wenn du bemerkst, dass du bei meiner Beschreibung deutlich mehr zum neurodiversen Stimming tendierst und dich besser damit identifizieren kannst, würde sich die Frage stellen, ob du nicht eventuell doch neurodivers bist. Daran wäre ja nichts verkehrt.
Wann machst du es? In welchen Situationen?
Einfach so, wenn es mir in der Klasse oder sonst wo zu laut wird, oder auch einfach wenn mich irgendwas stört, auch wenns nur minimal ist.
Wie oft machst du es?
Nicht so oft, zumindest manche Sachen, anderes häufiger. Mit dem Kugelschreiber klickern oder so.
Kannst du es sein lassen, ohne, dass es dir zu viel ausmacht?
Nein, eigentlich und ich mach das manchmal auch einfach unterbewusst.
Gibt es wirklich Leute, die das stört?
Ja, tatsächlich, schon :q
Hab hier schon häufiger Kommentare abbekommen, wenn ich Anglizismen benutzt habe. Mich nervt das ziemlich, ist schließlich mein Ding was für Wörter ich benutze.
nix zu fragen.. mach doch einfach :) sowas brauchen wir Menschen mal, egal ob wir Autist sind oder nicht. Ich schüttle meinen ganzen Körper als auch ganz durch, um mich einfach besser, präsenter und lebendiger zu fühlen ✌️ movement ist gut. Egal in welcher Form, und nein: es muss nicht das 2h workout im gym sein.. schütteln, hüpfen, irgendwie rumtanzen oder bewegen ist auch hilfreich und dein Körper wird dir schon danken 🫶
Naja, ich flatter halt regelmäßig mit den Armen, einfach so, auch wenn mich etwas stört🤷🏽
Na ja, fast jeder Mensch fängt an zu summe oder zu pfeifen, um sich zu beruhigen, wenn er Angst hat. Und viele schaukeln sich in den Schlaf z. B. Ich glaube nicht, dass die alle autistisch sind (weiß aber, dass es da ein sehr großes Spektrum gibt).
Klar das kann man auch ohne Autismus gerne machen