Freund hat Angst vor Intimität?
Hi, ich habe wirklich etwas auf dem Herzen. Mein Freund (20) und ich (18) sind seit 2 Jahren zusammen. Ein großes Problem in unserer Beziehung war schon immer die Sexualität bzw unsere verschiedenen sex drives. Wir hatten beide keine Erfahrung, und haben und am Anfang daher beide etwas unbeholfen angestellt aber grundsätzlich lief alles gut. Er fing aber schnell an, eine Abneigung gegen alles, was mit sexueller Aktivität zu tun hat zu entwickeln. Wir sind zwar weiterhin ab und zu sexuell aktiv, jedoch immer von mir ausgehend. Ich spüre nie, dass er von sich aus gerne küssen würde, oder mehr will. Wir haben natürlich auch schon oft darüber geredet, aber da ich mich immer mehr sexuell abgelehnt fühlte und er immer mehr Angst vor dem Thema bekam, führte das zu nichts. Nun bin ich wirklich frustriert und versuche es schon gar nicht mehr. Ich habe das Gefühl, ich kann keinen weiteren "Korb" vertragen. Er weiß auch nicht woran es liegt, er meinte er hat Angst dass ich schwanger werden könnte usw, aber da ich die Pille nehme sehe ich da nicht viel Grund dazu.
Ich glaube auch nicht, dass es nur daran liegt. Er sagt, er liebt mich noch aber warum ist es dann so ein riesiges Problem für ihn mich auch nur zu küssen? Ich weiß da wirklich nicht mehr weiter. Asexuell ist er laut eigener Aussage auch nicht. Ich denke auch nicht dass er an andere Frauen denkt, ich vertraue ihm da sehr.
Durch dieses ganze Drama habe ich inzwischen selbst eine Ablehnung von sexuellen Aktivitäten erlebt und fühle mich auch immer sehr angespannt, wenn es dann doch mal dazu kommt. Ich habe das Gefühl, dass dieses ganze Thema unsere Beziehung gefährdet, denn ich beobachte auch eine steigende Eifersucht meinerseits gegenüber anderen Frauen und meinen sinkenden Selbstwert, je schlechter die Lage wird.
Warum sollte mein Freund, der mich eigentlich liebt nicht anfassen wollen? Nicht einmal küssen? Hat jemand eine Idee?
Danke schonmal und LG
5 Antworten
Das ist ein häufiges Problem, dass Partner unterschiedlich oft Lust auf Sex haben. Es ist ok und normal, nur 1-2x im Monat Sex haben zu wollen. Es ist auch ok und normal, mehrmals täglich Sex haben zu wollen. Und das kann sich im Laufe einer langjährigen Beziehung auch wandeln und ja, sogar umkehren. Man muss dann eben immer wieder neu einen für beide gangbaren Mittelweg finden. Auch dass die Initiative gerade nur von dir ausgeht finde ich eigentlich unproblematisch. Wenn jedoch ein Partner meint, er wolle nur 3-4x im Jahr Sex, dann simmt etwas grundlegender nicht.
Ohne eure Situation genauer zu kennen ein paar Anregungen:
- Nenne deine Bedürfnisse: "Ich will berührt werden", "Ich möchte auch körperlich wahrgenommen und geliebt werden", "Ich brauche körperliche Nähe um mich nicht abgelehnt zu fühlen".
- Redet darüber, wie / was euch am euch Sex gefällt, was ihr ausprobieren möchtet, was ihr nicht möchtet, was eure Bedürfnisse sind.
- Sex muss nicht spontan und leidenschaftlich sein.
- Vielleicht kannst du deinen Freund entlasten, wenn du ihm anbietest, mal eine gewisse Zeit auf Sex zu verzichten.
- Manchen hilft es, nochmal bewusst langsam von vorne anzufangen. Z.B. sich für eine Woche auf Blicke und Worte zu beschränken, und sich dann langsam wieder neu an zunehmende Intimität heranzutasten.
- Macht euch Termine für Sex und schafft gute Bedingungen: Seid geduscht und gepflegt, gemachtes Bett, romantische Beleuchtung, duftendes Massegeöl, Smartphone aus, Konflikte gelöst (leichter gesagt als getan), …
- Eine Paarberatung ist gut investierte gemeinsame Zeit.
Die Gründe für sein Verhalten könne verschieden sein, vielleicht ist er asexuell und konnte seine inneren Gefühle noch nicht richtig identifizieren und dem Label zuschreiben, vielleicht ist die Angst vor einer ungeplanten Schwangerschaft wirklich groß, vielleicht hat er Probleme mit dem Selbstbild, eine niedrige Libido oder evtl ist etwas in der Kindheit passiert, was er jetzt erst verarbeitet
Egal was es ist, ihr könnt es nur lösen, wenn er bereit ist mit dir darüber zu sprechen.
Momentan scheint das Vertrauen und die Harmonie etwas schief zu hängen. Vielleicht wäre es gut, das Thema für eine kurze Zeit zu ignorieren und dafür das Vertrauen und die emotionale Bindung zueinander wieder aufzubauen.
Es kann z.B. helfen Dinge gemeinsam zu tun, die ihr am Anfang der Beziehung zsm gemacht habt, die quasi die Basis für eure Beziehung darstellen, in Erinnerungen zu schwelgen, oder auch neue Dinge zsm auszuprobieren, ein Abenteuer zsm zu erleben, etwa in den Kletterpark oder auf ein Konzert gehen
Vielleicht würde es euch auch helfen mehr nicht-sexuelle Intimität auszuüben, Kuscheln, Massagen, die gemeinsame Aktivitäten fallen auch darunter
Aber auch das darf nicht nur von dir ausgehen, ihr müsst beide an der Beziehung und dem Verhältnis zueinander arbeiten wollen
Wenn er so große Angst davor hat, dass du schwanger werden könntest, dann sollte er zusätzlich noch ein Kondom verwenden.
Küssen will er vielleicht nicht, weil er weiß, dass es zu Sex führen kann.
Er scheint offenbar ein ernsthaftes psychisches Problem mit dem Sexthema zu haben. Ob da noch was anderes hintersteckt, weiß ich nicht, weil ich nur deine Sicht der Dinge kenne. Sex mit der Partnerin abzulehnen, kann viele verschiedene Gründe haben: z.B. weil er Angst vor Erektionsproblemen und Leistungsdruck beim Sex hat, Angst davor dich nicht befriedigen zu können, aber möglicherweise auch Ekel vor Körpersubstanzen, Gerüchen oder einem ungepflegten Körper, den er unattraktiv findet, vielleicht ist er schwul.
Wenn das Thema nicht geklärt werden kann, dann wird es das Ende der Beziehung bedeuten.
aber leider kann ich meinem 17 jährigen Körper schlecht sagen, dass er nicht in Stimmung kommen darf,
In der Frage stand, dass du 18 bist.
Ich denke gerade hat er einfach viel Druck, weil er auch merkt dass unsere Beziehung sich verschlechtert durch das Thema.
Ja, das ist ein Teufelskreis.
Du willst unbedingt Sex und bist zunehmend unzufrieden und das merkt er. Er fühlt sich dadurch noch mehr unter Druck gesetzt und hat noch weniger Lust auf Sex.
Das ist was für eine Paar- oder Sexualtherapie.
Oh, bin erst seit ein paar Tagen 18, habs in dem emotionalen drama vergessen, sry xD
Ja, das stimmt wohl
Ich habe auch das Gefühl, dass ich einfach aufhören sollte Druck zu machen, ob bewusst oder unbewusst. Natürlich ist das nicht so einfach, aber ich werde es versuchen. Danke
Aber wie löst man das dann, selbst wenn ich mich da komplett zurückziehen würde ?
Ja, gar nicht.
Deshalb mein Ratschlag mit der Paar- oder Sexualtherapie.
Du meintest ja, dass es für euch beide die erste sexuelle Beziehung ist und die Freude am Sex bei deinem Freund nicht mit der Zeit zugenommen hat, sondern immer weiter abgenommen hat bis zu dem Punkt, an dem ihr jetzt seid, nämlich dass er eigentlich gar keine Lust mehr auf Sex mit dir hat. Das ist nicht normal. In dem Alter hat man eigentlich ständig Sex, sofern man nicht a- oder antisexuell ist.
Doch, doch: Er ist asexuell, leugnet es aber noch.
Viele stellen es sich völlig falsch vor, sie glauben, dass man nicht nur kein Interesse an Sex hat, sondern, dass man garnicht in der Lage dazu wäre.
Aber das ist Unsinn:
- Manche Asexuelle tun es für die Beziehung,
- und für Manche ist schon Küssen zu viel.
Sexueller Missbrauch in der Kindheit oder eine Kindheitserfahrung die seinem Zugang zu einer gesunden Sexualität erschwert? Ebenso könnten Unsicherheiten im Selbstbild, Introvertiertheit, Versagensängste oder falsche Wertekanons die ihm vermittelt worden sind eine Ursache sein.
Ich denke das mit dem Selbstbild trifft es eher, doch ich versuche immer ihn zu unterstützen. Ich kann ihn halt nicht dazu zwingen Sport zu machen oder so, er ist gerade nicht sonderlich fit, aber ändert auch nichts daran
Ihr könnt nur darüber reden, Du kannst ihm Deine Ängste und Befürchtungen kommunizieren. Ansonsten hilft nur noch eine Paartherapie, auf die sich aber Dein Freund aus Gründen der Scham wohl nie einlassen wird. Oder Du hast Geduld mit ihm und gibst ihm Zeit sich zu "finden" und selbstsicherer zu werden (z.B. über kleine Berührungen und Gesten).
Danke, da sind wir auch schon durchgegangen. Ich habe auch vorgeschlagen, erst mal keinen richtigen Sex zu haben oder nur mit zusätzlichem Kondom, aber ich denke da fühlt er sich dann so, als ob er mir nicht gerecht werden könnte. Das mit dem Küssen stimmt, aber leider kann ich meinem 17 jährigen Körper schlecht sagen, dass er nicht in Stimmung kommen darf, wenn mein Freund mich intensiver küsst, auch wenn ich mich da immer zurückziehe. Was Vorgeschichten betrifft, ist laut seiner Aussage nichts passiert, da ich seine erste Freundin bin und auch sonst nie irgendetwas passiert ist. Schwul können wir auch ausschließen. Ich denke gerade hat er einfach viel Druck, weil er auch merkt dass unsere Beziehung sich verschlechtert durch das Thema.