Wirtschaftsweise abschaffen?
Seit Jahrzehnten beobachte ich die jeweils mit viel Trara vorgestellten Prognosen der Wirtschaftsweisen, die mit ihrem Stab und ihrer ausgewiesenen Kenntnis eine Prognose darüber abgeben, wie sich die Wirtschaft in den nächsten Monaten oder bis hin zu einem Jahr entwickeln wird.
Nach meiner Beobachtung liegen die Wirtschaftsweisen mit ihren Prognosen quasi immer falsch, und zwar falsch in einem Maße, dass ihre Prognosen nicht besser sind, als das, was der durchschnittlich interessierte Bürger auch - über die Zukunft - sagen würde.
Wenn man die simple Aussage macht "das nächste Wirtschaftsjahr wird genauso wie das aktuelle", dann liegt man im Rahmen einer gängigen Fehlerquote nicht falscher, als das, was die Wirtschaftsweisen jeweils prophezeien. Die Extrapolation einer aktuellen Stimmungslage auf ein ganzes Jahr - so, wie es die Wirtschaftsweisen machen, erzeugt quasi immer dermaßen falsche Prognosen, dass diese Prognosen dann während der Zeit deutlich angepasst werden müssen, und zwar so deutlich, dass die Prognose einfach nur als falsch angesehen werden kann.
An Erklärungen, warum ihre Prognose falsch war, ermangelt es den Wirtschaftsweisen nie, denn diese Erklärungen sind nunmal irrelevant.
Sollte die Politik also überhaupt so ein Gremium wie die Wirtschaftsweisen haben? Wäre es nicht ehrlicher, einfach nur auf statistische Kennzahlen zu achten?
3 Stimmen
2 Antworten
Die Wirtschaftsweisen sind grundsätzlich eine gute Sache, solange sie unabhängig bleiben. Der Rat sollte keine verlängerte Werkbank der Regierung sein, sondern als neutrale Instanz wirken. Wäre das Gremium direkt dem Wirtschafts- oder Finanzministerium unterstellt, würde es zu eng werden, und die Unabhängigkeit wäre futsch. Klar, die Berufung durch den Bundespräsidenten schafft auch Verbindungen zur Politik, aber das ist ein anderes Level. Es ist immer noch besser, als direkt unter einem Minister zu stehen.
Was die Prognosen angeht: Die sollten nicht der absolute Fokus sein. Wirtschaftsvorhersagen sind in heutigen unsicheren Zeiten sowieso ein Glücksspiel – frag drei Ökonomen, und du kriegst vier unterschiedliche Antworten. Die eigentliche Stärke der Wirtschaftsweisen sollte darin liegen, Szenarien durchzuspielen, Handlungsoptionen aufzuzeigen und ein Methodeninstrumentarium an die Hand zu geben. Das bringt der Regierung mehr, als blind auf Vorhersagen zu setzen. Politikern fehlt oft das tiefere Fachwissen, also brauchen sie Berater, die unabhängig und kompetent sind.
Auf lange Sicht sollten die Wirtschaftsweisen eine kritischere Rolle einnehmen, sich oppositioneller aufstellen. Der Rat muss der Regierung widersprechen können, ohne als deren Handlanger zu wirken. Dafür braucht es aber auch eine Plattform in den Medien, damit ihre Analysen und Einschätzungen Gehör finden. Ansonsten verpufft ihre Arbeit und sie werden zu reinen Erfüllungsgehilfen.
Ich denke die Wirtschaftsweisen werden von den großen Konzernen bezahlt damit sie geschönte Prognosen angeben.
Na das glaube ich dann doch eher nicht. Die Prognosen sind ja nicht in irgend einen Sinne geschönt, sie sind nur ganz allgemein in der Regel so falsch, dass ihr Fehler oberhalb eines statistisch zu erwartenden Fehlers liegt - so meine Meinung