Warum gibt es den Begriff "Gerechtigkeit", wenn er nicht absolut zu definieren ist, und "Gerechtigkeitstheorien" unmöglich zu erreichen sind?
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5 Antworten
Gerechtigkeit ist zwar nicht eindeutig oder für alle gleich zu definieren, aber der Begriff ist trotzdem sinnvoll, weil er uns hilft, über richtig und falsch nachzudenken.
Auch wenn es keine perfekte Definition gibt, merken wir oft ziemlich klar, wenn etwas ungerecht ist. Genau darum reden wir überhaupt davon, um Dinge bewerten und verbessern zu können. Der Streit um die richtige Vorstellung von Gerechtigkeit ist also nicht sinnlos, sondern bringt uns weiter, zum Beispiel in Politik, Recht oder Gesellschaft.
So ist das auch bei anderen Begriffen wie Wahrheit, Freiheit oder Liebe. Sie lassen sich nicht allgemeingültig definieren, aber ohne sie könnten wir viele wichtige Gespräche gar nicht führen. Solche Begriffe helfen uns, über das Leben, das Zusammenleben und unsere Werte nachzudenken.
Dass "Gerechtigkeit" so inflationär angewendet wird, liegt daran dass sich Neid und Missgunst gut damit tarnen lassen.
Stell Dir vor, A hat mehr als B. B ist neidisch auf A und will etwas abhaben. B sagt dann "Es ist nicht gerecht, dass wir unterschiedlich viel haben. Gib mir etwas ab."
Als Appell an die Solidarität, aber leicht verschärfbar zu "Gib mir etwas ab, sonst werde ich..."
Gerechtigkeit ist ein Ideal, nach dem man strebt, auch wenn man nicht genau weiß, wo es zu finden ist oder wie es überhaupt aussieht. Dabei hilft es, daß sein Gegenteil, die Ungerechtigkeit, sehr leicht also solche erkennbar ist.
Man kann eigene moralische Werte nicht auf andere übertragen.
Der Begriff kann allerdings durchaus eine Richtlinie darstellen.
Alle Begriffe, die es gibt, haben einen Nutzen. Alles hat seinen Zweck, auch wenn es Beleidigungen sind.
Und "absolut definieren" kannst du so gut wie gar nichts.