Ist LGBTQIA+ eine Sünde?
Eure persönliche Meinung ist gefragt, bitte bleibt wie immer respektvoll
Liebe Grüße Soraya ✝️💫🌷
42 Stimmen
8 Antworten
Jeder, der das als was Böses oder Sündig bezeichnet, ist ein böser Mensch.
ich kann mir nicht vorstellen, dass Liebe eine sünde sein soll
hass ist doch viel schlimmer
Warum sollte es? Ich weiß, was in der Bibel niedergeschrieben ist, aber gehen wir Mal von den Grundprinzipien aus, ist es völlig in Ordnung.
Angenommen, ich bin lesbisch und meine Frau ist fromm, herzlich und ein guter Einfluss, spricht da doch nichts gegen. Ist sie aber jemand, die trinkt, raucht und ohne Reu sündigt, ist das absolut falsch. Selbst das bezieht sich aber eher auf die Taten, nicht das Geschlecht.
Vor Gottes Angesicht ist jeder Mensch gleich, bezogen auf Geschlecht und Herkunft. Und das Vater-unser besagt: ,,Wie im Himmel so auf Erden." Der Zusammenhang erklärt sich von selbst.
Zusammenfassung: Hinterher ist es völlig egal, ob die Person die du geliebt hast ein Mann, eine Frau oder irgendwas anderes war, solange man lieb und nett zueinander war. Gott lässt sich doch auch nicht Geld und Eigentum beeindrucken, sondern die Art, wie du gelebt hast und zu ihm hinaufsteigst.
Gott hat uns gelehrt zu lieben. Er wird uns nicht für etwas verurteilen, was er uns selbst beigebracht hat.
Gott sieht alles. Er weiß, wenn deine Intentionen rein sind oder nicht und wird sich danach richten.
Liebe Soraya,
Ich antworte gerne auf deine Frage und versuche, möglichst verständlich darzulegen, warum aus der Sicht einer evangelischen Christin Homosexualität und Transgender-Identitäten nicht als Sünden zu betrachten sind. Dabei berücksichtige ich relevante Bibelstellen und den zeitlichen Kontext, in dem diese geschrieben wurden.
1. Gottes Liebe und die Schöpfung: Eine zentrale Bibelstelle, die von vielen Christen als grundlegend für die Diskussion über LGBTQIA+ betrachtet wird, ist die Schöpfungsgeschichte (Genesis 1-2). Hier heißt es, dass Gott die Menschen nach seinem Bild schuf (Genesis 1,27): „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.“
Aus evangelischer Sicht kann dieser Vers als Zeichen dafür interpretiert werden, dass jeder Mensch – unabhängig von seiner sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität – als Ebenbild Gottes geschaffen ist und eine unantastbare Würde besitzt. Dass Gott Menschen so vielfältig und unterschiedlich geschaffen hat, kann als Ausdruck seiner Liebe und Kreativität verstanden werden.
2. Liebe als Erfüllung des Gesetzes: Im Neuen Testament betont Jesus immer wieder die Liebe als das höchste Gebot: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Markus 12,31). Auch in Römer 13,8-10 schreibt Paulus, dass die Liebe die Erfüllung des Gesetzes ist. Er sagt: „Denn die Gebote (…) werden zusammengefasst in dem Wort: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘“
Für viele evangelische Christen bedeutet dies, dass jede Form von Liebe, die auf gegenseitigem Respekt und Einvernehmen beruht, nicht sündhaft sein kann. Wenn eine gleichgeschlechtliche oder transgender Beziehung in Liebe und Verantwortung geführt wird, kann sie demnach nicht gegen Gottes Willen verstoßen, sondern vielmehr Ausdruck dieser Nächstenliebe sein.
3. Homosexualität und das Alte Testament: Oft werden Bibelstellen aus dem Alten Testament herangezogen, um Homosexualität zu kritisieren, wie etwa Levitikus 18,22: „Du sollst nicht bei einem Mann liegen, wie man bei einer Frau liegt; es ist ein Gräuel.“ Diese Stelle und ähnliche Verse wurden jedoch in einem kulturellen Kontext geschrieben, in dem es um den Erhalt der israelitischen Gemeinschaft und die Abgrenzung von anderen Völkern ging.
Viele Bibelwissenschaftler und Theologen argumentieren, dass diese Gebote spezifische Praktiken und Rituale in der damaligen Zeit ansprechen und nicht als allgemeingültige Verurteilung jeder Form von gleichgeschlechtlicher Liebe zu verstehen sind. Sie waren in erster Linie darauf ausgelegt, die kultische Reinheit der Israeliten zu bewahren, was im damaligen kulturellen und religiösen Umfeld von großer Bedeutung war.
4. Paulus und seine Briefe: Im Neuen Testament gibt es Stellen, die sich gegen gleichgeschlechtliche Praktiken aussprechen, wie etwa Römer 1,26-27. Dort spricht Paulus von „widernatürlichem“ Verhalten. Es ist wichtig, den Kontext dieses Briefes zu beachten: Paulus kritisiert in Römer 1 das heidnische Verhalten, das er mit Abkehr von Gott und Götzendienst in Verbindung bringt.
Viele Theologen argumentieren, dass Paulus hier nicht das Konzept einer liebevollen, gleichberechtigten gleichgeschlechtlichen Beziehung kannte, wie wir es heute verstehen. Die antike Welt kannte gleichgeschlechtliche Beziehungen häufig in Form von Ausbeutung und Machtgefälle, was ganz anders ist als die heutigen LGBTQIA+-Beziehungen. Paulus richtet sich also eher gegen diese ausbeuterischen Verhältnisse und nicht gegen einvernehmliche, liebevolle Beziehungen.
5. Transgender-Personen und biblische Vielfalt: In der Bibel gibt es zwar keine direkten Aussagen zu Transgender-Personen, aber es gibt Stellen, die eine Vielfalt an Geschlechterrollen und Identitäten erkennen lassen. Ein Beispiel ist Jesaja 56,3-5, wo es heißt: „Und der Verschnittene sage nicht: Siehe, ich bin ein dürrer Baum.“ Hier wird einem Menschen, der in der damaligen Gesellschaft nicht dem Ideal entsprach, ein Platz in Gottes Reich zugesprochen. Gott akzeptiert auch Menschen, die nicht den herkömmlichen Geschlechterrollen entsprechen.
Diese und ähnliche Verse zeigen, dass die Bibel sich auch für Menschen öffnet, die nicht in die normativen Geschlechterrollen der damaligen Zeit passen. Auch Jesus selbst durchbrach oft soziale und religiöse Normen, um Menschen in ihrer Einzigartigkeit zu begegnen und ihnen Wertschätzung und Annahme zu zeigen.
6. Fazit: Aus evangelischer Sicht kann man sagen, dass die Liebe Gottes zu jedem Menschen sich nicht an der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität festmacht. Viele evangelische Christinnen und Christen verstehen die Bibel so, dass Gott den Menschen in seiner Vielfalt gewollt hat und ihn bedingungslos liebt. Die wenigen Bibelstellen, die Homosexualität oder Geschlechterrollen betreffen, sind vor dem Hintergrund ihrer Zeit zu verstehen und sprechen nicht gegen gleichberechtigte, liebevolle LGBTQIA+-Beziehungen.
Ich hoffe, diese Argumentation war hilfreich für dich, und sie regt dich dazu an, über dieses wichtige Thema weiter nachzudenken.
Liebe Grüße, Raphaela 😺
Es heißt doch immer, Gott hat die Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen. Dann hat er wohl auch einkalkuliert, dass es eine gewisse Variationsbreite gibt.
Wenn wir aber schon über Sünde sprechen:
Es ist definitiv eine Sünde, Leute zu verdammen, die einfach eine andere Sexualität oder was-weiß-ich haben! Denn "Richte nicht, auf dass Du nicht gerichtet werdest!"