Geht es euch auch so?
Mir ist aufgefallen, dass ich mir oft unwichtige Dinge merken kann.. .zum Beispiel dass Tante Heidi vor 10 Jahren auf der Geburtstagsparty sich an einem Schnitzel verschluckt hat.
Die Formel für eine wichtige Mathematische Rechnung kann man mir 100 mal erklären, ich vergesse es gleich wieder.
Ihr wisst was ich meine.
Kennt ihr das? Und woran liegt das?
15 Stimmen
6 Antworten
Unser Gehirn ist sehr komplex und es ist auch heutzutage noch lange nicht alles davon erforscht, vor allem was bestimmte Mechanismen betrifft.
Je nachdem wie deine Gedächtnisbahnen verschaltet sind, ist man für bestimmte äußere Reize empfänglicher als für andere. Das Gehirn tut sich leichter, mit seinen Gedanken auf einer Autobahn entlang zu fahren als auf einem Feldweg. Für komplett neue Erfahrungen, müssen erstmal Straßen gebaut werden.
Für Vielfahrer ist tatsächlich das Fahren eines Autos für das Gehirn, wie wenn es damit eine Autobahn entlang fährt. Man muss kaum denken, vieles läuft völlig automatisch, z.B. das Halten der Spur, das Dosieren vom Gas. Das ist eine schöne, ausgebaute Autobahn, weil man sich damit unter Umständen schon Jahre immer wieder im selben Umfang damit beschäftigt. Ebenso wahrscheinlich auch beim Zähne putzen.
Wenn man plötzlich mit einer neuen Situation konfrontiert ist, braucht man sehr, sehr lang im Vergleich. Oft muss man mit Try and Error arbeiten, man muss den ganzen Ablauf erstmal im Kopf verinnerlichen, bis sich eine Routine bildet. Da muss der Kopf quasi erstmal eine Straße dafür im Kopf bauen. Je nachdem wie oft man das dann wiederholt, wird es besser und besser, die Straße wird immer mehr ausgebaut.
Es könnte auch was mit der individuellen Abneigung zu tun haben. Für Mathematik hat man grundsätzlich würde ich sagen eine größere innere Abneigung bzw. Widerstand als für einen Schnitzelgossip.
Ich kenne Geburtstagsdaten von Menschen, mit denen ich schon Jahrzehnte keinen Kontakt mehr habe.
Dazu kommen noch viele alte Telefonnummern und auch noch viele, alte vierstellige Postleitzahlen, die schon über 30 Jahre nicht mehr gültig sind.
Da gibt es wohl keine Logik.
Das liegt an der Sinneswahrnehmung und Deinem Unbewussten.
Deine Logik was Wichtig sei, dominiert das nicht. Vermutlich ist bei so ner Schnitzelszene Freude dabei, bei ner Matheformel innere Abwehr?
Geht mir genauso. Den größten Müll merke ich mir für immer, die wichtigen Dinge nicht so.
Klar, weil wir uns ungewoehnliche, skurille, unwahrscheinliche Sachen in Story-Form am leichtesten merken koennen. Deshalb funktionieren auch Eselsbruecken so gut.
Als meine Kids klein waren, hatten wir ein Spiel bei dem man sich grob gesagt den Platz und die Reihenfolge von Karten mit Objekten merken musste, bis zu 12. Und ich habe aktiv die These getestet, dass man sich ungewoehnliche Sachen am besten merkt, und das stimmt. Sich eine Folge von Sonne, Rettungsring und Igel (und noch mehr) einfach in Wortform zu merken, ist schwieriger als eine Story in der die Sonne schien, einen Mann am ertrinken sah und ihm einen Rettungsring hinwarf, woraufhin ein Igel angeschwammen kam und den Rettungsring zum Platzen brachte (etc.)