Bestrafungen heutzutage?
Wie würdet ihr eure sehen wir mal Teeanager Töchter (12-16) bestrafen wenn sie im Supermarkt stehlen, euch Geld klauen, kleinere Gescheister ärgern, schlechte Noten schreiben, Schule schwänzen und Co? Bei Hausarrest brechen sie trotzdem aus und die Hausarbeiten machen sie einfach nicht, wenn ihr schon diese Bestrafungen probiert habt. Ich weiß, komische Frage, aber das würde mich mal interessieren.
LG Antonia w/12
28 Stimmen
6 Antworten
Wenn es mit meiner hypothetischen Tochter schon so weit gekommen wäre dann hätte ich mir tatsächlich schon sehr lange einen Sozialarbeiter gesucht. Im Zweifelsfall hätte ich das Kind auch zumindest vorrübergehend in eine Erziehungseinrichtung gegeben!
Da ist schon ganz schön viel schief gegangen.Ich würde schauen,ob ich irgendwo Erziehungsberatung finde.Das Problem dürfte sein,dass ich mich dahin nicht durchgesetzt habe.Das ist das wichtigste,was geändert werden muss..
Dann würde ich eine erste minmale rote Linie ziehen,die ich um jeden Preis durchsetzen würde,damit ich mich nicht mit Lapalien verausgabe.
Mit beiden würde ich ernsthafte Gespräche führen.Das wäre echt Basisarbeit.Aber ein Problem nach dem anderen würde ich angehen.->Geld unter Verschluß,Lehrer kontaktieren.Stafarbeit fürs Klauen,am besten eine persönliche Entschuldigung usw.
Das einzig richtige, und zwar Gürtel. Spaß bei Seite, ich würde sie zum Supermarkt schicken und sie erst mal entschuldigen lassen, dann muss sie fragen ob sie es ihrgend wie gut machen kann. Und dann wird sie erst mal kein Geld mehr bekommen von mir. Muss sie selber alles bezahlen von ihrem Geld.
Da ist vermutlich schon viel früher was falsch gelaufen in der Erziehung. Wird jetzt schwer werden, das wieder in die richtige Richtung laufen zu lassen, vor allem bei einer 16jährigen.
Grundsätzlich einmal: In Deutschland haben Kinder seit fast 25 Jahren ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Also Schläge fallen einmal grundsätzlich weg.
Jetzt sind die Situationen, die du aufzählst, sehr bunt gemischt. Da geht es einmal um Diebstahl, ein anderes Mal um schlechte Noten in der Schule und ein anderes Mal um Mitarbeit im Haushalt.
Wenn alles zusammenkommt, liegt so einiges im Argen und es wäre längst an der Zeit, sich Hilfe zu holen.
Ich habe einige Jahre in therapeutischen Jugendwohngruppen gearbeitet und einige Jugendliche betreut, bei denen tatsächlich Sachen wie Schwänzen, Diebstahl, Ausbrechen etc. zusammengekommen sind.
Dabei ist es wichtig zu differenzieren:
Handelt es sich um ein pubertäres Grenzen Austesten, oder gibt es andere Gründe (zum Beispiel Mobbing in der Schule, Depressionen, Liebeskummer, Konflikte in der Familie, zu hoher Leistungsdruck,...)
Daran sollte man dann die Maßnahmen anpassen. Beim Schwänzen und den schlechten Noten würde ich mich mit der Schule absprechen und gemeinsame Lösungen überlegen.
Was den Diebstahl angeht, kommt es stark darauf an, ob die Mädels grundsätzlich verstanden haben, dass Stehlen falsch ist. Wenn nicht, ist es vor allem wichtig, dass das Thema nicht nach ein paar Tagen vergessen ist. Es muss öfter zur Sprache kommen, mit dem Ziel, die Einsicht zu vermitteln, dass Stehlen falsch ist. Ich habe selbst Jugendliche betreut, die im Stehlen kein Problem sahen. Diese Jugendlichen hatten aber Eltern, die selbst gestohlen, oder ihre Kinder Stehlen geschickt haben. Wenn 16-Jährige seit ihrer Kindheit gelernt haben, dass Stehlen eine normale Methode ist, das Einkommen "aufzubessern", ist es nahezu unmöglich, bis zur Volljährigkeit andere Werte zu vermitteln. Das ist einer der wenigen Fälle, in denen ich es tatsächlich sinnvoll finde, auf Bestrafungen zurückzugreifen, auch wenn diese höchst wahrscheinlich nur dazu führen, dass die Jugendlichen beim Stehlen geschickter werden und sich seltener erwischen lassen.
Wenn ich verstehen möchte, warum sich Kinder/Jugendliche so verhalten, wie sie es tun, verschaffe ich mir zunächst einen Überblick über ihr Leben und orientiere mich dabei grob an den fünf Säulen er Identität:
- Körper/Gesundheit: Welche gesundheitlichen Themen sind gerade wichtig? Gibt es chronische Krankheiten, oder gab es gravierende Verletzungen? Ist das Kind/der/die Jugendliche dünn, durchschnittlich, oder übergewichtig? Wie ist die Ernährung? Wie sieht es mit Rauchen/Alkohol/Drogen aus? Hierzu zählen aber auch Themen wie Geschlechtsidentität und Selbstwahrnehmung (bin ich zu dick/ zu dünn/ zu klein/ zu groß? Natürlich spielt auch Sexualität eine Rolle.
- Schule/Arbeit/Bildung: Geht das Kind/Jugendliche/r gerne zur Schule? In welchen Fächern ist es gut, in welchen gibt es Probleme? Kommt es mit den Lehrer:innen und Mitschüler:innen klar? Wie waren die Erfahrungen mit früheren Schulen (z.B. Grundschule)?
- Soziale Beziehungen/Familie: Wer sind die wichtigsten Personen für das Kind/den/die Jugendliche/n? Wie sind die Beziehungen zu den Eltern, Geschwistern, Großeltern, Onkeln, Tanten, etc.? Wer sind die engsten Freund:innen? Wie kommt das Kind/der/die Jugendliche mit Lehrer:innen und Mitschüler:innen aus? Wen gibt es sonst noch? (z.B. Betreuer:innen im Jugendzentrum, Eltern von Freund:innen, usw.)? Zu wem geht er/sie als erstes, wenn es Probleme gibt?
- Materielle Sicherheit: Hat er/sie genug zu Essen, Kleidung, Taschengeld? Wie geht er/sie mit Geld um? Ist das Taschengeld schon am ersten Tag aufgebraucht, oder bleibt am Monatsende noch etwas übrig? Wie ist die finanzielle Situation der Freund:innen?
- Werte/Normen: Hat er/sie Vorstellungen davon, was richtig und was falsch ist? Oft haben Jugendliche andere Wertvorstellungen, aber die Erwachsenen denken, dass sie gar keine hätten. Bspw. wenn es um Themen wie Ehre/Rache/Stolz geht.
In der Regel erkennt man dabei recht schnell, in welchem Bereich etwas im Argen liegt und kann sich auf diesen Bereich fokussieren, um entsprechend zu handeln.