Glaubensgemeinschaft

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Geht es euch auch so, dass ihr bei den Kongressen der Zeugen Jehovas immer mehr erkennt, wie falsche Hoffnungen genährt werden?

Dieses Wochenende findet wieder der große Kongress der Zeugen Jehovas statt. Tausende Menschen hören dort begeistert Reden, sehen Paradies-Bilder und glauben fest daran, dass Harmagedon „bald“ kommt. Ich war früher selbst davon überzeugt – bis ich mich mit den Lehren kritisch befasste. Die Generation-Prophezeiung, 1914, das Ausbleiben von Harmagedon, die Evolution... all das hat mich zum Nachdenken gebracht. Heute sehe ich: Diese Kongresse geben falsche Hoffnung. Immer dieselben Wiederholungen, ohne neue Substanz – und niemand merkt es, weil Zweifel nicht erlaubt sind. Wie geht ihr damit um, wenn ihr das beobachtet?

Glaubt ihr, dass die Leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas ab ca. 2040 neues Licht zur „überlappenden Generation“ bringt?

Die Zeugen Jehovas lehren seit einiger Zeit, dass sich die Prophezeiung Jesu in Matthäus 24:34 („Diese Generation wird nicht vergehen, bis alle Dinge geschehen sind“) auf eine „überlappende Generation“ bezieht – also Menschen, die zur gleichen Zeit lebten wie die Gesalbten, die 1914 noch am Leben waren. Da diese gesalbten Personen, die angeblich 1914 lebten, inzwischen fast alle gestorben sind, und auch die „Überlappungsgeneration“ (z. B. ein Geoffrey Jackson, Jahrgang 1955) langsam alt wird, frage ich mich: Was wird die Organisation tun, wenn bis 2040 oder kurz danach immer noch nichts eingetroffen ist? Wird es dann neues Licht geben – z. B. dass sich der Vers nicht mehr auf die überlappende Generation bezieht, sondern dass die Generation, die mit der 1914-Generation überlappte, ebenfalls nicht vergehen wird ? Anders gesagt: Die überlappende Generation könnte dann selbst nochmal „überlappt“ werden, wodurch sich das Ganze wieder um Jahrzehnte verschiebt – ohne die ursprüngliche Logik offen als Irrtum zuzugeben. Was meint ihr: Wird das passieren? Und wie lange kann man so eine Lehre noch glaubwürdig aufrechterhalten?

Wie alt bin ich dann wohl, wenn sich die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas eine neue Erklärung ausdenken muss?

Ich bin 29 Jahre alt und habe mich in den letzten Jahren intensiv mit den Lehren der Zeugen Jehovas auseinandergesetzt – vor allem mit der sogenannten „überlappenden Generation“, die laut Organisation nicht vergehen soll, bis Harmagedon kommt. Die zweite Gruppe dieser „Generation“ bestand laut Lehre aus Gesalbten, die noch mit der ersten Gruppe (also Menschen, die 1914 schon lebten) überlappten – also vielleicht in den 1980er oder 90er Jahren „geistig verbunden“ waren. 👉 Nur mal ganz nüchtern gerechnet: Wer z. B. 1992 als 40-jähriger noch Kontakt zu so jemandem hatte, ist im Jahr 2045 dann 93 Jahre alt. Und spätestens um 2050 wird wohl kaum noch jemand dieser zweiten Gruppe leben. Meine Frage ist also halb ernst, halb ironisch: Wie alt werde ich (Jahrgang 1996) wohl sein, wenn die leitende Körperschaft gezwungen ist, wieder eine neue Erklärung oder „neues Licht“ zu erfinden, weil diese Generation nun nachweislich vergangen ist? Würde mich interessieren, wie ihr das seht – sowohl ehemalige als auch aktuelle Zeugen Jehovas.

Haben Jehovas Zeugen Vorurteile gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen?

Die Zeugen Jehovas sagen, sie seien nicht gegen Wissenschaft. Aber wenn man sich anschaut, was sie über Evolution, Erdgeschichte oder historische Fakten (z. B. Zerstörung Jerusalems) glauben, merkt man schnell: Alles, was nicht mit ihrer Bibelauslegung übereinstimmt, wird als „bloße Theorie“ abgetan. Besonders Evolution wird komplett abgelehnt – obwohl sie durch Fossilien, DNA und Vergleichsanatomie sehr gut belegt ist. Kann man da wirklich noch sagen, sie hätten keine Vorurteile gegenüber Wissenschaft?

Warum lassen sich so viele bei den Zeugen Jehovas taufen, obwohl viele Lehren (wie die Sintflut, 607 v. Chr., 1914 usw.) wissenschaftlich widerlegt sind?

Ich beobachte, dass viele sich bei den Zeugen Jehovas taufen lassen – trotz nachweislicher Widersprüche zur Geschichte, Archäologie oder Evolutionsbiologie. Ich frage mich: Ist das den Taufinteressierten überhaupt bewusst? Oder spielt Wissenschaft gar keine Rolle mehr, wenn man sich nach Sicherheit, Familie und Gemeinschaft sehnt? Ich habe das Gefühl, viele lassen sich nicht wegen der Inhalte taufen, sondern weil sie entweder hineingeboren wurden, dazugehören wollen oder Angst haben, sonst ausgestoßen zu werden. Kennt ihr ähnliche Erfahrungen? Wird da überhaupt noch kritisch geprüft?

Glaubt ihr, das Yezidentum macht in der Diaspora einen Wandel durch und reformiert sich?

Ich habe in meinem Freundeskreis mehrere Menschen, die dem Yezidentum angehören. Dort praktiziert man den Glauben noch recht strikt, vor allem was die Partnerwahl angeht. Wenn man bedenkt, dass die Yeziden als Religionsgemeinschaft bis heute verfolgt werden und man darum bemüht ist, die Gemeinschaft zu erhalten, kann man die strikten Regeln vielleicht nachvollziehen. Ich hab mich allerdings gefragt, ob innerhalb der Glaubensgemeinschaft ein Wandel passieren kann, da sie in der Diaspora nicht mehr verfolgt werden und auch westlichen, liberaleren Lebensweisen gegenüberstehen. Freu mich auf euren Input und Erfahrungen.

Kirche: wie oft kann ich wechseln?

Hallo ich will mal wissen wie oft man wechseln kann, also von zb evangelisch zu katholisch und wieder zurück? Steht im Raum dass ich Pate eines Kindes werden könnte. Ich bin evangelisch, konfirmiert. Kind wird wie Mama dann katholisch. Ich wäre also evangelisches Mitglied lediglich taufzeuge,nicht Pate. Würde ich katholisch werden wäre ich befugt Pate zu werden. Könnte ich danach wieder zu den evangelen zurück gehen? Gibt es da Zeitspannen ,sowas wie...alle 3 Jahre oder oder so? Wie oft kann man "switchen"? Was kostet es mich? Ich bin nicht gläubig aber irgendwie fühlt es sich falsch an, für mich, kein Kirchenmitglied zu sein. Ich hoffe auf freundliche antworten, keine Vorwürfe oder Beleidigungen. Ich weiss Kirche und glaube sind genauso gut zu diskutieren wie Politik 🥴

Warum gilt bei Zeugen Jehovas für Kindesmissbrauch eine Frist zur Meldung, aber bei Pornografie nicht?

Ich finde das einen sehr schweren inneren Widerspruch in der Organisation der Zeugen Jehovas. Bei einem extrem schweren Verbrechen wie Kindesmissbrauch wird von den Ältesten verlangt, dass es möglichst zeitnah gemeldet wird. Ist eine bestimmte Zeit vergangen (je nach interner Richtlinie), sagen die Ältesten manchmal, sie könnten „nichts mehr tun“. Das heißt, der Täter bleibt womöglich unbehelligt – vor allem, wenn es keine zwei Zeugen gibt, was die Organisation auch oft fordert. Gleichzeitig gibt es bei Themen wie Pornografie oder Masturbation keine zeitliche Begrenzung . Selbst wenn das angeblich Jahre zurückliegt, können Älteste aktiv werden, „Sünde untersuchen“ und jemanden zur Rechenschaft ziehen oder ausschließen. Ich frage mich: Wie kann das gerecht oder biblisch sein? Opfer von Kindesmissbrauch sind oft schwer traumatisiert und brauchen viele Jahre, um überhaupt sprechen zu können – und dann heißt es womöglich: „Du bist zu spät.“ Aber bei anderen „Vergehen“, die niemandem körperlich oder psychisch geschadet haben, gibt es kein Zögern. Ich finde, das offenbart eine echte Schieflage in der Gewichtung von Schuld und Barmherzigkeit. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder Gedanken dazu?

Seid ihr auch immer so gespannt, wenn die Leitende Körperschaft wieder „neues Licht“ veröffentlicht, um eine alte Lehre zu rechtfertigen?

Mir fällt auf, dass es bei den Zeugen Jehovas regelmäßig „neues Licht“ gibt – also angebliche neue Erkenntnisse aus der Bibel, die oft dazu dienen, widersprüchliche oder überholte Lehren zu erklären oder glattzubügeln . Was ich mich dabei immer frage: Wenn es wirklich göttlich geführte „Erkenntnis“ ist – warum ändert sich dann so vieles , und warum wird Altes manchmal komplett verworfen? Ein paar Beispiele: Die „Generationen-Lehre“ wurde schon mehrmals angepasst, zuletzt zur „überlappenden Generation“ – was sehr konstruiert wirkt. Die Lehre zu den „höheren Obrigkeiten“ wurde jahrzehntelang falsch verstanden (man meinte Jehova und Jesus statt Staat und Regierung) – und dann plötzlich wieder geändert. Auch das Verständnis von Jehova als Richter in Harmagedon wird mal so, mal so dargestellt – je nach Bedarf. Und trotzdem wird jedes Mal gesagt, es sei „neues Licht“, das Jehova zur rechten Zeit gegeben habe“. Man könnte fast sagen: Altes Licht = falsch. Neues Licht = richtig. Zweifel daran = Schwäche im Glauben. Mich würde interessieren 🔸 Geht es nur mir so – oder wartet ihr manchmal auch schon darauf, wie sie eine alte Lehre wieder „neu verpacken“ , um sie zu retten? 🔸 Glauben wirklich noch alle, dass das von Jehova kommt – oder ist es eher menschliche Organisationstaktik?

Warum entschuldigt sich die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas nie für den Umgang mit Kindesmissbrauch?

Was mich sehr beschäftigt: Die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas hat sich bis heute nie öffentlich bei den Opfern von sexuellem Missbrauch entschuldigt – nicht einmal nach der australischen Royal Commission , bei der über 1.000 Fälle dokumentiert wurden , die nie an staatliche Stellen gemeldet wurden. Statt klarer Worte der Reue oder Verantwortung passiert etwas ganz anderes: Die Organisation redet die Fälle klein , spricht von „Einzelfällen“, behauptet, die Medien übertreiben, und stellt sich selbst als Opfer dar. 📌 Beispiel: In einem JW-Broadcast-Video wurde sinngemäß gesagt, es gebe „keine andere Organisation, die mehr für Kinderschutz tut als Jehovas Organisation“. Das wirkt auf viele wie Realitätsverleugnung , besonders im Licht der Royal Commission, die das genaue Gegenteil festgestellt hat. 📌 Vertreter der Zeugen Jehovas (wie Terrence O’Brien) sagten unter Eid, man halte die Zweizeugenregel auch bei Kindesmissbrauch aufrecht – es sei eben „biblisch“. Das bedeutet: Wenn ein Kind keinen zweiten Zeugen hat, wird oft nichts unternommen. Und währenddessen betonen die Publikationen weiter, dass es wichtig sei, in „Jehova’s Organisation zu bleiben“, weil nur dort Sicherheit herrsche. Für viele Opfer ist das wie ein Schlag ins Gesicht. Jesus sagte: „Wer einem dieser Kleinen Schaden zufügt, für den wäre es besser, man würde ihm einen Mühlstein um den Hals hängen“ (Matthäus 18:6). Aber von Mitleid, Reue oder Wiedergutmachung ist nichts zu sehen – weder ein Schuldeingeständnis, noch eine offizielle Entschuldigung. Man schützt den Ruf der Organisation – nicht die verletzten Menschen . Für mich ist das ein klares Zeichen: Die Struktur schützt sich selbst – nicht wie Jesus die Schwachen. Und es macht mich traurig, dass so viele in der Versammlung das einfach hinnehmen oder sogar verteidigen.