Ein ganz klares Nein....aber...
Zeugen Jehovas behaupten,das Benutzen des Namens „Jehova“ (oder „Jahwe“) ist zum Heil notwendig. Der Name komme ursprünglich 7000 mal im Alten Testament und 237 mal im Neuen Testament vor. Der Name ist der Eigenname Gottes. Die Kirchen haben ihn aus der Bibel ausradiert und erweisen sich so als Feinde Gottes.
Spricht man mit Zeugen Jehovas, verläuft nicht selten eine Diskussion über den christlichen Glauben mit mindestens einem Verweis auf den Namen Gottes – das Tetragramm יהוה –, das die „abtrünnige christliche Kirche“ kurz nach dem Absterben der Apostel aus den biblischen Schriften entfernt und durch „Herr“ ersetzt habe.
Auch auf ihrer Webseite sind die Traktate voll davon.
Erst sie, die Zeugen Jehovas, hätten den ursprünglichen Stellenwert des göttlichen Namens, den dieser bei den Urchristen gehabt habe, wiederhergestellt, indem sie ihn in ihren Bibelübersetzungen wiedereinfügten und in den Mittelpunkt ihres Gottesdienstes sowie ihrer missionarischen Tätigkeiten stellten. Seit dem Jahr 1931 spiegelt sich diese Besinnung auch in ihrer Selbstbezeichnung als „Zeugen Jehovas“ wider, wodurch sich nach eigener Überzeugung die Worte aus Jesaja 43,10, in denen der Gott Israels sein Volk als seine Zeugen bezeichnet, nahezu prophetisch erfüllt hätten.
Während man also dem Zeugen Jehovas durchaus Recht geben kann, dass Gott einen Namen hat und sich im Alten Testament durch das Tetragramm offenbart, wird das Gespräch spätestens dann interessant, wenn dieser als Nächstes auf das Neue Testament verweist, um auch dort die Verwendung des Gottesnamens im christlichen Kontext zu begründen.
Öffnet man die Bibel, die die Zeugen Jehovas verwenden, stößt man auf eine Besonderheit, die man so in anderen üblichen Bibelübersetzungen nicht findet: Der Name Gottes erscheint nicht nur im Alten Testament, sondern auch im Neuen Testament. Ganze 237 Mal ist der Name Gottes in der Neuen-Welt-Übersetzung (NWÜ) in Form von „Jehova“ im Neuen Testament vorzufinden, während er in allen anderen gängigen Bibelübersetzungen vergeblich zu suchen ist.
Im Vaterunser (Mt 6,9–13) spricht Jesus von der Heiligung des Namens. Im Johannesevangelium erklärt er, im Namen Gottes zu kommen (Joh 5,43), in dessen Namen zu handeln (Joh 10,25) und diesen Namen zu verherrlichen (Joh 12,28). Er betont, dass er seinen Jüngern den Namen Gottes offenbart habe (Joh 17,6). Auch die Apostelgeschichte berichtet, dass Gott „aus den Heiden ein Volk für seinen Namen“ (Apg 15,14) gewinnt.
Doch bei all diesen „Namens“-Bezügen fällt auf: Der Name selbst wird nie genannt. Es geht nicht um Aussprache oder Schreibweise des Tetragramms, sondern um die theologische Offenbarung des Wesens Gottes. Selbst die Zeugen Jehovas betonen in ihrer Theologie, dass der Name Gottes weit mehr als seine bloße Artikulation meint – er umfasst Gottes Vorsätze, Tätigkeiten und Eigenschaften.
Wenn Jesus sagt, dass er seinen Jüngern den Namen offenbart habe (Joh 17,26), meint er nicht die Aussprache (die seine Jünger ohnehin kannten), sondern die Erkenntnis darüber, wer und wie Gott ist (vgl. Joh 14,9).
Die Einfügung des Gottesnamens „Jehova“ anstelle von „Herr“ ins Neue Testament der NWÜ hat zur Folge, dass der ursprüngliche Sinn vieler neutestamentlicher Passagen häufig verändert wird. Eine wesentliche hermeneutische Methode der neutestamentlichen Autoren ist die christologische Reinterpretation alttestamentlicher Texte – also das Beziehen von Passagen des Alten Testaments, auch solcher über den Gott Israels, auf Jesus Christus.
Für diese christologische Hermeneutik eignete sich besonders der Titel „Herr“, der aufgrund seiner lexikalischen Mehrdeutigkeit einerseits als jüdische Gottesanrede fungierte und andererseits seit den frühesten urchristlichen Bekenntnissen den auferstandenen und erhöhten Jesus bezeichnete (vgl. 1 Kor 12,3; Röm 10,9).
Durch das Ersetzen vieler Stellen, in denen „Herr“ im Kontext alttestamentlicher Zitate steht, mit dem Gottesnamen „Jehova“ (wie es in der Neuen-Welt-Übersetzung geschieht), werden jedoch diese christologischen Umdeutungen unterbunden. Der Bezug bleibt stattdessen auf den Gott Israels beschränkt – damit wird die eigentliche Intention der neutestamentlichen Autoren verfehlt.
Schon im paulinischen Briefkorpus zeigt sich beispielhaft, wie Lesern der NWÜ zahlreiche Christus-Bezüge entgehen:
- Der Aufruf, die Gesinnung Christi anzunehmen (1 Kor 1,31),
- das Rühmen in Jesus, dem Herrn (1 Kor 2,16; 2 Kor 10,17),
- die Gegenüberstellung zwischen Götzendienst und Jesus Christus (1 Kor 10,21)
- bis hin zur heilsnotwendigen Anrufung seines ( Jesus) Namens (Röm 10,13).
Die Einfügungen des Gottesnamens beschränken sich jedoch nicht auf Zitate aus dem Alten Testament. Die Übersetzer der NWÜ sind offenbar auch der Ansicht, dass weitere „Herr“-Stellen, die keinen direkten alttestamentlichen Bezug aufweisen, ebenfalls den Gottesnamen „Jehova“ vermissen lassen. Dadurch verlieren noch mehr neutestamentliche Passagen ihre christologische Ausrichtung.
So wird in der Apostelgeschichte der Name „Jehova“ auch in Gebetskontexten eingefügt (Apg 1,24; 7,60; 21,14), um die Verwendung des Gottesnamens im Gebet zu rechtfertigen – und Jesus als Gebetsadressaten auszuschließen.
Auch die Klarstellungen des Paulus, dass:
- ein Christ für den Herrn Jesus lebt, dass Jesus der Herr über Lebende und Tote ist (Röm 14,1–11)
- und die Zuwendung zum Herrn Jesus den Zugang zum neuen Bund eröffnet (2 Kor 3,16),
bleiben für Zeugen Jehovas unsichtbar, da ihre eigene Bibelübersetzung durch die Einfügungen des Gottesnamens diese Christus-Bezüge untergräbt.
Und es gibt durchs noch weitere Beisspiele:
- Die Verlagerung der Richtergewalt Jesu durch „Jehova“-Einfügungen (1 Kor 4,4; 11,32; 2 Tim 4,14; 2 Petr 2,9),
- sowie die Abwertung des Willens Jesu, indem dieser stattdessen „Jehova“ zugeschrieben wird (Apg 21,14; Eph 5,17; 1 Kor 16,7).
Obwohl die hier genannten Stellen nur einen Bruchteil der Änderungen durch „Jehova“-Einfügungen in der NWÜ darstellen, entsteht der Eindruck, dass systematisch versucht wird, den Namen „Jehova“ überall dort einzufügen, wo von „Herr“ die Rede ist – in der Annahme, es könne sich nur um „Jehova“, den Gott Israels, handeln.
Dies führt jedoch dazu, dass das Herrsein Jesu und sein Name, der im Neuen Testament im Zentrum steht, an Sichtbarkeit und Bedeutung verlieren – obwohl das Neue Testament ausdrücklich betont, dass es keinen wichtigeren Namen als „Jesus“ gibt (Phil 2,9; Eph 1,20–21).
Denn es ist dieser Name,
- der rettet (Apg 4,12; 10,43; 1 Kor 6,11),
- der verkündet wird (Röm 15,20; Apg 9,15),
- und der verherrlicht werden soll (2 Thess 1,12; Apg 19,17).
Weder alttestamentliche Zitate und Anspielungen im Neuen Testament noch die Erwähnung des „Namens“ Gottes setzen die Benutzung, Aussprache oder das tatsächliche Vorkommen des Gottesnamens voraus.
Die Abwesenheit jeglicher Formen des Gottesnamens im Neuen Testament – in allen erhaltenen neutestamentlichen Manuskripten – ist nicht das Ergebnis einer umfassenden Verschwörung im Urchristentum, bei der angeblich alle Manuskripte mit dem Gottesnamen vernichtet und dieser durch den Herrentitel ersetzt worden wären. Vielmehr erklärt sich dieses Fehlen durch die frühjüdische Tradition, der sich die neutestamentlichen Schreiber selbst verpflichtet fühlten, indem sie von Anfang an den Namen Gottes mit „Herr“ wiedergaben.
Die Neue-Welt-Übersetzung (NWÜ) wird damit weder dem Anspruch einer neutralen Bibelübersetzung gerecht, noch bewahrt sie die ursprüngliche Aussageabsicht des Urtextes. Vielmehr reinterpretiert sie hunderte neutestamentlicher Textpassagen zugunsten einer spezifischen theologischen Vorentscheidung – häufig zu Lasten des christologischen Bezugs, der im Urtext beabsichtigt ist.
Die Folge dieses Vorgehens ist eine Veränderung wichtiger biblischer Aussagen, die dem Leser den Blick auf Jesus Christus verstellen. Er wird in den Hintergrund gedrängt, weil zentrale Aussagen bewusst auf „Jehova“ bezogen werden.
FAZIT:
Wenn in der Bibel vom „Namen“ Gottes die Rede ist, so ist damit nicht immer ein Rufname (wie „Jahwe“ oder „Herr“ oder „Gott“ oder „Höchster“ usw.) gemeint. Der „Name“ bedeutet in der Schrift statt dessen meist soviel wie „Person“, oder „Wesen der Person“ oder auch „Wirkbereich der Person“. Das zeigen die folgenden Beispiele: •
Jesus lehrt uns beten: „Vater unser, dein Name werde geheiligt“.
Welcher Name? fragen die Zeugen Jehovas.
Sie verstehen es hier wörtlich, also so, dass der Rufname „Jehova“ bzw. „Jahwe“ gemeint ist, und dass dieser Name durch den Gebrauch des Namens beim Beten geheiligt werden soll.
Doch den Namen Gottes heiligen bedeutet hier vermutlich nicht, irgendeinen Rufnamen zu verehren. Denn wenn Jesus uns hier zum Aussprechen des Namens Jahwe oder Jehova beim Gebet hätte ermahnen wollen, so hätte er mit guten Beispiel vorangehen müssen. Aber das Mustergebet, das Jesus seine Jünger lehrte, .lautet eben nicht „Jahwe (oder Jehova), dein Name werde geheiligt“, sondern „Vater, ... dein Name werde geheiligt“.
Mit den „Namen“, der hier geheiligt werden soll, ist daher wohl die Person Gottes zu verstehen (Name = Person), die man dadurch heiligt, dass man sich entsprechend ehrfürchtig verhält, wenn man Gott im Gebet gegenübertritt, und wenn von ihm die Rede ist. • Jesus betet zum Vater: „Ich tat deinen Namen den Menschen kund“ (Johannes 17,6). Aber dies bedeutet wohl kaum, dass Jesus den Namen Jahwe oder Jehova bekannt gemacht hat (er war ja allen Juden, die lesen konnten, wohlbekannt, da er in der hebräischen Bibel stand).
„Name“ bedeutet hier also eher „Wesen“ (Name = Wesen). Der Sinn wäre dann: Was Jesus den Menschen kundtat, war Gottes Wesen, d.h. er lehrte, wie Gott ist (z.B. wie sehr Gott die Menschen liebt, was ihnen zuvor nicht im vollen Maße bekannt war). • Wenn Jesus betet „Vater, bewahre sie [die Jünger] in deinem Namen“ (Johannes 17, 11) meint er wohl kaum, dass seine Jünger im Aussprechen eines Rufnamens bewahrt werden sollen, sondern: Die Jünger sollen im Wirkbereich der Gnade Gottes geborgen bleiben (Name = Wirkbereich).
Wenn Gott sagt, er werde ein Volk „für seinen Namen“ gewinnen, so ist damit wohl nicht gemeint, Gott wolle ein Volk zu dem Zweck berufen, dass es den Namen „Jahwe“ häufig gebraucht oder sich sogar so benennt.
Gemeint ist ein Volk, das dem „Namen“ Gottes, d.h. seiner Person, durch ein heiliges Leben Ehre machen soll. Der wichtigste Namen im Neuen Testament scheint nach den folgenden Schriftstellen nicht „Jahwe“ zu sein, sondern der „Name“ (d.h. die Person) Jesu Christi, des Sohnes Gottes:
Gott verlieh Christus „den Namen, der jeden Namen überragt“ (Philipperbrief 2,9).
Jesus ist im Himmel, „hoch über alle Macht und Gewalt und Kraft und über jedem Namen, der genannt wird nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen“ (Epheserbrief 1,21). •
Über Jesu Namen heißt es in der Apostelgeschichte 4,12: „Es ist kein anderer Name unter dem Himmel, der den Menschen gegeben wäre, dass wir durch ihn gerettet werden“.
LG