- Sind "Eltertaxis" Ausdruck von übervorsorglichem Verhalten oder eine berechtigte Maßnahme, um Kinder zu schützen?
Meiner Meinung nach ist es oftmals wirklich übertrieben. Ich persönlich bin einfach ein Fan davon, Kinder selbstständig denken und handeln zu lassen. Den Kids einfach mal mehr zutrauen. Es kommt natürlich auch sehr darauf an, wie gefährlich die Verkehrslage oder der Schulweg tatsächlich ist. Das kann je nach Eltern natürlich sehr variieren und manche sehen Gefahren, wo andere das eben weniger dramatisch sehen. Allgemein sollte Kindern ein sicherer Schulweg gewährleistet sein, damit diese auch den Schulweg alleine bestreiten können. Hätte ich Kinder, dann würde ich sie aber so wenig wie möglich fahren wollen.
- Habt Ihr den Eindruck, dass immer mehr Eltern zur Überfürsorglichkeit tendieren? Falls ja: woran könnte das liegen?
Ja, absolut. In meinem näheren, nicht-familiären Umfeld gibt es echt einige Eltern, bei deren Übervorsichtigkeit ich mir manchmal an den Kopf fasse. Ich will meinen Mund nicht zu weit aufmachen, da ich keine Kinder habe. Aber außenstehende Person muss ich oft feststellen, dass manche ihren Kindern echt nichts zutrauen. Dadurch leiden natürlich auch das Selbstbewusstsein, die Selbstständigkeit der Kinder und ihr Mut, Dinge eigenständig zu tun, enorm.
- Schränkt die Fahrt zur und von der Schule die Selbstständigkeit des Kindes nachhaltig ein?
Ja, da sehe ich schon einen direkten Zusammenhang. Gerade dann, wenn es eher die Regel, als nur mal eine Ausnahme ist.
Ich weiß es von mir selbst, dass ich sehr bequem geworden bin, nachdem bei uns mal einige Monate der Schulbus nicht mehr fuhr und meine Eltern mich zur Grundschule kutschiert haben. Ich hatte dann einfach keine Lust mehr, mich mit 30 anderen Kindern in den Bus zu quetschen und hatte dann auch eher Angst vor den vielen Menschen und habe das meinen Eltern auch so gesagt.
- Sollten Schulen autofreie Zonen einrichten, um das Verkehrsaufkommen vor dem Schulgelände zu reduzieren?
Hm, ich bin mir nicht sicher, ob das Verkehrsaufkommen wirklich reduziert werden würde. Auf dem Schulgelände sicherlich. Aber dafür staut es sich dann eben ne Straße weiter, sobald die Eltern halt eine andere Stelle finden, um ihre Zöglinge abzusetzen. Wichtiger fände ich es, den Eltern klarzumachen, dass man das Kind nicht jeden Zentimeter fahren muss und man den Kindern etwas mehr zutrauen sollte.
- Wie viel Fürsorge und wie viel Selbstständigkeit wäre für Kinder im Alltag und Straßenverkehr Eurer Meinung nach angemessen?
Ich denke nicht, dass es da eine generelle Lösung gibt. Das ist absolute Ansichtssache und liegt im Ermessen der Eltern. Aber ich finde, dass man Eltern vielleicht dafür ein wenig sensibilisieren sollte, dass Kinder auch Dinge alleine schaffen, wenn man sie mal machen lässt.
Das selbstständige Fahren mit dem Bus war bei mir seid der ersten Klasse ganz normal. 5 Minuten Fußweg zur Bushaltestelle und dann nochmal knappe 20 Minuten Fahrt waren völlig okay und ich habe dadurch auch viele Freundinnen finden können. Das hätte ich sicherlich nicht, wenn ich immer gefahren worden wäre.
- Ab welchem Alter sollte in Euren Augen ein Kind selbstständig, also auch unbegleitet, den Schulweg meistern können?
Das kommt auch sehr auf den Schulweg an, finde ich.
Bei mir war es eben ab der ersten Klasse (ich war 5 Jahre alt) ein selbstständiger Gang bzw. Busfahrt zur Schule. Man muss aber dazusagen, dass ich auf dem Land großgeworden bin. Da gab es keine 10 verschiedenen Buslinien, keinen Zug und kein hohes Verkehrsaufkommen. Einmal in der Früh kam der Schulbus, der hat dann in allen umliegenden Dörfern die Kinder eingesammelt und dann gings zur Schule.
Bei Stadtkindern stelle ich mir das schon herausfordernder vor, den richtigen Bus oder die richtige Bahn zu erwischen. Da hab ich ja heute als Erwachsener manchmal noch Probleme, wenn es mal Fahrplanabweichungen gibt.
Fazit: Ein Pauschalalter finde ich schwierig zu nennen aber ich würde sagen, dass Kinder ab ca. 6-7 Jahren sehr wohl mal was alleine schaffen.
- Wie seid Ihr früher zur Schule gekommen? Wurdet Ihr auch regelmäßig gefahren oder war das eher die Ausnahme?
Wie bereits oben öfter geschrieben, hatte ich einen kurzen Fußweg zur Bushaltestelle mit einer anschließenden recht kurzen Busfahrt. Meine Eltern haben mich seltenst gefahren. Sie waren und sind auch immer der festen Überzeugung gewesen, dass ich das alleine kann. Alleine der Zeit wegen konnten meine Eltern mich nicht dauernd irgendwo hinfahren und das wollten sie auch nicht.
Ich fand es sehr gut, wie meine Eltern das gehandhabt haben.