Ich halte es auch für sehr gefährlich – da werden die Taten einiger auf die Eigenschaften der Vielen verallgemeinert.
Zudem: Das bloße Potential für Terrorismus steckt religionsübergreifend in allen Menschen, die bereit sind für ihre Vision (und sei sie auch noch so unrealistisch) alles hinter sich zu lassen. In Anbetracht der heilsbringenden Vision haben sie vermeintlich nichts mehr zu verlieren. Und Menschen entscheiden sich auch nicht einfach so dazu, mal eben Terrorist zu werden. Es ist immer auch die jeweilige Lebenswelt, die das Potential zum Terrorismus erst "zur Blüte" bringt – ein Mensch muss dazu schon sehr in Bedrängnis geraten sein. Wer satt ist und sonst auch viele Möglichkeiten zur freien Lebensgestaltung hat, wird wahrscheinlich weniger mit der Frage: Terrorist werden - Ja oder Nein? konfrontiert.
Was nicht heißen soll, dass ich Terrorismus als Mittel der Wahl gutheiße. Aber da hab ich von dem Ort aus, von dem ich schreibe, leicht reden.
Das Wort Nazi finde ich auch problematisch. Für Menschen, die tatsächlich noch den Dritte-Reichs-Fantasien anhängen, mag er wohl zutreffen. Die neuen Rechten kann man mehrheitlich damit nicht gleichsetzen. Gleichwohl bringen krisenbehaftete und unsichere Zeiten es gerne mit sich, dass Radikalität sich in der Vorstellung, komplexe Probleme mit vereinfachten Feindbildern lösen zu können, entfachen kann.
Das Pulverfass der politischen Polarisierung, auf dem wir alle zusammen sitzen, wird durch jede Interaktion bei der ein Mensch für seine abweichende Meinung gleich sofort in eine Feindbild-Kategorie einsortiert wird, weiter mit Zündstoff befüllt. Und da sind wir alle gefragt: Erstmal zuhören, was jemand überhaupt sagen will, bevor entweder das Nazi-, das Terroristen-Label, oder sonst ein Etikett draufgeklebt wird. Sowas erhöht sofort die emotionale Ladung eines jeden Gesprächs und es wird unsachlich.
Respektvoll und mit ordentlichen Argumenten nur, erreichen wir den kleinsten gemeinsamen Nenner, der dabei helfen könnte, die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen, ohne ideologisch bedingte historische Katastrophen dabei zu erzeugen.