Ich hab nie gelernt. In der Grundschule habe ich wohl vermutlich gelegentlich Hausaufgaben gemacht. Ab der Realschule war ich Dauernachsitzer wegen ungemachter Hausaufgaben.
Wenn ich wusste, dass die Chance hoch ist, dass ich in der nächsten Unterrichtsstunde was sagen muss, dann habe ich die Hausaufgabe oder einen Teil davon in der Pause noch gemacht. Hier lege ich aber wert darauf, dass ich sie gemacht habe. Ich hab noch nie von irgendjemandem abgeschrieben. Mein persönliche Glanzleistung war, als ich in Englisch ein Referat vorbereiten sollte. Ich habe natürlich nichts gemacht und das Ding vollständig improvisiert. Die Lehrerin gab mir ein Zwei, den eine Eins konnte sie mir nicht geben, da ich die Hausaufgabe ja nicht gemacht hatte.
Später auf der Berufsschule kam irgendwann das Bewusstsein, dass ich eventuell doch was machen sollte, ich hatte aber keine Ahnung wie man lernt. Jedoch merkte ich auch hier, dass Aufmerksamkeit im Unterricht und Verständnis der Materie reicht um einen Schnitt von 2,5 bis 3,0 zu erreichen.
Später im Studium dasselbe. Anfangs reichten meine vorhandenen Kenntnisse für Schnitte von 10+ Punkten; später logischerweise nicht mehr. Ich versuchte im letzten Teil des Studiums tatsächlich zu lernen, aber musste dann erstmal lernen zu lernen und daher endete dass Studium dann eben mit einem Schnitt von 8 Punkten.
Ich bin heute selbst in der Lehre tätig und sehe die Lernerei kritisch. Ich habe zu viele Leute, die im schulischen/akademischen Bereich dann eben mit gut oder sehr gut abschneiden, obwohl sie keine Ahnung haben. Sie prügeln sich Wissen in den Kopf und "kotzen" das dann in die Klausuren, haben aber zum Teil keine Ahnung was sie da von sich geben.
Gerade im juristischen Bereich lernen sie Beispiele und Muster und Zeugs auswendig, anstatt einfach zu verstehen, wie die Subsumtion funktioniert.