Ich denke, es ist ein solides Fundament, das allerdings noch viel Luft nach oben bietet.
In der Szene wolltest du, wie ich vermute, den Fokus vor allem auf die Stimmung, die Bindung zur Hauptfigur und die Exposition legen. Das kann man machen, allerdings fehlt der Szene eine Richtung.
Konkret: Die Hauptfigur beobachtet den Ball und erklärt ihren Status quo (sie lebt verborgen, ist die Kronprinzessin und verflucht), sie verlässt den Ball und geht schlafen und wacht am nächsten wiederum in diesem Status quo auf und durchlebt darin ihren nächsten Tag. (Es kann auch sein, dass ich daneben liege, und sie in der Nacht entführt wird, aber auch dann wäre eine Andeutung in die Richtung schön.)
Das einzige, was auf Dynamik hindeutet, ist, dass das Königreich am auseinanderbrechen ist. Allerdings wird das nur nebenher erwähnt und es wird auch nicht gesagt, was das Problem ist, daher gibt auch das nicht wirklich eine Richtung.
Auch beim Einfangen der Stimmung gibt es einige Schwächen. (Ich verweise mal auf Dakaria21) Generell hilft es, wenn man Stimmung aufbauen will, mit fliessenden Übergängen zu arbeiten und eher vom Grossen und Ganzem ins Detail zu gehen. Ein weiterer Punkt ist der Fokus. Lass Dinge wie der Staub, den Kuchen lieber weg und konzentrier dich mehr auf die Musik. Z.B.
Mit geschlossenen Augen lauschte ich der Melodie meines Lieblingsstückes. Es hatte keinen Text, aber ich stellte mir immer vor, dass es von einem Wanderer handelt, der nach langer Reise nach Hause zurückkehrt. Die Langen, tiefen Töne, die das Geländer unter meinen Finger und immer mehr auch mein ganzer Körper vibrieren liessen, waren seine Erschöpfung, die immer weiter zu nahm. Das auf und ab der Streicher bildeten seine Schritte. Manchmal waren sie langsam und der Wanderer, der allein durch einen dunklen Wald irrte, war kurz vor dem Aufgeben, aber dann erspähte er einen Baum oder Stein, der er kannte und seine Schritte wurden wieder schneller. Die Flöte symbolisierte sein Herzschlag, der in freudiger Erwartung immer höher schlug.
Das Lied erreichte seinen Höhepunkt. Laut und wild klangen die Töne durch den Ballsaal. Ich schlug die Augen auf und wagte einen Blick über die Brüstung. Unter mir wirbelten in schwindelerregten Tempo die Frauen und Männer über die Tanzfläche. Die edlen Kleider glitzerten im Schein des Kronleuchters in tausend verschiedenen Farben. Auf dem ersten Blick schien chaotisch, doch dann fiel einem auf, dass alles seine Ordnung hatte, jeder Schritt vorgegeben und alles seinen Platz hatte. Genau wie im Musikstück, dass langsam wieder leiser wurde. Der Wanderer war nach Hause gekommen und legte sich zur Ruhe.
Auch die Bindung zur Hauptfigur kann man in der Szene nur schwer aufbauen, da ihr Charakter noch nicht wirklich durchscheint bzw. sehr vieles widersprüchlich wirkt. Ein Charakter kann und soll ambivalent sein, aber Ambivalenz macht es auch schwerer, ihn zu verstehen.
Die Exposition finde ich etwas lasch. Sehr vieles wird einfach erzählt und ist nicht wirklich an die Szene gebunden. Die Hauptfigur interagiert und reagiert kaum, sondern denkt die meiste Zeit nur etwas, was sie auch woanders denken könnte. Anstatt einfach nur zu denken, dass ihr Onkel gerade seine Untertanen umgarnt, könnte sie ihn sehen, wie er auf den Ball mit den verschiedensten Leuten redet. Das er jähzornig ist, könnte man auch später, in einer Interaktion mit ihm erfahren.
Insgesamt ist die Szene nicht unbedingt schlecht geschrieben, aber ihr fehlt es an Konsistenz.
An welcher Stelle in der Geschichte soll sie denn kommen?