zweiter Studienabbruch mit 22, ich weiß nicht mehr weiter?
Hallo alle zusammen!
ich bin aktuell noch Studentin. Das Studium überfordert mich und ich habe ein ernsthaftes Problem mit Prokrastination. Mittlerweile bin ich schon in meinem 3. Semester (den Entschluss abzubrechen, hatte ich schon Ende des 2. Semesters gefasst), jedoch habe ich bisher weder eine Ausbildung noch irgendeine andere Alternative gefunden. Nachdem ich im Oktober und November relativ motiviert an die Ausbildungssuche gegangen bin, hat mir meine Depression seit Dezember einen Strich durch die Rechnung gemacht und ich habe es einfach nicht geschafft, mich wieder aufzuraffen.
Viel erreicht habe ich durch die Bewerbungen leider auch nicht. Zwar hatte ich noch kurzzeitig eine Ausbildung in Aussicht, diese wurde mir nun jedoch auch noch abgesagt wegen der unübersichtlichen Corona Situation. Leider können sie dieses Jahr nur einen Azubi (normalerweise sind es 2) ausbilden. Ich habe außerdem das Gefühl, für jede Ausbildung zu blöd zu sein, auch wenn ich tief im inneren weiß, dass das nicht stimmt.
Ich habe das Gefühl eine totale Versagerin zu sein. Diese Woche werde ich 22 und ich habe quasi nichts erreicht bisher. So langsam wird es auch sehr unrealistisch, noch eine gute Ausbildung zu finden, da es schon fast Februar ist. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Was würdet ihr mir raten oder gibt es eventuell noch etwas anderes, dass ich machen könnte? Ich hatte auch schon überlegt, mich einfach 1 Jahr sozial zu engagieren, wüsste aber auch hier nicht, wo genau ich mich informieren soll oder wie genau das überhaupt aussehen würde (also im Bezug auf die Tätigkeiten). Gleichzeitig wäre dann auch wieder ein Jahr rum und ich wäre 23 ohne jegliche Ausbildung. Stolz bin ich darauf nicht und die ganze Thematik belastet mich sehr.
Ich weiß natürlich, dass mir dieser Post nicht die Lösung für alle meine Probleme bringen wird aber ich musste das irgendwie loswerden. Ich schäme mich zu sehr, um darüber zB mit meiner Mutter zu reden..
1 Antwort
Was passiert ist kann man nicht rückgängig machen. Wenn du dich mit anderen vergleichst, die weiter als du sind mit 22 bringt dir das ein Scheiß und versaut dir nur den Tag. Wenn du dich selbst als loser siehst wirfst du dich doch mit Absicht in die Verlierer Rolle und in dieser Rolle ist man immer arm und schwach.
Mit 22 bist du noch lange nicht zu alt um ne Ausbildung anzufangen, wenn du dir nicht sicher bist was du machen willst, dann arbeite erstmal nen Jahr als Aushilfe oder mach Praktika. Du solltest unbedingt die Eigenschaft ablegen Bestätigung von Außen zu suchen, im inneren weißt du dass du kein Verlierer bist und das dass was passiert ist, gar nicht so schlimm war. Deine Angst davor, wegen dem von anderen Verurteilt zu werden ist dass, das es schlimm macht.
Mach dir einfach keinen zu großen Kopf um so ne Sache, du bist erst 22 und hast noch genug Zeit um Karriere zu machen. Nimm dir nen Monat Zeit um dich zu entspannen und dann nutze die Zeit weise um an dir zu arbeiten, bis du arbeiten gehen musst. Im besten Fall beziehst du deine Anerkennung aus dem Inneren und nicht aus dem Äußeren, ansonsten gibt es viele Dinge die dir passieren werden und dich min. genauso krass abfucken werden.
Denk dran, umso präziser dein Tages- /Plan, desto größer die Chance das du Erfolg haben wirst. Wenn du schon Bock hast dich heute wie ein Gewinner zu fühlen, das nimm doch mal ne kurze Eisdusche, dann hast du die erste Schlacht und Überwindung schon mal gewonnen.
Ich kann dem nur zustimmen! Es gibt viele Menschen, die erst später zu ihrem Beruf finden. 22 oder 23 ist da noch gar kein Alter!
Bist du denn in Therapie? Das würde ich dir dringend empfehlen. Prokrastination kann ein echtes Problem sein, aus dem man allein nicht so leicht heraus kommt. Es wichtig, da genau hinzugucken, woran es liegt. Es könnte z.B. ADHS sein. Könnte auch an der Depression liegen. Besser, das abzuklären!
Alles Gute!
Finde ich schön, dass ich deinen Tag retten konnte :) War in ner ähnlichen Situation vor eineinhalb Jahren und weiß genau wie sich das anfühlt.
Vielen lieben dank für die umfangreiche Antwort. Ich denke es wird wirklich das beste sein, mir jetzt ein paar Tage zeit zu lassen, um den Kopf frei zu bekommen (die Absage kam heute, dementsprechend bin ich auch noch etwas emotional). Ich arbeite tatsächlich daran, mich weniger abhängig von der Meinung anderer zu machen, gerade im Bezug auf Beruf, Studium etc. fällt mir das jedoch noch etwas schwer.
Und wie du ja auch geschrieben hast, es bringt mir ja am Ende nichts in Selbstmitleid zu verfallen.. nochmal danke, ich hatte nicht erwartet, dass ich eine ausführliche und ernstgemeinte Antwort bekomme. Das hat mir heute wirklich noch den Tag gerettet. :)
Ps.: Die ein oder andere interessante Ausbildungsanzeige habe ich auch gerade noch widererwarten gesichtet, vielleicht bewerbe ich mich morgen noch auf diese (ohne mir zu großen Druck zu machen) und wenn es dann nichts wird werde ich mir wohl für das kommende Jahr etwas anderes überlegen müssen.
Liebe Grüße