Zander Zucht Wachstum und Fressverhalten

2 Antworten

Hallo,

bevor ihr Zander in dieser Größe besetzt, solltet ihr vielleicht erst einmal wissen, welche Raubfische sonst noch in eurem Gewässer vorkommen und vor allem in welcher Relation zum Friedfischbestand. Gerade Zander in dieser Größe sind meist selber Fischfutter ;-)

Ein Zander mit 15 - 20 cm sollte sich schon von Plankton auf kleine fische umgestellt haben. ER benötigt demnach 1-jährige Fischbrut, also kleinste Fische, die in diesem Jahr geschlüpft sind. Sind diese Fische nicht in ausreichender Zahl vorhanden, werden die kleinen Zander verhungern.

Bei optimalen Verhältnissen wächst ein Zander mit 15 - 20 cm in einem Jahr auf 30 - 40 cm. Voraussetzung hierfür ist aber, dass die Wasserverhältnisse in eurem Wasser stabil sind. Niedrige Sauerstoffwerte verträgt ein Zander - wie alle anderen Barschartigen auch - gar nicht. Bei schlechten Sauerstoffwerten wird die Nahrungsaufnahme eingestellt und das Wachstum stagniert. Oftmals verenden die kleinen Zander dann auch.

Zander benötigen außerdem Strukturen im Gewässer, die ihrem Verhalten entgegenkommen. Ideal wäre ein unregelmäßiger Gewässergrund mit vielen Steinen (die legen sich tagsüber gerne zwischen die Steine) oder versunkenen Ästen/Bäumen.

Zander in dieser Größe zu kaufen ist, meist auch rausgeschmissenes Geld. Ein- bis zwei Laichpaare von Fischen mit 2 - 4 kg reichen z.B. völlig aus, um für reichlich Zandernachwuchs zu sorgen. Wenn diese kleinen Zander, die ihr besetzen wollt, nicht ideal abgefischt worden sind, werden sie den Besatz sowieso kaum überleben. Geringste Schleimhautverletzungen führen zu Verpilzung und dem Tod der Besatzfische.

Fischbesatz ist ein äußerst heikles Thema und da wird so viel Blödsinn gemacht und vor allem Geld kaputtgemacht, wenn man sich damit nicht auskennt. In der Regel profitiert davon nur einer - das ist der Händler oder Lieferant ;-)

LG Jürgen

... vielleicht noch ein paar Ergänzungen, um auf den Kernpunkt Deiner Frage einzugehen. Du kannst ein Angelgewässer nicht mit einem Gewässer für Zanderaufzucht vergleichen, also kann man die Erfahrungen der Zanderaufzucht hier nicht einfach übertragen.

Der Teichwirt kann auch nicht jeden Teich für die Zanderaufzucht verwenden, denn da muss alles passen. Grundsätzlich kann man sagen, dass der Zander sommertrübe Gewässer bevorzugt mit einem guten SBV-Wert, also kalkhaltige Gewässer mit einer guten Frischwasserversorgung und konstanten Sauerstoffwerten. Saure und klare Gewässer mag er überhaupt nicht gerne. Der Teichwirt sorgt außerdem für den passenden Fischbesatz mit genügend Futterfischen (ideal sind hier kleine Rotaugen, Lauben/Ukelei) um ideale Wachstumsbedingungen zu ermöglichen. Fresskonkurrenten sind bei der Zanderaufzucht tabu.

Solche idealen Verhältnisse sind auf ein Angelgewässer kaum übertragbar. Nach meinen bisherigen Erfahrungen sind Angelgewässer zu nahezu 99 % fehlbewirtschaftet und die Vereine wissen selten etwas über den Bestand und die Artenzusammensetzung, Altersstruktur/-Pyramide. Falsch verstandene Fischereiausübung (z.B. catch & release) sorgen meist für eine Fehlentwicklung beim Fischbestand. Nur ein kleines Beispiel: werden große Karpfen in einem Angelgewässer gezielt gefördert und meist zurückgesetzt, so gerät der gesamte Weißfischbestand unter Druck und wird zurückgedrängt, da diese großen Karpfen alle verfügbare Nahrung für sich beanspruchen. Zuerst verbutten die Weißfischbestände, sie werden leicht krank, sie gehen drastisch zurück. Die Raubfische finden keine ausreichende Nahrung mehr und letztendlich wird die Alterspyramide völlig auf den Kopf gestellt = viele große und alte Fische, wenig kleine und junge Fische. Es sollte aber genau anders herum sein.

Die Fehlentwicklung ist auch in vielen großen deutschen Flüssen zu beobachten und zeigt, dass eine fachlich kompetente Bewirtschaftung oft nicht gegeben ist. Angelvereine haben keine Fachleute in ihren Reihen und sind in fachlicher Hinsicht überfordert. Sinnloser und überflüssiger Fischbesatz (das Geld vom Fischerfest muss ja schließlich ausgegeben werden ...) ist das beste Beispiel dafür. Anstatt mal einen Gutachter zu beauftragen, der das Gewässer und den Fischbestand analysiert, Bewirtschaftungs- und Besatzempfehlungen gibt (meist ist Besatz nicht nötig) wird weiterhin Fischbesatz durchgeführt, weil das Geld ja da ist. Die Logik vieler Angler, die ich kenne, ist die: wenn ich nix fange, dann ist nix da, also muss besetzt werden. So läuft es in den meisten Fällen. Angelvereine sollten ein Teil ihrer teils hohen Einnahmen aus diversen Veranstaltungen sinnvollerweise eher in Aus- und Fortbildung ihrer Mitglieder stecken oder in Unterstützung durch Fachleute. :-)

LG Jürgen