Wurde Spartacus wirklich von Fusssoldaten getötet?

4 Antworten

Hi,

Letztendlich wurde Spartacus durch "Fußsoldaten" niedergestreckt:

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Spartacus ist in die Schlacht geritten. Er soll gesagt haben, dass er am Ende der Schlacht viele Pferde haben oder keines mehr brauchen wird.

Sein zentrales Ziel war es, Crassus zu töten. Er versuchte durch die Reihen durchzubrechen, schaffte es aber nicht. Dabei tötete er zwei Zenturioren, die auf ihn vielen. Spartacus wurde dann mit einem Speer in den Oberschenkel verwundet und sank auf sein Knie, hielt seinen Schild vor sich und kämpfte auf diese Weise gegen seine Angreifer. Schließlich stand er, nachdem seine Gefährten in die Flucht ergriffen haben, allein, umgeben von einer Menge von Feinden, und verteidigte sich immer noch, als er niedergeschlagen wurde.

Sein Körper wurde am Ende der Schlacht nicht mehr gefunden.

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Soviel zu den Niederschriften der Römer über dieses Erebnis!

MatthiasHerz  13.08.2017, 20:52

Aus welcher Quelle stammt das?

„Spartacus ist in die Schlacht geritten. Er soll gesagt haben, dass er am Ende der Schlacht viele Pferde haben oder keines mehr brauchen wird. [...]”

Ja, aber mit dieser Begründung tötete er sein Pferd, so ist es überliefert. Er ist also nicht in die Schlacht geritten, sondern ging zu Fuß, wie seine Mitkämpfer.

„[...] sank auf sein Knie [...] und [...] schließlich stand [!] er [...] allein [...]”

Ist klar.

Die römische Mundpropaganda ist auch nicht besser als die zeitgenössische. Ich gehe davon aus, dass kein Schreiber daneben stand, um die Geschehnisse unmittelbar niederzuschreiben.

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Hoppser123  13.08.2017, 21:45
@MatthiasHerz

Die Texte wurden von den drei folgenden "Geschichtsschreiber" verfasst, wobei diese sich inhaltlich leicht unterscheiden (welch Überraschung):

  1. Plutarch (* um 45 in Chaironeia; † um 125): antiker griechischer Schriftsteller
  2. Appian (* nach 90 in Alexandria; † nach 160 in Rom): römischer Geschichtsschreiber
  3. Titus Livius (* wohl 59 v. Chr. in Patavium, † um 17 n. Chr. ebenda): römischer Geschichtsschreiber

Und sicherlich fällt das meiste davon unter die herorische Geschichtsschreibung der Römer.

Woher stammt deine Quelle, dass er sein Pferd getötet hat?

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Eine ausdrückliche Angabe, ob Spartacus (griechisch: Σπάρτακος [Spartakos]) von Fußsoldaten oder Reitern getötet worden ist, enthält die erhaltene antike Überlieferung nicht.

Spartacus ist 71 v. Chr. in einer Schlacht im Quellgebiet des Flusses Silarus im nördlichen Lucanien gegen ein von Marcus Licinius Crassus befehligtes römisches Heer gefallen. Crassus hat beim Feldzug gegen den von Spartacus angeführten Sklavenaufstand Reste der bisher eingesetzen römischen Truppen und 6 neue Legionen befehligt.

Die römischen Truppen bestanden zum größeren Teil aus Fußsoldaten, aber den Legionen waren jeweils auch Reiter zugeteilt.

Ein wenig vor der entscheidenden Schlacht des Krieges hat Crassus bei einem Sieg über eine Abteilung, die sich von der Hauptmasse der Aufständischen getrennt hatte, unter anderem Reiter eingesetzt (Frontinus, Strategemata 2, 5, 34).

Über den Ablauf der entscheidenden Schlacht ist nur wenig bekannt.

Eine Aussage bei Florus 2, 8 ist:

Spartacus ipse in primo agmine fortissime dimicans quasi imperator occisus est.

„Spartacus selbst ist, in der ersten/vordersten Schlachtreihe höchst tapfer kämpfend, wie ein Imperator getötet worden/gefallen.“

Vom Tod des Spartacus erzählen (im Oiginal in griechischer Sprache) etwas ausführlicher Plutarch (griechisch: Πλούταρχος [Ploutarchos]; lateinisch: Plutarchus), * um 45, † vor 125, in seiner Lebenbeschreibung des Marcus Licinius Crassus (Teil von Parallelbiographien berühmter Griechen und Römer) und Appian (griechisch: Ἀππιανός [Appianos]: lateinisch: Appianus) in seinem Geschichtswerk.

Nach der Darstellung von Plutarch hat Spartacus zu Beginn der Schlacht, als ihm sein Pfred herangebracht wurde, geäußert, wenn er siege, werde er viele schöne/gute Pferde der Feinde besitzen, wenn er unterliege, bedürfe er keines Pferdes, und sein Pferd mit dem Schwert getötet (Plutarch, Crassus 11, 9). Spartacus hat dann im Kampfgetümmel in Richtung auf Crassus gedrängt, ihn aber nicht erreicht und beim Vordringen 2 ihm entgegentretende Centurionen getötet (Plutarch, Crassus 11, 9 - 10). Schließlich ist Spartacus, nach Flucht der Mitkämpfer an seiner Seite alleingeblieben, von vielen römischen Soldaten umringt und bei anhaltender Gegenwehr niedergehauen worden (Plutarch, Crassus 11, 10).

Nach der Darstellung von Appian ist Spartacus von einem Speer/einer Lanze/einem Wurfspieß (griechisch: δοράτιον; nach lateinischer Bezeichnung ein Pilum) am (Ober-)Schenkel (bzw. an der Hüfte; das griechische Wort μηρός kann beide Stellen bezeichnen) getroffen worden, hat aber nach dieser Verwundung aufs Knie gesunken den Kampf fortgesetzt, bis er und eine große Menge um ihn herum umzingelt/eingekreist worden sind und fielen (Appian, Emphylia [Ἐμφύλια; Bürgerkriege; lateinischer Titel: Bella civilia] 1, 120 [557]).

Plutarch, Crassus 11, 8 – 10

Plutarch, Große Griechen und Römer. Eingeleitet und übersetzt von Konrat Ziegler und Walter Wuhrmann. Band 2. Zürich ; Stuttgart : Artemis-Verlag, 1954 (Die Bibliothek der alten Welt : Griechische Reihe), S. 258:  

„Crassus beeilte sich also, eine Entscheidung herbeizuführen, schlug sein Lager nahe den Feinden auf und ließ einen Graben ziehen. Dagegen liefen die Sklaven an und belästigten die Arbeitenden. Da nun ständig mehr Leute von beiden Seiten zu Hilfe eilten, erkannte Spartacus die Notwendigkeit und stellte das ganze Heer in Schlachtordnung. Sein erstes war, als ihm sein Pferd vorgeführt wurde, daß er sein Schwert zog und mit den Worten, siege er, so werde er viele gute Pferde haben, die der Feinde nämlich, unterliege er aber, so brauche er keins, das Pferd niederstach. Hierauf drängte er durch viele Waffen und Wunden gegen Crassus selber los, erreichte ihn zwar nicht, tötete aber zwei Centurionen, die ihm entgegentraten, und als schließlich alle um ihn flohen, stand er allein noch und wurde von vielen umringt und, sich immer noch wehrend, niedergehauen.“

Appian, Emphylia [Ἐμφύλια; Bürgerkriege; lateinischer Titel: Bella civilia] 1, 120 [557 - 558]

Appian von Alexandria, Römische Geschichte. Übersetzt von Otto Veh. Durchgesehen, eingeleitet und erläutert von Kai Brodersen. Teil 2: Die Bürgerkriege. Stuttgart : Hiersemann, 1989 (Bibliothek der griechischen Literatur ; Band 27), S. 93:  

„Nun begrub Spartacus alle Hoffnungen und nahm mit seinen selbst damals noch starken Streitkräften den Kampf mit Crassus auf. Es wurde ein langes, schweres Ringen, wie es bei der verzweifelten Stimmung so vieler Tausenden nicht anders zu erwarten war; dabei wurde Spartacus von einer Lanze am Schenkel verwundet und sank aufs Knie, hielt aber auch dann noch seinen Schild den Angreifern entgegen und setzte den Kampf fort, bis er selbst und eine große Schar den Tod fanden. [558] Der Rest seines Heeres, nunmehr in Auflösung, wurde massenweise hingeschlachtet, so daß man bei den Feinden die Zahl der Gefallenen nicht einmal genau feststellen konnte, während sich die Verluste der Römer auf etwa 1000 Mann beliefen. Spartacus' Leiche blieb unauffindbar.“

Eine völlig zuverlässige und sichere Information ist nicht möglich. Eine offene Frage ist, inwieweit Soldaten, die Zeugen der Ereignisse waren, davon erzählt haben und genau dies in einer wahrheitsgemäßen Fassung in die Überlieferung gekommen ist. So gibt es in den erhaltenen Darstellungen eine Abweichung, ob die Mitkämpfer des Spartacus, die an seiner Seite waren, schließlich geflohen sind oder bis zu ihrem Tod weitergekämpft haben.

Anzeichen, eine Tötung des Spartacus durch Fußsoldaten für wahrscheinlicher zu halten sind:

1) Ein ohne Pferd, zu Fuß, gegen feindliche Reiterei unternommener Versuch, die römischen Reihen zu durchbrechen, ist wenig einleuchtend.

2) Spartacus hat 2 Centurionen getötet und diese waren Anführer von Fußsoldaten (eine Zenturie [centuria] war usprünglich eine militärische Einheit von 100 Mann, in der Zeit der späten römischen Republik betrug ihre Sollstärke 80 Mann, eine Legion hatte gewöhnlich 10 Kohorten und 1 Kohorte 6 Centurionen; in der Reiterei gab es Decurionen, ein Decurio war Anführer einer Gruppe vom 10 Mann).

Es gibt ein auf das 1. Jahrhundert v. Chr. datiertes Fresko (Wandgemälde), das 1927 bei Ausgrabungen in Pompeii entdeckt worden ist und auf dem ein von einem Reiter verfolgter Reiter abgebildet ist. Der Verfolger trifft mit einem Speer den anderen Reiter im Oberschenkelbereich. Aufschriften in oskischer Sprache benennen sie als Spartaks und Pheli[cs Pompai]anos (lateinisch ergibt sich daraus Spartacus und Felix Pompeianus). Es hat Deutungen gegeben, dies auf den letzen Kampf des Spartacus zu beziehen. Dies ist aber auf Zweifel getroffen und wird angefochten. Spartacus kann auch ein anderer Namensträger sein als der berühmte Anführer des Sklavenaufstandes 73 – 71 v. Chr., der Name war bei Thrakern verbreitet. Auf der Seite steht ein Trompeter und die Szenen auf dem Fresko beziehen sich wohl auf Gladiatorenkampf, nicht auf eine militärische Schlacht. Überlegt wird auch eine Darstellung einer Auseinandersetzung zwischen einem Räuber vom Typ ‚Spartacus' mit einem – erfolgreichen – Reiter aus Pompeii.

Bücher, die zur Information in Bibliotheken enthalten sind:

Michael Zahnt, Spartacus – der peinliche Krieg gegen die Sklaven. In: Erinnerungsorte der Antike. Herausgegeben von Elke Stein-Hölkeskamp und Karl-Joachim Hölkeskamp. Band 1: Die römische Welt. München : Beck, 2006, S. 228 – 229:  

„Aber die endgültige Entscheidung war nicht mehr aufzuhalten, wobei unsicher ist, ob Spartacus diese im Wissen um die zunehmende Aussichtslosigkeit der Lage gesucht oder ob die Sklaven sie im Rausch des gerade errungenen Teilerfolges erzwungen hatten. Auch war inzwischen Pompeius in Oberitalien angelangt und brannte darauf, maßgeblich zur Beendigung des Sklavenkrieges beizutragen. Dies war wiederum für Crassus Anlaß, nun seinerseits so bald wie möglich die Entscheidung zu suchen. Sie fiel im nördlichen Lucanien im Quellgebiet des Silarus (heute Sele). Erneut ist dem dramatischen Schlachtbericht kaum mehr zu entnehmen, als daß Spartacus dem Endkampf nicht auswich und sich mitten durch das Schlachtgewühl den Weg zu Crassus gebahnt, zwei Centurionen getötet und dann trotz einer Verwundung tapfer weitergekämpft haben soll, bis er der Übermacht erlag. Wie es sich für einen Heroen seinesgleichen gehört, konnte seine Leiche später nicht gefunden werden. Tatsächlich wäre es auch schwer gewesen, sie zu entdecken, wenn wirklich, wie es die livianische Tradition will, 60000 gefallene Sklaven das Schlachtfeld bedeckten, während nach Aussage Appians von Crassus' Soldaten nur 1000 Mann gefallen waren.“

Kai Brodersen, Ich bin Spartacus : Aufstand der Sklaven gegen Rom. Darmstadt : Primus-Verlag, 2010 (Geschichte erzählt ; Band 23). ISBN 978-3-89678-823-8

Spartacus fiel 71 v. Chr. in der Zweiten Schlacht am Silarus oder Schlacht von Lukanien, wo sein Sklavenheer gegen acht Legionen plus Verbündete des Befehlshabers Crassus deutlich verlor.

Die genauen Umstände seines Todes sind unbekannt und seine Leiche wurde nie gefunden.

Ob er also von Fußsoldaten getötet wurde oder nicht, ist reine Spekulation.

Da die Römer zu dieser Zeit nur eine sehr kleine Kavallerie hatten, ist es sehr wahrscheinlich, dass es Fußsoldaten waren, die ihn getötet haben.