Wurde schon mal ein Auto mit Golfball-Dimples im Windkanal getestet?
Es ist bekannt, dass ein glatter Golfball einen höheren Luftwiderstand hat als ein Ball mit diesen kleinen Grübchen (Dimples).
Wurde schon mal getestet, eine Auto-Karosserie so zu strukturieren? Natürlich sähe das gewöhnungsbedürftig aus, aber wenn es den Luftwiderstand deutlich verringern würde, wäre mir das egal. Gibt es dazu Untersuchungen?
3 Antworten
Versucht wurde es bestimmt mal. Ich schätze aber, dass man es beim Versuch gelassen hat.
Ein glatter Ball erzeugt eine laminare Luftströmung. Diese löst sich früher von der Balloberfläche, was eine große Totwasserzone und damit einen entsprechend hohen Gegendruck erzeugt.
Die kleinen Dellen im Golfball machen aus der laminaren Strömung eine turbulente. Diese löst sich später von der Balloberfläche. Die Totwasserzone ist dadruch kleiner und der Gegendruck geringer.
Ein Auto einfach überall mit Dimples zu versehen bringt daher an den meisten stellen nichts, da die Totwasserzone im Wesentlichen nur am Heck auftritt. Der Golfball hat auch nur deshalb überall Dellen, weil er kein Vorne und Hinten hat, er ist ja eine Kugel. Ein Auto ist dagegen weit von der Kugelgestalt entfernt.
Wenn überhaupt würden Dimples als nur im Bereich des Hecks Sinn machen und dort auch nur da, wo sich die Strömungsline von der Oberfläche ablöst um die Totwasser zone etwas zu verkleiner. Da gehts geschätzt vielleicht um ein paar wenige Prozent. Wenn man bedenkt, dass Golfbälle durchaus mit 180 km/h durch die Luft fliegen, während Autos miest deutlich langsamer unterwegs sind, schmilzt der Effekt noch weiter dahin. Und insgesamt dürfte der Gesamtverbrauch des Wagens kaum spürbar reduziert werden.
Demgegenüber steht ein Design, was sich wohl kaum gut verkaufen lässt, eine aufwändigere Herstellung und eine aufwändigere Instandhaltung. Da ist es wensentlich einfacher die Form der Karosserie als ganzes für eine idealere Luftströmung zu designen, als an ein paar Stellen kleine Dellen einzubauen. Und einen noch größeren Effekt hat es, wenn der Fahrer sich dazu entschließt langsamer zu fahren, statt mit 150-250 km/h über die Autobahn zu jagen.
Ob Elektro oder Verbrenner ist dem Ludtwiderstand völlig egal.
Der Ludtwiderstand steigt quadratisch zur Geschwindigkeit an. Doppelte Geschwindigkeit = vierfacher Luftwiderstand = ungefähr vierfacher Verbrauch.
Heißt: Egal ob Strom oder Sprit, wer schneller fährt, kommt mit einer Tankfüllung weniger weit, was sich bei geringerer Tankkapazit eben schneller bemerkbar macht.
Mit dem Thema Geschwindigkeit wollte ich eher darauf hinaus, dass sich bei kleineren Geschwindigkeiten ohnehin eine kleinere Totwasserzone bildet. Der Effekt dürfte deutlich größer sein als im Vergleich mit Dimples.
Beim Verbrenner wird dieser Einfluß durch den besseren Wirkungsgrad des Motors bei höherer Last teilweise kompensiert
Mag sein, dass der Effekt den Verbrauch nicht ganz so schnell ansteigen lässt wie bei nem E-Motor, aber sparsamer wirds insgesamt trotzdem nicht.
Ein E-Motor läuft eigentlich immer mit einem deutlich höheren Wirkungsgrad, als es ein Verbrenner selbst im Optimum je könnte.
Es gibt Autos die nach einem Hagelschauer wie ein Golfball aussehen. Bisher hat man aber noch von niemanden gehört, dass danach der Verbrauch niedriger gewesen wäre.
Daran habe ich auch schon gedacht. Vielleicht haben die Hagelkorn-Dellen aber nur nicht die richtige Größe?
Ja, wurde probiert. Problem damit ist, dass der Golfball rund ist und der VW-Golf nicht! Ein Golfball wiegt auch nur ein paar Gramm, ein VW-Golf über eine Tonne! :-/
Danke, gute Erklärung.
Ich habe früher als Jugendlicher Flugmodelle gebaut. Damals gab es unter uns "Fliegern" einen Geheimtrick: man leimte einen dünnen Draht auf die Tragfläche auf, ein Stück vor der höchsten Wölbung. Das Ding nannte sich "Turbulator" und verbesserte in vielen Fällen das Flugverhalten ganz erheblich. Die Wirkung ist wahrscheinlich ähnlich wie die Dimples beim Golfball, obwohl ja eigentlich eine Tragfläche möglichst laminar umströmt werden sollte.
Dein Einwand mit der Geschwindigkeit ist völlig richtig. Am Elektroauto sieht man aber sehr deutlich, dass auch bei Geschwindigkeiten deutlich unter 150km/h die Umströmung des Autos alles andere als laminar ist, sonst wäre die Abnahme der Reichweite mit der Geschwindigkeit nicht dermaßen dramatisch. (Beim Verbrenner wird dieser Einfluß durch den besseren Wirkungsgrad des Motors bei höherer Last teilweise kompensiert, weshalb der Verbrauchsanstieg nicht dermaßen drastisch ist.)